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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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in Töne um, die dem Pfeifen auf einem Schlüssel glichen, und er hatte die größte Mühe, wieder in seinen Baß zu verfallen.
    Bei diesem Aeußern, wie ich es ohne die geringste Uebertreibung geschildert habe, war Herr Simon galant, ein großer Bewunderer der Frauenwelt und in seinem Anzuge bis zur Koketterie sorgfältig. Da er seine Vorzüge geltend zu machen suchte, gab er seine Audienzen gern morgens im Bette, denn wenn man auf dem Kopfkissen einen schönen Kopf erblickte, so konnte niemand denken, daß damit alles abgemacht war. Dies rief mitunter Auftritte hervor, deren sich sicherlich noch ganz Annecy erinnert.
    Eines Morgens, als er in oder vielmehr auf diesem Bette in hübscher, sehr feiner und blendend weißer Nachtmütze, die mit zwei mächtigen Schleifen von rosafarbigem Bande verziert war, die Parteien erwartete, trifft ein Bauer ein und klopft an die Thür. Die Magd war ausgegangen. Der Herr Amtsrichter ruft, als von neuem geklopft wird: »Herein!« und zwar, weil er sich ein wenig zu sehr anstrengt, mit seiner gellenden Stimme. Der Mann tritt ein, er sieht sich um, wo diese Frauenstimme herkommt, und als er im Bette eine Nachtmütze mit riesigen Schleifen erblickt, will er sich wieder mit großen Entschuldigungen gegen die gnädige Frau herausbegeben. Herr Simon wird ärgerlich und schreit nur um so kreischender. Da der Bauer dadurch in seiner Ansicht bestätigt wird und sich für beleidigt hält, schimpft er ihn aus, sagt, er sei augenscheinlich nur eine liederliche Dirne, und der Herr Amtsrichter führe keinen erbaulichen Wandel. Dieser gerieth außer sich, und da er keine andere Waffe als seinen Nachttopf hatte, wollte er ihn dem armen Manne an den Kopf werfen, als seine Haushälterin glücklicherweise herbeikam.
    Dieser kleine, von der Natur leiblich so vernachlässigte Zwerg war dafür geistig entschädigt worden, und seine schönen Anlagen hatte er sorgfältig ausgebildet. Obgleich er in dem Rufe eines ziemlich tüchtigen Juristen stand, liebte er sein Fach doch nicht. Er hatte sich auf die schöne Literatur geworfen und in ihr recht glückliche Erfolge erzielt. Er hatte sich namentlich ihre glänzende Oberfläche angeeignet, diese duftende Würze, welche erst dem Umgange, selbst dem mit Frauen, den rechten Reiz verleiht. Er kannte alle Anekdoten der Ana, jener bekannten Sammlung witziger Einfälle, und noch vieler anderer auswendig und besaß die Kunst, sie richtig anzubringen, wobei er sie anziehend, mit einer gewissen Nichtigkeit und in einer Weise erzählte, als ob das, was vor sechzig Jahren vorgefallen, eine Anekdote von gestern wäre. Er verstand sich auf Musik und sang mit seiner Männerstimme angenehm; kurz, für einen Beamten hatte er viele hübsche Talente. Da er den Damen von Annecy beständig den Hof machte, war er unter ihnen in die Mode gekommen; sie führten ihn in ihrem Gefolge wie einen kleinen Affen mit sich. Er rühmte sich sogar seines Glückes in der Liebe und das belustigte sie ungemein. Eine Frau von Epagny sagte, für ihn bestände die höchste Gunst darin, einer Frau das Knie küssen zu dürfen.
    Da er gute Bücher kannte und gern von ihnen redete, so war ein Gespräch mit ihm nicht allein unterhaltend, sondern auch belehrend. Als mir später das Studium Freude machte, pflegte ich die Bekanntschaft mit ihm und befand mich dabei sehr gut. Ich besuchte ihn zuweilen von Chambery aus, wo ich mich damals aufhielt. Er lobte meinen Eifer und fachte ihn noch mehr an und gab mir in Bezug auf meine Lektüre gute Rathschläge, die mir oft nützlich waren. Leider wohnte in diesem so schwächlichen Körper eine sehr gefühlvolle Seele. Einige Jahre nachher hatte er ich weiß nicht was für ein schlimmes Abenteuer, welches ihn in einen solchen Kummer versetzte, daß er darüber starb. Es war Schade, er war wirklich ein guter kleiner Mann, den man anfänglich auslachte und schließlich lieb gewann. Obgleich sein Leben nur in geringe Berührung mit dem meinigen gekommen ist, habe ich es doch um der vielen nützlichen Lehren willen, die ich von ihm empfangen, für meine Pflicht gehalten, sein Gedächtnis in ehrender Weise zu erneuern.
    Sobald ich frei war, eilte ich in die Straße des Fräulein Galley, indem ich mich der Hoffnung hingab, daß ich jemanden hineingehen oder herauskommen oder wenigstens ein Fenster öffnen sehen würde. Nichts; keine Katze wurde sichtbar, und während der ganzen Zeit meines Weilens blieb das Haus so verschlossen, als wäre es völlig unbewohnt. Die Straße

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