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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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die den Scenen gewiß nicht zur Unzierde gereichen, doch nur einen sehr mäßigen Erfolg hatte. Ich ersetzte Jelyotte's Recitativ wieder durch das meinige, genau in derselben Form, in der ich es zuerst aufgeschrieben hatte und in der es gedruckt ist. Dieses, wie ich offen bekenne, ein wenig französirte, das heißt durch die Darsteller etwas schleppend gesungene Recitativ hat, weit davon entfernt zu mißfallen, nicht weniger Beifall errungen als die Lieder und sogar beim Publikum wenigstens eben so viel Geltung gefunden. Ich widmete mein Stück dem Herrn Duclos, der es protegirt hatte, indem ich erklärte, daß dies meine einzige Widmung sein würde. Trotzdem habe ich mit seiner Zustimmung eine zweite gemacht, allein durch diese Ausnahme hat er sich geehrter fühlen müssen, als wenn ich keine gemacht hätte.
    Ich könnte über dieses Stück noch viele Anekdoten erzählen, aber die Mittheilung wichtigerer Dinge läßt mir nicht die Zeit, mich hier weitläuftiger über sie zu verbreiten. Dereinst werde ich vielleicht in dem Ergänzungsbande darauf zurückkommen. Eine kann ich jedoch nicht übergehen, die auf alles, was folgt, wird schließen lassen. Eines Tages nahm ich in dem Cabinette Holbachs die Musikalien desselben in Augenschein. Nachdem ich Stücke aller Art flüchtig überschaut, sagte er zu mir, indem er auf eine Sammlung Clavierstücke zeigte: »Dies sind nur für mich componirte Stücke; sie sind sehr ins Ohr fallend und recht singbar; niemand kennt sie und wird sie sehen als ich allein. Sie sollten sich eines davon zur Aufnahme in Ihr Ballet auswählen.« Da ich weit mehr Motive zu Liedern und Orchesterbegleitung im Kopfe hatte, als ich zu verwenden im Stande war, so fragte ich gar wenig nach den seinigen. Er wurde jedoch so dringend, daß ich aus Gefälligkeit ein Hirtenlied wählte, welches ich verkürzte und für das Auftreten der Freundinnen Collettens in ein Terzett umschrieb. Als ich einige Monate später und zwar zu der Zeit, in der man den »Wahrsager« aufführte, eines Tages Grimm besuchte, fand ich viele Leute um sein Klavier, von dem er sich bei meiner Ankunft schnell erhob. Indem ich mechanisch auf sein Notenpult hinblickte, sah ich, wie dieselbe Sammlung des Barons von Holbach gerade bei dem nämlichen Stücke aufschlagen war, welches er mir unter der Versicherung aufgedrängt hatte, daß es nie aus seinen Händen kommen würde. Etwas später sah ich diese Sammlung noch einmal aufgeschlagen auf dem Klaviere des Herrn von Epinay, an einem Tage, wo bei ihm musicirt wurde. Weder Grimm noch irgend ein anderer hat je von diesem Liede mit mir gesprochen, und ich selbst rede hier davon nur, weil sich einige Zeit nachher ein Gerücht verbreitete, daß ich gar nicht der Verfasser des »Dorfwahrsagers« wäre. Da ich mich nie durch mein Spiel hervortrat, so bin ich überzeugt, daß man, wenn ich mein Musiklexikon nicht herausgegeben, am Ende noch behauptet hätte, daß ich gar keine Musik verstände. [Fußnote: Ich sah es damals nicht vorher, daß man es schließlich trotz meines Lexikons behaupten würde.]
    Einige Zeit vor den Aufführungen des »Dorfwahrsagers« waren italienische Opernsänger in Paris angekommen, die man auf der Bühne der Oper spielen ließ, ohne die Wirkung vorherzusehen, die sie dort machen würden. Obgleich sie abscheulich waren, und das damals noch sehr ungeübte Orchester die Stücke, die sie gaben, nach Herzenslust versudelte, fügten sie der französischen Oper gleichwohl einen Schaden zu, den diese nie hat wieder gut machen können. Der Vergleich dieser beiden Musikarten, die sich an demselben Tage auf dem gleichen Theater hören ließen, öffnete die französischen Ohren; nach dem lebhaften und leidenschaftlichen Rhythmus der italienischen Musik konnte keines mehr das Schleppende der eigenen aushalten; nach dem Schlusse der italienischen Oper ging alles fort. Man war gezwungen, die Reihenfolge zu ändern und die italienische Oper an das Ende zu stellen. Man gab »Eglea«, »Pygmalion«, »Die Sylphide«, nichts schlug an. Der »Dorfwahrsager« allein hielt den Vergleich aus und etwas später gefiel namentlich die »Serva Padrona«. Als ich mein Zwischenspiel, wie ich es nannte, componirte, war mein Geist von den italienischen Opern erfüllt; sie waren es, die mir den Gedanken dazu eingaben, und ich war sehr weit davon entfernt vorherzusehen, daß es mit ihnen gleichzeitig zur Aufführung kommen würde. Wäre ich wirklich ein Plagiator gewesen, wie viele Entlehnungen wären

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