Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
Vom Netzwerk:
gehen konnte. Er ließ ihn den »Emil« vor seinem Erscheinen lesen. Als ihm Herr von Blaire denselben zurückgab, sagte er zu ihm folgende Worte, die mir noch an demselben Tage mitgetheilt wurden: »Herr Mathas, dies ist ein sehr schönes Buch, von dem aber binnen kurzem mehr geredet werden wird, als es dem Verfasser zu wünschen ist.« Als er mir diese Aeußerung anvertraute, lachte ich nur darüber und erblickte darin nichts Anderes als die Wichtigthuerei eines richterlichen Beamten, der bei allem etwas Geheimes wittert. Alle beunruhigende Aeußerungen, die mir berichtet wurden, machten keinen Eindruck mehr auf mich, und weit davon entfernt, in irgend einer Weise das Unglück, das schon dicht vor der Thüre stand, vorauszusehen; überzeugt von der Nützlichkeit und Schönheit meines Werkes; voller Gewißheit, in keiner Hinsicht etwas verabsäumt zu haben; mich vollkommen, wie ich Grund zu haben glaubte, auf den ganzen Einfluß der Frau von Luxembourg und sogar auf die Gunst des Ministeriums verlassend, zollte ich mir selbst Beifall zu dem gefaßten Entschlusse, mich inmitten meiner Triumphe und nach Vernichtung meiner Neider zurückzuziehen.
    Nur eines beunruhigte mich beim Erscheinen dieses Buches, und zwar nicht in Bezug auf meine Sicherheit, sondern im Hinblick auf die Gefühle meines Herzens. Auf der Eremitage wie in Montmorency hatte ich aus der Nähe und mit Entrüstung die Plackereien gesehen, welche eine eifersüchtige Sucht, für die Vergnügungen der Fürsten zu sorgen, über die unglücklichen Landleute bringt, die den Wildschaden auf ihren Feldern dulden müssen, ohne sich seiner anders als durch Lärmmachen erwehren zu dürfen und deshalb die Nächte in ihren Bohnen und Erbsen mit Kesseln, Trommeln und Klingeln zubringen müssen, um die wilden Schweine fern zu halten. Zeuge der barbarischen Härte, mit der der Herr Graf von Charolois diese armen Leute behandeln ließ, hatte ich am Ende des »Emil« diese Grausamkeit angegriffen. Wieder eine Verletzung meiner Lebensregeln, die nicht unbestraft geblieben ist. Ich vernahm, daß die Beamten des Prinzen von Conti auf seinen Gütern nicht weniger hart verfuhren. Ich zitterte, daß dieser Fürst, für den ich von Hochachtung und Dankbarkeit durchdrungen war, auf sich beziehen könnte, was mir die empörte Menschlichkeit gegen seinen Oheim auszusprechen eingegeben hatte, und er sich deshalb beleidigt fühlte. Da mich mein Gewissen jedoch hierüber vollkommen beruhigte, so gewann ich auf dieses Zeugnis hin wieder meine volle Sicherheit, und ich that wohl daran. Wenigstens habe ich nie erfahren, daß dieser große Fürst dieser Stelle, die längst niedergeschrieben war, ehe ich die Ehre hatte, mit ihm bekannt zu werden, die geringste Beachtung geschenkt hätte.
    Wenige Tage vor oder nach der Veröffentlichung meines Buches, denn ich erinnere mich der Zeit nicht mehr ganz genau, erschien ein anderes Werk über den nämlichen Gegenstand, Wort für Wort aus meinem ersten Bande gezogen mit Ausnahme einiger Plattheiten, die man in diesen Auszug eingestreut hatte. Dieses Buch führte den Namen eines Genfers, der Balexsert hieß, und der Titel gab an, er hätte den Preis der Akademie zu Harlem gewonnen. Ich begriff leicht, daß diese Akademie und dieser Preis von einer ganz neuen Schöpfung herrührten, um dem Publikum das Plagiat zu verbergen; aber ich erkannte auch, daß hierbei schon früher irgend ein Betrug stattgefunden haben müßte, den ich nicht begriff, sei es nun durch die Mittheilung meines Manuscriptes, ohne welche dieser Diebstahl unmöglich gewesen wäre, sei es um die Geschichte dieses vermeintlichen Preises aufzubauen, der man doch irgend eine Grundlage geben mußte. Erst viele Jahre später errieth ich aus einem Worte, das Herr von Ivernois entschlüpfte, das Geheimnis und konnte mir die denken, die Herrn Balexsert in das Spiel gezogen hatten.
    Das dumpfe Brausen, das dem Sturme vorhergeht, begann vernehmlich zu werden, und alle einigermaßen scharfsichtige Leute sahen deutlich ein, daß ein Anschlag gegen mein Werk und mich im Werke wäre, der nicht säumen würde, plötzlich hervorzubrechen. Ich persönlich war freilich so sicher und dumm, daß ich, weit davon entfernt, mein Unglück vorauszusehen, auch da, als ich schon die Wirkungen fühlte, noch nicht einmal die Ursache ahnte. Zuerst verbreitete man mit ziemlicher Schlauheit, wenn man gegen die Jesuiten mit Strenge aufträte, dürfte man keine parteiische Nachsicht für Bücher und

Weitere Kostenlose Bücher