Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
der geistige Panzer, mit dem er sich sonst abschirmte, durchlässiger wurde, während er sich abermals im Zimmer umsah. Selene, Kurt und Sam waren schon am Vortag abgereist. Nun war es an der Zeit, dass auch Gorgon und er gingen. Er konnte nicht länger warten.
» Das Flugzeug wird gerade aufgetankt?«, erkundigte sich Mencheres.
» Ja.«
Er schenkte Gorgon ein kühles Lächeln. » Du musst nicht mit mir kommen, mein Freund. Ich habe dir schon so oft gesagt, dass du dich nicht ausschließlich der Führung meines Haushalts widmen solltest.«
Gorgon erwiderte das Lächeln, sodass die Narbe auf seiner Wange in die Länge gezogen wurde. » Und ich habe geantwortet, dass es meine Sache ist, was ich mit meiner Zeit anfange.«
Als Mencheres’ Sippenmitglied war Gorgons Loyalität eine Selbstverständlichkeit, seine Freundschaft jedoch nicht. Genauso wenig wie seine aufrichtige Zuneigung und Anteilnahme. Anders als Furcht und Respekt konnte man die eben nicht erzwingen.
Mencheres sagte nichts, aber er war froh, Gorgon an seiner Seite zu haben, weil er wusste, dass der Vampir sich ihm nicht nur aus Pflichtgefühl verbunden fühlte. Hätte er Gorgon jetzt gesagt, welcher Trost er ihm die vergangenen schweren Jahrhunderte über gewesen war, hätte der nur noch hartnäckiger darauf bestanden zu bleiben… und seiner eigentlichen Bestimmung nicht folgen können.
» Warum weigerst du dich, mich zu bitten, dich aus meiner Sippe zu entlassen? Du weißt, ich würde dir deinen Wunsch gewähren. Du solltest schon längst dein eigener Herr sein.«
Gorgon drückte Mencheres’ Schulter. » Wenn du mich nicht mehr brauchst, werde ich gehen.«
Das würde sehr bald der Fall sein. Der Tod wartete auf ihn, ob er es nun darauf anlegte zu sterben oder nicht. Vielleicht sollte er es aussehen lassen, als hätte Radjedef ihn ermordet. Der Gedanke erfüllte Mencheres mit kalter Genugtuung. Du sehnst mein Ende herbei, Radje, aber wenn es kommt, werde ich dich mit in den Abgrund reißen.
Gorgons Handy klingelte. » Sicher der Pilot«, murmelte er und entfernte sich.
Mencheres gab sich große Mühe, die Blicke nicht noch einmal schweifen zu lassen, als er das Zimmer verließ und durch den Flur im zweiten Stock ging. In der Luft hing noch ein schwacher Limonenduft, eine Erinnerung an Kira, die im Raum schwebte wie ein Geist und ihn zu verspotten schien.
Mencheres beschleunigte seine Schritte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Wenn er das Haus erst verlassen hatte, würde er auch von der Erinnerung an Kira befreit sein und den seltsamen, hypnotischen Zauber durchbrechen können, der ihn gefangengenommen hatte. Er hatte keine Zeit dafür, sich vergeblich nach einer Frau zu verzehren, die nicht für ihn bestimmt war.
» Herr.«
Gorgons Stimme hallte durch das leere Haus und klang dabei so dringlich, dass Mencheres kehrtmachte und buchstäblich in den zweiten Stock zurück flog.
Mit versteinerter Miene hielt Gorgon ihm das Handy entgegen. » Der Anruf ist für dich.«
Kira beobachtete Flare schmerzverzerrt mit ihrem noch intakten Auge. Nachdem er Jennifer und sie die Treppe hinauf in einen Teil des Clubs gezerrt hatte, in dem außer zwei ebenfalls gewalttätigen Vampiren niemand sonst sich aufhielt, hatte er weiter versucht herauszufinden, welcher Vampir sie geschickt hatte. Sie hatte geschwiegen. Immer heftiger hatte er ihr Gesicht traktiert, aber sie wollte das Versprechen, das sie Mencheres gegeben hatte, nicht brechen. Schließlich hatte er ihre Hand genommen, sie in seiner Faust ganz langsam zermalmt und dabei die ganze Zeit gelächelt.
Die Schmerzen, die sie verspürt hatte, als ihre Knochen in seinem unnachgiebigen Griff zersplitterten, hatten alles bisher Erlebte übertroffen. Flare ließ ihre Hand nicht los, quetschte sie weiter mit einer Hand, während er mit der anderen ihren Rock hochzerrte.
» Wie wär’s, wenn ich dich jetzt ficke und dir bei jedem Stoß die Hand quetsche, hmm, Schätzchen?«, gurrte Flare.
Kira glaubte vor Schmerz ohnmächtig zu werden, was ihr ganz recht gewesen wäre, aber sie blieb bei Bewusstsein. Alles in ihr sträubte sich dagegen, ihr Wort zu brechen, aber diese Bestie meinte es ernst. Und seinem Gesichtsausdruck nach würde Flare auch noch seinen Spaß dabei haben.
» Mencheres«, keuchte sie. » Er hat mich nicht geschickt, aber… ich kenne Mencheres.«
Flare ließ sie so abrupt los, dass sie stürzte und ihr kurz schwarz vor Augen wurde. Als sie wieder sehen konnte, wechselte Flare
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