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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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Maître seine Bekannten auf, unter andern den Pater Caton, einen Franziskaner, von dem noch in der Folge die Rede sein wird, und den Abbé Dortan, Grafen von Lyon. Beide nahmen ihn zwar gut auf, verriethen ihn aber, wie man sogleich sehen wird; sein Glück war bei Herrn Reydelet erschöpft.
    Zwei Tage nach unserer Ankunft in Lyon wurde Le Maître, als wir eben durch eine kleine Straße unweit unserer Herberge schritten, von einem seiner Anfälle überrascht, und dieser war so heftig, daß ich darüber von Schrecken ergriffen wurde. Ich stieß einen Schrei aus, rief nach Hilfe, nannte seine Herberge und bat, ihn dorthin zu schaffen. Während sich nun um den mitten auf der Straße besinnungslos und schäumend umgesunkenen Mann viele Leute hilfsbereit sammelten, wurde er von dem einzigen Freunde, auf den er hätte zählen müssen, erbarmungslos verlassen. Ich benutzte den Augenblick, wo niemand auf mich achtete, lief um die Straßenecke und verschwand. Dem Himmel sei Dank, habe ich auch dieses dritte saure Geständnis abgelegt, hätte ich noch viel ähnliches zu gestehen übrig, würde ich die begonnene Arbeit nicht fortsetzen.
    Von allem, was ich bisher bekannt habe, sind an allen Orten, wo ich gelebt, einige Spuren zurückgeblieben; was ich jedoch in dem folgenden Buche mitzutheilen habe, ist fast völlig unbekannt. Es sind die größten Thorheiten in meinem Leben, und es ist ein Glück, daß sie nicht einen schlimmeren Ausgang genommen haben. Aber mein nach dem Tone eines fremden Instruments gestimmter Kopf hatte seine eigene Stimmung und Denkweise verloren; er kam jedoch wieder von selbst zu ihr, und dann hörte ich mit meinen Thorheiten auf oder beging nur noch solche, die mit meinem Wesen mehr in Einklang standen. Dieser Abschnitt meiner Jugend ist der, von welchem ich die unklarsten Vorstellungen habe. Es ist darin fast nichts vorgefallen, was meinem Herzen interessant genug gewesen wäre, um es mir in der Erinnerung immer wieder zu vergegenwärtigen, und es ist schwer, daß ich bei dem unaufhörlichen Gehen und Kommen, bei den vielfachen, sich schnell folgenden Lebenswechseln nicht einige Verrückungen von Zeit oder Ort machen sollte. Ich schreibe lediglich nach dem Gedächtnisse, ohne schriftliche Aufzeichnungen, ohne Anhaltspunkte für die Erinnerung. In meinem Leben giebt es Ereignisse, die mir so gegenwärtig sind, als hätten sie sich eben erst begeben; allein es kommen auch Lücken und leere Stellen vor, die ich nur mit Erzählungen auszufüllen vermag, welche eben so verworren sind wie die nur davon gebliebene Erinnerung. Ich habe also hier und da Irrthümer begehen können und kann sie über Kleinigkeiten noch jetzt begehen, bis zu der Zeit, wo ich zuverlässigere Aufschlüsse über mich habe; in allem jedoch, was für den Gegenstand wirklich von Wichtigkeit ist, bin ich gewiß, genau und treu zu sein, wie ich es in allem zu sein mich stets bestreben werde, darauf kann man sich verlassen.
    Sobald ich Herrn Le Maître verlassen hatte, faßte ich den Entschluß, nach Annecy zurück zu kehren. Der Grund und das Geheimnisvolle unserer Abreise hatten mich nur an die Sicherheit unserer Flucht denken lassen, und dieser Gedanke, der mich gänzlich beschäftigte, hatte mich einige Tage lang, von dem, der mich zurückzog, abgelenkt; sobald indessen die erlangte Sicherheit mir größere Ruhe einflößte, machte das mich beherrschende Gefühl sich wieder in seiner alten Stärke geltend. Nichts ergötzte mich, nichts brachte mich in Versuchung, ich hatte keinen anderen Wunsch, als zu Mama zurückzukehren. Die Zärtlichkeit und Aufrichtigkeit meiner Zuneigung zu ihr hatten in meinem Herzen alle Pläne der Einbildungskraft, alle Thorheiten des Ehrgeizes ertödtet. Ich sah kein anderes Glück mehr als das, an ihrer Seite zu leben, und ich that keinen Schritt ohne zu fühlen, daß ich mich von diesem Glück entfernte. Deshalb kehrte ich, sobald es mir möglich war, zu ihr zurück. Meine Heimreise war so schnell, und mein Geist so zerstreut, daß, obgleich ich mich aller meiner übrigen Reisen mit so vieler Freude erinnere, von dieser nicht das Geringste in mir haften geblieben ist; ich entsinne mich nur meiner Abreise von Lyon und meiner Ankunft in Annecy. Man stelle sich selber vor, ob letztere hat je meinem Gedächtnisse entfallen können! Bei meiner Heimkunft traf ich Frau von Warens nicht mehr an; sie war nach Paris abgereist.
    Ich habe das Geheimnis dieser Reise nie vollständig erfahren. Sie würde es mir, dessen

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