Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
schöpfte. Er war auf ihren Trick hereingefallen! Und jetzt geh einfach weg und lass mich allein, um meine Handtasche zu durchwühlen …
Den Gefallen tat ihr der Vampir zwar nicht, aber sie ließ sich nicht anmerken, wie enttäuscht sie war, als er ihre Pistole hervorzog und die Munition überprüfte.
» Die ist ja tatsächlich mit Silber geladen«, stellte er nachdenklich fest. » Und Jenny wolltest du mir auch abspenstig machen. Wer hat dich geschickt?«
» Niemand«, antwortete Kira, bemüht, ein ausdrucksloses Gesicht aufzusetzen, während ihr Herz vor Angst wie wild pochte. Die Ghule hatten ihr in Sekundenschnelle den Bauch aufgeschlitzt. Dieser Vampir konnte das auch. Jeden Augenblick konnte er ihr eine tödliche Verletzung beibringen, bevor sie überhaupt merkte, dass er sich bewegt hatte.
» Ich habe dich gefragt, wer dich beauftragt hat. Nur ein Vampir kann dir den Tipp mit den Silberkugeln gegeben haben. Wessen Schoßhündchen bist du, hmmm? Verrate mir einen Namen.«
» Es war kein Vampir. Ich bin Privatdetektivin. Jennifers Eltern haben meine Detektei beauftragt«, antwortete Kira so monoton wie möglich. Wenn sie ganz, ganz viel Glück hatte, würde sie der Vampir einfach nur weiter mit seinem Strahleblick fixieren, ihr sagen, sie hätte nichts gesehen und sie in dem Glauben, ihre Erinnerung gelöscht zu haben, ihrer Wege schicken. Sie könnte sich noch einmal richtig ins Zeug legen, um Mencheres ausfindig zu machen und später mit seiner Hilfe Jennifer retten…
» Bist ’ne heiße Braut«, stellte der Vampir fest und musterte sie eingehend. Er grinste mit gebleckten Fängen. » Allerdings ein bisschen zu alt, um hier arbeiten zu können. Meine Gäste stehen auf junge Dinger. Solche, die noch feucht hinter den Ohren sind– und anderswo auch.«
Er lachte über seinen eigenen derben Witz. Kira verzog keine Miene. Ganz genau, ich bin zu alt zum Strippen, und jetzt schick mich endlich weg.
» Aber sexy bist du trotzdem«, fuhr der Vampir fort. Wieder packte er sie beim Handgelenk, diesmal so fest, dass ihre Knochen zusammengequetscht wurden. » Und dass du lügst, sehe ich dir an deiner hübschen kleinen Nasenspitze an«, flüsterte er und riss Kira an sich.
Nach einem tiefen Atemzug blies er ihr seine Alkoholfahne entgegen. » Nach Vampir riechst du nicht, aber so was lässt sich leicht abwaschen, und irgendjemand muss dich geschickt haben«, redete er weiter. » Jemand, der dir das mit dem Silber verraten und genug Blut zu trinken gegeben hat, um dich gegen meinen Blick immun zu machen, sonst hättest du seinen Namen längst ausgespuckt. Wer ist es, Süße? Und warum will er, dass du mich bestiehlst? Erzähl Papa Flare alles.«
Trotz Furcht und hohen Adrenalinspiegels erinnerte sich Kira, dass sie Mencheres versprochen hatte, niemandem von ihm zu erzählen. Sie schluckte schwer. Ihr Instinkt sagte ihr, dass sie auf einem schmalen Grat zwischen Leben und Tod balancierte.
» Ich bin auf eigene Faust hier…«
Schmerz explodierte in ihrem Gesicht. Sie war völlig perplex, so schnell war es gegangen. Ihre Augen tränten, ihr Schädel dröhnte, ihr Mund war voll Blut. Wie erwartet hatte Flare so schnell zugeschlagen, dass sie es nicht hatte kommen sehen.
Flare lächelte, während sie sich wieder berappelte. Sie musste an den Ghul denken, der sie einige Wochen zuvor so angelächelt hatte. Kurz bevor er ihr den Bauch aufschlitzte.
» Ich muss wohl erst von meinen Überredungskünsten Gebrauch machen, damit du mir sagst, wer es ist, hm?«, fragte Flare. Er klang beinahe erfreut. » Na, dann suchen wir uns doch mal ein Plätzchen, wo wir uns ungestört unterhalten können, was?«
12
Mencheres klappte seinen Koffer zu und ließ den Blick noch ein letztes Mal durchs Schlafzimmer schweifen. Er würde das winzige, wenig ansprechend eingerichtete Kämmerchen nie wiedersehen. Unter normalen Umständen wäre er ohne Zögern abgereist, aber hier handelte es sich um eine symbolische Entscheidung. Er würde nicht zurückkommen. Nicht in dieses Zimmer, nicht in dieses Haus, nicht in diese Stadt. Er hatte schon viel zu lange gewartet, weil er es nicht fertiggebracht hatte, sich endgültig von der Sterblichen zu trennen, um die noch immer all seine Gedanken kreisten, auch wenn er an seinem Vorsatz festgehalten und Kira nicht länger nachgestellt hatte.
Gorgon trat ein, seine blauen Augen blickten düster. Der Vampir aus dem hohen Norden konnte spüren, was in seinem Meister vorging, insbesondere jetzt, da
Weitere Kostenlose Bücher