Roulette der Liebe
Freiheit ihres Körpers einem anderen Mann gewähren, machte ihn wütend.
»Reno?« fragte sie. Ihre Lippen bebten, doch ihr Blick war ruhig und fest.
»Manche Leute erleben mehr Vergnügen miteinander als andere«, erklärte er schließlich. »Du machst mich heißer, als jede andere Frau es je vermocht hat. Und ich mache dich heißer als jeder andere Mann
zuvor.«
Er blickte in ihre klaren, goldenen Augen. »Deshalb hast du dich mir hingegeben. Nicht wegen der Pokerwette. Nicht aus Liebe. Nur aus Leidenschaft, schlicht und einfach.«
»Das ist der Grund, weshalb Männer und Frauen heiraten - aus Leidenschaft, schlicht und einfach?«
Wieder zögerte Reno.
»Es ist der Grund, weshalb Männer heiraten«, sagte er nach einer Pause. »Nur verdammt wenige Frauen brennen wirklich vor Leidenschaft.«
»Aber...«
»Sonst wären sie nicht in der Lage, sich so lange zurückzuhalten, bis sie einen Mann vor den Altar geschleppt haben«, fuhr er fort. »Aber sie bringen es irgendwie fertig, nicht wahr?«
Reno sah den Schmerz in Eves Augen und erschrak. Er hatte sie nicht vor den Kopf stoßen wollen mit seiner unverblümten Erklärung über die Natur von Mann und Frau und die Illusion, die Liebe genannt wurde. Aber er hatte Eve verletzt.
Wieder einmal.
»Mein Zuckerschatz«, sagte er und küßte sie sanft auf die Schläfe. »Würdest du dich besser fühlen, wenn ich dir süße Lügen über Liebe
erzählte?«
»Ja!«
Dann lachte Eve traurig und schüttelte den Kopf.
»Nein«, gestand sie. »Weil ich weiß, ich würde dir mit aller Macht glauben wollen, und dann würde ich eines Tages aufwachen und sehen, daß dein Pferd gesattelt ist und du bereit zum Aufbruch bist, und ich würde wissen, daß es alles nur Lügen waren.«
»Ich denke gar nicht daran, mein Pferd zu satteln!«
»Wir haben die Mine noch nicht gefunden, nicht?«
Sanft machte Eve sich aus seiner Umarmung frei und blickte ihn mit ruhigen Augen traurig lächelnd an. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen Und küßte flüchtig seinen Mund.
»Danke für den Unterricht, Zuckerschatz. Jetzt sollten wir uns lieber wieder daran machen, die Mine zu finden. Ich habe gerade so viel gelernt, wie ich an einem Tag verkraften kann.«
16. Kapitel
Am nächsten Tag folgten Eve und Rene den Hinweisen des Zauberpriesters und steuerten einen alten, fast vergessenen Weg an, der über das Plateau führte. Spät am Nachmittag drehte Reno sich zu Eve um und brach das kameradschaftliche Schweigen, das zwischen ihnen entstanden war, während sie durch das wilde Land ritten.
»Der Schamane sagte, ich müßte dich unbedingt zu einem besonderen Ort bringen«, erklärte er.
»Wo?« fragte Eve überrascht.
»Ungefähr eine Meile voraus. Du wartest hier, während ich die Stelle auskundschafte. Ich möchte nicht, daß dich die Rache irgendeines alten Schamanen erwischt.«
Reno brauchte nicht lange für seinen Erkundungsritt. Kaum mehr als zehn Minuten waren verstrichen, als er wieder zurückkehrte. Er zügelte sein Pferd neben Eve, sah die stummen Fragen in ihren Augen und streckte den Arm nach ihr aus. Er beugte sich zu ihr hinüber und legte seine Hand um ihren Nacken. Er zog sie an sich. Sein Kuß war leidenschaftlich, und als er Eve losließ, warf sie ihm einen Blick zu, der beides war - verwirrt und hungrig.
Reno lächelte. »Hast du gedacht, es würde aufhören, wenn man einmal befriedigt war?«
Eve errötete.
»Ich glaube nicht, daß die Sache viel mit Denken zu tun hatte«, erwiderte sie bei der Erinnerung an ihre leidenschaftliche Hingabe gestern am Wasserfall.
Reno lachte.
»Ich liebe es, dich zu necken«, sagte er. »Es ist direkt ein Wunder, daß ich dich heute morgen nicht auf die Weise geweckt habe, wie ich es eigentlich vorhatte.«
»Und wie wolltest du mich wecken?«
»Von innen.«
Eves Wangen färbten sich noch ein wenig dunkler, doch sie konnte sich nicht helfen, sie mußte lachen. Reno war heute so ganz anders zu ihr, fast so, als machte er ihr den Hof. Dann fiel ihr wieder ein, was er einmal über das Werben um eine Frau gesagt hatte, und ihr Lachen
verblaßte.
Den Hof macht man einer Frau, die man heiraten möchte. Das hier war nur ein kleines Scharmützel vor dem Frühstück mit einem Saloon-
girl.
»Aber dann dachte ich, es wäre noch zu früh«, fuhr Reno fort. »Du bist so eine zarte kleine Knospe. Ich will dich nicht verletzen.«
Obwohl Renos Worte neckend klangen, blickten seine Augen ernst. Eve wußte, er machte sich immer noch Vorwürfe
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