Roxane und der Hexer (German Edition)
Aber jetzt ist es Zeit zum Essen, Herr Thorn. Wir sehen uns dann im Speisesaal. «
Als der Psychiater gegangen war, saß Thorsten Thorn nachden k lich auf seinem Bett. Das hätte er sich denken können, als er Schultz-Breitenberg von seinem unheimlichen Erlebnis e r zählte.
Es klopfte an der Tür. Auf Thorns .Herein' kam Linda Scholz ins Zimmer. Sie trug das historische Gewand der Roxane, einen Traum aus blauer Atlasseide mit wallenden Rücken und tiefem Au s schnitt. Linda hauchte Thorn einen Kuss auf die Lippen.
» Was vergräbst du dich bei dem schönen Wetter im Zimmer? Geh doch spazieren, geh schwimmen oder fahr in die Stadt. Der Mark t platz soll wirklich sehr hübsch sein. Wir sehen uns gleich beim Essen. Ich ziehe rasch meine Jeans an. «
Schon war sie wieder draußen. Thorsten Thorn erhob sich, trat ans Fenster und blickte hinaus. Er reckte und streckte sich. Bei dem strahlend schönen Wetter schienen ihm die Ängste und Zweifel der Nacht fern und ohne Belang.
Plötzlich streifte ein kalter Hauch seinen Nacken. Er wirbe l te herum. Nichts war da. Trotzdem hatte er das Gefühl, e t was starre ihn an, belauere ihn. Er spürte, dass er nicht a l lein war.
Der kalte Schweiß brach ihm aus.
» Lass die Finger von Roxane « , sagte eine dumpfe Stimme. » Sonst wirst du es mit dem Leben bezahlen. «
Thorsten Thorn nahm seinen ganzen Mut zusammen und fragte: » Wer bist du und was willst du? Was habe ich dir getan? «
» Weißt du nicht, wer ich bin? Du hast mich in meiner leibl i chen Existenz gesehen, heute Nacht . Roxane gehört mir. Rühr sie nie wieder an, sonst wirst du sterben. «
Etwas streifte an Thorsten Thorn vorbei. Es war, als fli m mere die Luft im offenen Fenster.
Thorn stürzte ans Fenster, stemmte sich mit beiden Händen auf das Fensterbrett und schrie aus Leibeskräften : » Signefeu ! S i gnefeu ! «
Gellendes Gelächter antwortete ihm.
*
Auf dem Balkon nebenan standen zwei junge Schauspieleri n nen, brünett die eine, rothaarig die andere.
» Was machen Sie denn, Thorsten ?«, fragte die Rothaarige.
Es kostete Thorn viel Willenskraft, sich wieder in die G e walt zu bekommen.
» Was soll ich schon machen ?«, meinte er ein wenig gereizt. » Ich lerne meine Rolle. «
Er trat zurück ins Zimmer, steckte sich mit zitternden Fi n gern eine Zigarette an. Ich bin nicht verrückt, hämmerte er sich immer wieder ein, ich bin nicht verrückt. An wen sollte er sich wenden? Wer konnte ihm helfen?
Plötzlich kam ihm eine Erleuchtung. Das geheimnisvolle W e sen beanspruchte Linda Scholz, die es als Roxane bezeichnete, für sich. Alle Attacken auf Thorn, von dem Fausthieb angefa n gen bis zu der Warnung vor wenigen Minuten, waren eine Reakt i on auf Zärtlichkeiten, die Thorn und Linda ausgetauscht hatten.
Er musste herausfinden, was dahinter steckte. Der alte Pfa r rer in der Stadt fiel Thorn ein. Der Drehbuchautor hatte in der Pfarrhauschronik gestöbert und von dem Pfarrer manches Intere s sante erfahren.
Thorn zog ein frisches Hemd an, steckte Schlüssel und Autop a piere ein und ging in den Speisesaal.
Während des Essens fühlte er sich wie ausgeschlossen. Die ä n dern lachten, scherzten, sprachen über ihre Arbeit. Drei Ei n stellungen hatten sie am Vormittag abgedreht. Am Nachmittag sollten Außenaufnahmen auf Burg Falkenfels gedreht werden.
Thorns Fehlen hatte den ursprünglichen Drehplan erheblich verändert. Thorn spürte, wie Dr. Heydenreichs und Schultz-Breitenbergs Blicke auf ihm ruhten. Der eine sah ihn forschend an, der andere besorgt.
Nach dem Essen wartete Thorn nicht, bis die kurze Mittagspa u se der ändern vorbei war. Er bot Dr. Heydenreich an, mit ihm in die Stadt zu fahren. Der Psychiater stimmte sofort zu.
Wenige Minuten später saßen sie in Thorns hellrotem Wagen und fuhren los. Der asphaltierte, schmale Weg führte am Wal d rand vorbei.
Thorn sah fünf Autos und einen Ambulanzwagen am Straßenrand stehen. Er hielt, stieg aus. Eine Gruppe von Männern stand im Wald. Thorn erkannte den Polizeihauptmeister, der am Tag zuvor im Galgenwirtshaus mit ihm und dem Regisseur gesprochen hatte, als man den Toten abholte.
Er trat zu den Männern. Dr. Heydenreich folgte ihm.
Thorn sah einen Mann am Boden liegen. Zwei Sanitäter sta n den bei ihm. Zwei andere Männer, offensichtlich Ärzte, beugten sich über den am Boden Liegenden. Sie hatten sein Hemd geöffnet, u n tersuchten ihn.
Man brauchte kein Arzt zu sein, um zu sehen, dass der Mann tot war. Die roten
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