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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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ziemlich gut; wir besuchten uns bisweilen gegenseitig zu Tische. Ich weiß nicht, weshalb sie sich um mich kümmerten; ich für meine Person kümmerte mich um sie nur, weil sie Schach spielten, und um zu einer kleinen armseligen Partie zu gelangen, hielt ich vier Stunden Langeweile aus. Da sie sich überall eindrängten und in alles mischen wollten, nannte sie Therese die Fraubasen, und dieser Name ist ihnen in Montmorency geblieben.
    Dies waren nebst meinem Wirthe, Herrn Mathas, der ein guter Mensch war, meine Hauptbekanntschaften auf dem Lande. In Paris blieben mir außer dem Kreise der Schriftsteller, aus dem ich nur den einzigen Duclos als Freund rechnen konnte, noch Bekanntschaften genug übrig, um dort, wenn ich wollte, angenehm zu leben. Deleyre war noch zu jung, und obgleich er sich, als er die Machinationen der philosophischen Sippschaft wider mich aus der Nähe gesehen, völlig von ihr getrennt hatte, oder ich es wenigstens so glaubte, so konnte ich doch nicht die Leichtigkeit vergessen, mit der er sich bei mir zum Sprachrohre aller dieser Beute gemacht hatte.
    Zunächst hatte ich meinen alten, achtungswerthen Freund Roguin. Er war ein Freund aus der guten Zeit, den ich nicht meinen Schriften, sondern mir selbst verdankte und mir aus diesem Grunde immer bewahrt habe. Ich hatte ferner den guten Lenieps, meinen Landsmann, und seine damals noch lebende Tochter, Frau Lambert. Ich hatte einen jungen Genfer, Namens Coindet, einen dem Anscheine nach guten Jungen, der gefällig, dienstfertig und zuvorkommend, aber auch unwissend und eingebildet, leckerhaft und gefallsüchtig war. Er hatte mich gleich im Anfange meines Aufenthalts auf der Eremitage besucht und sich bei mir, obgleich er sich ganz allein eingeführt, wider meinen Willen bald fest eingenistet. Er fand etwas Gefallen am Zeichnen und kannte die Künstler. Bei den Kupferstichen für die »Julie« war er mir nützlich; er übernahm die Besorgung der Zeichnungen und Platten, und entledigte sich dieses Auftrages sehr gut.
    Dann hatte ich das Haus des Herrn Dupin, das weniger glänzend als während der schönen Tage der Frau Dupin, durch die hervorragende Stellung der Herrschaft wie durch die Auswahl der sich dort zusammenfindenden Gesellschaft noch immer eines der besten Häuser von Paris war. Da ich niemanden den Vorzug vor ihnen gegeben und sie nur verlassen hatte, um frei zu leben, so war ich ihnen noch immer ein gern gesehener Freund und sicher, von Frau Dupin zu jeder Zeit wohl aufgenommen zu werden. Ich konnte sie sogar für eine meiner Nachbarinnen auf dem Lande ansehen, seit sie sich in Clichy eine Sommerwohnung eingerichtet hatten, wo ich mitunter einen oder zwei Tage zubrachte und mich auch noch öfter aufgehalten haben würde, wenn Frau Dupin und Frau Chenonceaux einträchtiger mit einander gelebt hätten. Aber die Schwierigkeit sich in demselben Hause unter zwei Frauen zu theilen, die nicht harmonirten, machte mir Clichy zu lästig. Mit Frau von Chenonceaux durch eine noch engere und vertrautere Freundschaft verbunden, hatte ich das Vergnügen, sie mit mehr Freiheit in Deuil zu sehen, wo sie fast vor meiner Thür ein Häuschen gemiethet hatte, und sogar in meiner eigenen Wohnung, da sie mich ziemlich häufig besuchte.
    Dazu hatte ich Frau von Créqui, die sich auf die Frömmigkeit verlegt und seitdem aufgehört hatte, die d'Alembert, die Marmontel und die Mehrzahl der Schriftsteller zu sehen, ausgenommen, wie ich glaube, den Abbé Trublet, der zu der damaligen Sorte von Scheinheiligen gehörte und ihr selber starke Langeweile einflößte. Ich für meine Person, den sie aufgesucht hatte, verlor weder ihr Wohlwollen noch den steten brieflichen Verkehr mit ihr. Als Neujahrsgeschenk sandte sie mir junge gemästete Hühner aus dem Mans und hatte sich vorgenommen, mich im folgenden Jahre zu besuchen, als eine Reise der Frau von Luxembourg die ihrige durchkreuzte. Ich kann nicht umhin, ihr hier eine besondere Stelle zu gewähren; in meinen Erinnerungen wird sie stets eine hervorragende einnehmen.
    Endlich hatte ich einen Freund, den ich, wenn ich von Roguin absehe, hätte obenan stellen müssen, meinen alten Collegen und Freund Carrio, einstigen Titularsecretär bei der spanischen Gesandtschaft in Venedig, später in Schweden, wo er als Geschäftsträger seines Hofes fungirte, und endlich zum wirklichen Gesandtschaftssecretär in Paris ernannt. Er überraschte mich in Montmorency, als ich es am wenigsten vermuthet hätte. Er war mit einem spanischen

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