Roulette der Liebe
etwas an den Fußabdrücken Renos Mißtrauen.
Er hatte sich schon oft Herden wilder Mustangs bedient, um die Spuren zu verwischen, die sein eigenes Pferd hinterlassen hatte. Es gab keinen Grund zu der Annahme, daß Slater sich beim Auslöschen seiner eigenen Spuren weniger geschickt anstellen würde. Aber Reno war nicht sicher, daß es ausgerechnet hier geschehen war.
Zögernd stand er auf, schwang sich in den Sattel und ritt das ausge-trocknete Flußbett entlang, zurück zu der Stelle, wo Eve und die Packpferde warteten. Nach dreißig Metern drehte er sich noch einmal um, um seine eigene Spur zu untersuchen. Darlings beschlagene Hufe hinterließen klare Abdrücke in der feuchten Erde am Rand der Quelle.
»Ist Slater hier gewesen?« fragte Eve, äußerlich ruhig und gelassen, als Reno zurückkehrte.
Er hatte diese Frage erwartet. Die Stunden und Tage während des Trecks hatten ihn gelehrt, daß Eve daran gewöhnt war, ihre Augen und ihren Verstand zu benutzen. Obwohl in den Tagebüchern keine Route eingezeichnet war, auf der Slater ihnen hätte zuvorkommen können, konnte man nicht völlig ausschließen, daß es doch eine gab.
Die Spanier hatten nicht alle Wege durch dieses wilde Land entdeckt. Auch die U.S. Army nicht. Aber die Indianer. Einige der Comancheros, die Slater begleiteten, konnten durchaus Dinge wissen, die keinem weißen Mann bekannt waren.
»Ich kann es anhand der Spuren nicht beweisen«, erwiderte Reno.
Eve stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
»Ich kann es aber auch nicht eindeutig widerlegen«, fuhr er fort. »Nicht alle von Slaters Männern reiten beschlagene Pferde.«
»Doch, in Canyon City schon.« Dann, bevor Reno es aussprechen konnte, fügte sie trocken hinzu: »Aber wir sind ja nicht mehr in Canyon City.«
Die Enden seines Schnurrbarts hoben sich, als er lächelte.
»Comancheros sind in Canyon City nicht willkommen«, erklärte Reno.
»Können die Spuren, die du gesehen hast, nicht auch von wilden Mustangs stammen?«
»Einige von ihnen sicher. Es gab aber auch welche, die tief in den Boden einschnitten.«
»Du meinst, wie von einem Pferd, das einen Reiter trägt?« wollte Eve wissen.
»Richtig. Oder wie von einem Pferd, das die Hufe in den Boden stemmt, um vor einem gereizten Nachbarn zurückzuweichen. An einer so kleinen Wasserstelle gibt es eine ganze Menge Gezwicke und Geraufe.«
Eve seufzte und leckte sich die trockenen Lippen.
»Keine Sorge, gata«, sagte Reno. »Ich habe nicht vor, dich zum Weiterreiten zu überreden, ohne daß du dein Bad genossen hast.«
Sie lächelte erfreut... und stellte überrascht fest, daß sie irgendwo unterwegs entlang der heißen, beschwerlichen Route zu der spanischen Goldmine ihre Abneigung gegen Renos Kosenamen für sie verloren hatte.
Oder vielleicht lag es einfach nur daran, daß seine Stimme diesen leicht zynischen, schneidenden Unterton verloren hatte, wenn er sie gata nannte. Jetzt klang seine Stimme heiser und zärtlich, als wäre Eve tatsächlich eine mißtrauische Katze, die er Schritt für Schritt näher zu sich heranzulocken versuchte, um sie ausführlich zu liebkosen.
Der Gedanke ließ eine heiße Röte in Eves Wangen steigen, die nichts mit der Hitze zu tun hatte, die die Felswände des Canyons zurückwarfen.
»Gib mir Deckung, während ich die Wasserkanister fülle«, sagte Reno. »Wenn ich damit fertig bin, tränke ich die Pferde, immer eins nach dem anderen.«
Als die Kanister gefüllt waren und Menschen und Pferde ihren Durst gestillt hatten und in den kleinen Nebencanyon zurückgekehrt waren, berührte die Sonne noch nicht einmal mehr die höchsten Spitzen der Felswände. Die Luft war still und unbewegt, denn kein Windhauch drang in den versteckt liegenden Canyon. Schatten breiteten sich von jeder Felsspalte aus, flossen ineinander und krochen in lautlosen Wellen immer höher an den Wänden hinauf. Hoch über ihnen schwelgte der Himmel in den leidenschaftlichen Farbschattierungen des Sonnenuntergangs.
Während Reno sich um die Pferde kümmerte, errichtete Eve hinter einem kleinen Felsblock ein Feuer. Der Rauch stieg nur wenige Meter senkrecht in die Höhe, verflüchtigte sich dann, und nichts blieb zurück, was ihre Anwesenheit verraten hätte, bis auf einen schwachen Duft von Pinienholz und Kaffee. Im Licht der spärlichen Flammen verzehrte Eve hastig ihr Abendbrot und suchte dann die Sachen zusammen, die sie für ihr »Bad« brauchte.
Schweigend beobachtete Reno, wie Eve mit einem Kanister, einer kleinen,
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