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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Ritts machte sie keinen kranken oder angegriffenen Eindruck auf ihn. Der Glanz ihrer goldbraunen Haare war unvermindert, ihre Wangen hatten eine frische Farbe, und ihre Reaktionsschnelligkeit und rasche Auffassungsgabe hatten nicht nachgelassen.
    Auch freute es Reno, daß Eve genauso fasziniert von dem kargen Land war wie er. Ihre Fragen bewiesen es, ebenso ihr Schweigen, während sie die Gesteinsschichten studierte, auf die er sie aufmerksam machte, sich die ungeheuerlichen Kräfte vorzustellen versuchte, die sie erschaffen hatten.
    »Wie groß ist die Quelle?« wollte sie wissen.
    »Was hast du dir denn vorgestellt?«
    »Ein erfrischendes Bad.«
    Der Gedanke, Eve nackt in einem kristallklaren Teich baden zu sehen, hatte eine unglaublich erregende Wirkung auf Reno. Mit einem stillen Fluch zwang er seine Gedanken in eine andere Richtung, weg von der Erinnerung an ihre Knospen, die sich fest und feucht unter den hungrigen Liebkosungen seiner Lippen aufgerichtet hatten.
    Reno bemühte sich angestrengt, überhaupt nicht auf diese Weise an Eve zu denken. Es wirkte zu verdammt ablenkend. Er war ein Mann von ungewöhnlicher Selbstbeherrschung, und dennoch war er beim Aufwachen an diesem Morgen drauf und dran gewesen, die Arme nach Eve auszustrecken, sie an sich zu ziehen und sich nicht um seine Befürchtungen zu scheren wegen der Banditen, die ihnen auf den Fersen waren!
    »Möglich, daß du ein Vollbad in der Quelle nehmen kannst«, sagte er betont gleichmütig.
    Der schnurrende Laut von Wohlbehagen, den Eve hören ließ, trug nicht dazu bei, Renos heftige, begehrliche Gefühle für Eve zu dämpfen.
    »Ist die Quelle am Ende dieses Tals?« fragte sie.
    »Dies ist kein Tal. Wir befinden uns auf einem Hochplateau, auch mesa genannt.«
    Sie schaute Reno an, dann blickte sie den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    »Für mich sieht es aber wie ein Tal aus.«
    »Nur, wenn man aus dieser Richtung kommt«, erklärte er. »Wenn du dich aus der anderen Richtung näherst, aus der Wüste, fällt es dir sofort auf. Es ist, als kletterte man eine große, breite Stufe hinauf, und dann noch eine und noch eine, bis man Gebirgsausläufer erreicht und danach richtige Berge.«
    Eve schloß die Augen, erinnerte sich an die Landkarten in den Tagebüchern. Wie anders das Land für die Spanier ausgesehen haben mußte, die sich meistens aus einer anderen Richtung genähert hatten als der, die sie und Reno gewählt hatten!
    »Deshalb haben sie es auch Mesa Verde genannt«, sagte sie dann.
    »Was?«
    »Die Spanier. Sie haben die Mesa zum ersten Mal gesehen, als sie in der Wüste waren. Und verglichen mit der Wüste war das Hochplateau so grün wie Gras.«
    Reno nahm seinen Hut ab, setzte ihn sich wieder auf und betrachtete Eve lächelnd.
    »Das hat dich tagelang beschäftigt, stimmt’s?«
    »Jetzt nicht mehr«, erwiderte sie zufrieden.
    »Die Spanier waren vielleicht besessen von dem Gedanken an Gold, aber sie waren nicht verrückt. Wie etwas aussieht, hängt davon ab, wie man an die Sache herangeht, das ist alles.«
    »Bezieht sich das auch auf purpurfarbene Kleider?« fragte Eve.
    Kaum waren ihr die Worte entschlüpft, da bereute sie sie auch schon.
    »Du gibst wohl niemals auf, was?« fragte Reno kühl. »Nun, ich habe schlechte Neuigkeiten für dich. Ich auch nicht.«
    Danach hüllten sich beide lange Zeit in Schweigen. Die Stille wurde nur vom Klappern der Hufe unterbrochen, die in einem so vertrauten Rhythmus auf den harten Boden einhämmerten, daß es einem wie Herzklopfen vorkam, nur so lange unbeachtet, bis der Rhythmus sich plötzlich einmal änderte.
    Das Tal, das in Wirklichkeit kein Tal war, begann, rapide abzufallen. Als es sich in das Felslabyrinth hinunterneigte, veränderte sich die Landschaft, stieg zu beiden Seiten des ausgetrockneten Flußlaufs, dem Reno zu folgen beschlossen hatte, allmählich wieder an.
    Das Flußbett war von verkümmerten Pyramidenpappeln gesäumt, deren staubiggrüne Blätter zwar Schatten, aber wenig Kühle spendeten. Pflanzen, die Wasser an der Bodenoberfläche zum Überleben brauchten, waren schon lange verblüht und zu trockenen Stengeln verdorrt, die bei jedem Windzug raschelten und auf das Einsetzen der jahreszeitlich bedingten Regengüsse warteten.
    Je weiter sich das Flußbett nach Westen und Norden erstreckte, desto schmaler wurde es und desto höher wurden die Felsen zu beiden Seiten. Nach einer Weile löste Reno den Riemen, der seinen Revolver im Schulterhalfter festhielt, und zog sein Gewehr

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