Roulette der Liebe
ernsthaft glaubte, sie brauche nur seine Hände in eine Schüssel mit Wasser zu stecken, um ihn davon abzuhalten, ihre sanften Kurven zu erforschen.
Das Gefühl von Eves Fingerspitzen auf seiner Kopfhaut ließ ein köstliches Prickeln über Renos Haut laufen. Im stillen verfluchte er seine ungebärdige Reaktion auf diese Frau. Wenn Eve es vorzog, seine Erregung zu ignorieren, dann würde er ganz sicher nicht ihre Aufmerksamkeit darauf lenken.
Er wollte ihr nicht noch mehr Gewalt über sich geben, als sie ohnehin schon hatte. Das Gefühl ihrer Finger, die sich in sein Haar gruben und sanft seine Kopfhaut massierten, erregte ihn so heftig, daß es fast schmerzte.
»Frierst du?« fragte Eve, als sie ein schwaches Zittern an Reno bemerkte.
»Nein.«
Renos Stimme klang zu heiser, aber er konnte es nicht ändern. Er beobachtete das Spiel des Mondlichts auf Eves Gesicht, während sie sich vorbeugte, nach rechts und links drehte und seinen Kopf mit ihren erstaunlich kräftigen Händen bearbeitete.
Erst da erinnerte Reno sich wieder an die aufgeplatzten Wunden, die er in ihren Handflächen bemerkt hatte. Er nahm eine ihrer Hände und drehte sie herum, hielt sie in das blasse Mondlicht. Obwohl die Blasen fast verheilt waren, wies ihre Haut noch immer deutliche Spuren der Schaufel auf, mit der sie die Gräber für die Lyons ausgehoben hatte.
»Tut es weh?« fragte Reno.
»Jetzt nicht mehr.«
Er ließ Eves Hand schweigend los.
Sie warf ihm einen argwöhnischen Blick zu, bevor sie nach dem Rasiermesser griff. Das leise Geräusch der Klinge beim Aufklappen des Messers hallte laut in der Stille der Nacht. Eve glitt prüfend mit der Fingerspitze über die Schneide. Trotz ihrer Vorsicht ritzte das Messer eine dünne Linie in ihre Haut.
»Verdammt«, murmelte sie. »Mach bloß keine plötzlichen Bewegungen. Das Rasiermesser ist sehr scharf.«
Renos Lächeln war wie eine schmale Scheibe des Mondscheins.
»Cal hat es für mich geschärft«, erklärte er. »Der Mann könnte sogar noch einen Ziegelstein scharf schleifen.«
Obwohl Eves Miene nichts verriet, spürte Reno, wie sie sich plötzlich verspannte.
»Was ist denn los?« wollte er wissen.
Sie blickte ihn aufmerksam an, fragte sich, wann er gelernt hatte, ihre Reaktionen so klar zu durchschauen.
»Bitte tu nichts, was mich... erschrecken könnte«, sagte sie schließlich.
»Was zum Beispiel?«
»Mich berühren.«
»Ich dachte schon, du würdest nie fragen«, meinte Reno schleppend und zog seine Hände aus dem Wasser.
»Das habe ich nicht gemeint«, erwiderte Eve hastig und trat einen Schritt zurück. »Nun ja, eigentlich schon, aber nicht auf diese Weise.«
»Entscheide dich.«
»Ich wollte damit sagen, daß du mich nicht anrühren sollst.«
Reno richtete sich kerzengerade auf.
»Wir haben eine Abmachung getroffen, gata, erinnerst du dich?«
Eve schloß die Augen.
»Ja«, murmelte sie. »Ich erinnere mich. Ich denke kaum an etwas anderes.«
Der Tisch gibt. Jeweils fünf Karten. Ein Royal Flush, oder du bist restlos pleite.
Setz alles ein, was du hast, oder scheide aus dem Spiel aus.
»Ich versuche gar nicht, unseren Handel rückgängig zu machen«, fuhr sie fort, »aber wenn du anfängst, mich zu berühren, werde ich nervös, und diese Klinge ist höllisch scharf.«
Wachsam betrachtete Eve den Mann, der unbeweglich dasaß und sie so verlangend anblickte, daß selbst die Dunkelheit es nicht verbergen konnte.
»Ich werde stillsitzen wie ein Fels«, sagte Reno mit tiefer, samtiger Stimme.
»In Ordnung.«
Eve atmete tief durch, um sich zu beruhigen.
Reno unterdrückte nicht den lustvollen Schauer, der ihn durchlief, als ihr warmer Atem über seine nackte Brust streifte.
»Bist du bereit?« fragte sie.
Er lachte. »Du hast ja keine Ahnung, wie bereit ich bin!«
Eve beugte sich vor und begann, Reno mit geschickten, vorsichtigen Bewegungen zu rasieren, wobei sie die Klinge zwischendurch immer wieder an dem Waschlappen abwischte. Während sie arbeitete, versuchte sie sich vorzustellen, dies sei genau wie bei den tausend anderen Malen, als sie Don Lyon rasiert hatte. Don hatte geschworen, daß ihre Hände ihm Glück brächten. Sie ließen ihn gepflegt und wohlhabend aussehen, wenn er sich zu einem Kartenspiel »überreden« ließ, mit wenig mehr als seinem aristokratisch wirkenden Äußeren und einer Handvoll Silbermünzen, die einer genaueren Prüfung nicht standgehalten hätten.
»Sitz jetzt ganz ruhig«, warnte Eve mit gedämpfter Stimme.
»Wie ein
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