Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
Morgendämmerung reichen. Ich gehe Nachschub holen. Hier draußen gibt’s nicht so viele Krankenhäuser, und ich hätte ein schlechtes Gewissen, wenn ich deren gesamte Reserven plündern würde.«
Mencheres ging es ähnlich, auch wenn ihm Kiras Schutz wichtiger war als die Unannehmlichkeiten, die er damit womöglich irgendwelchen unbekannten Sterblichen einhandelte.
» Bring auch frisches Blut mit. Lass, wenn nötig, einige meiner Leibeigenen einfliegen und in nahe gelegenen Hotels unterbringen.«
» Jawohl.« Gorgon warf einen Blick auf Kiras schlafende Gestalt. Mencheres hatte sie gewaschen, in frische Kleidung und unter eine dicke Decke gesteckt. Es war nicht ungewöhnlich, dass junge Vampire aus unerfindlichen Gründen froren, wenn sie sich an ihre veränderte Körpertemperatur gewöhnten, und selbst im Frühling war es in dieser Höhe kühler als in Chicago.
» Der Hüter hatte recht. Deine Gefühle für sie sind ungewöhnlich. Wenn du bei ihr bist, verändert sich dein Geruch, und dein innerer Panzer wird durchlässiger, als ich es je erlebt habe«, stellte Gorgon ruhig fest.
Mencheres verbarg seine Emotionen wieder hinter der Mauer, die es dem anderen Vampir unmöglich machte, sie zu erspüren. » Nach allem, was ich ihr angetan habe, dürfte das wohl keine Rolle mehr spielen.«
» Du hattest keine andere Wahl. Wenn Kira das akzeptiert und sich an ihr Leben als Vampir gewöhnt hat, wird auch ihr Zorn auf dich verrauchen.« Gorgon lächelte. » Aber bis dahin ist es bestimmt interessant zu beobachten, wie sie reagiert. Du musstest dich noch nie anstrengen, um eine Frau zu verführen, nicht wahr?«
Ja, Mencheres hatte Frauen noch nie durch Schmeicheleien oder leidenschaftliches Werben in sein Bett locken müssen. » Selbst wenn, wäre ich durch meine lange Enthaltsamkeit wohl ziemlich aus der Übung, wie es heutzutage heißt«, bemerkte Mencheres trocken.
Gorgon lachte. » Das ist wie Fahrradfahren, man verlernt es nicht.«
Mencheres wünschte sich, er hätte sich Kira nur noch gewogen machen müssen. In diesem Fall hätte er liebend gern die Herausforderung angenommen, ihr Vertrauen, ihre Liebe, ihren Körper und– wenn die Götter es wollten– auch ihr Herz zu gewinnen. Aber wieder einmal war es die finstere Leere aus seinen Visionen, die ihm wirklich im Wege stand.
» Im Augenblick habe ich größere Sorgen«, entgegnete Mencheres nur.
Gorgons Lächeln verschwand. » Radjedef.«
Mencheres seufzte und schloss die Augen. » Ich weiß, was er will, und muss dafür sorgen, dass er nicht die Chance erhält, es mir abzuringen.«
» Du musst es Bones sagen.«
Abrupt öffnete Mencheres die Augen. » Nein. Und du wirst mir schwören, es auch nicht zu tun.«
Gorgon machte ein bekümmertes Gesicht, nickte aber. » Wenn du darauf bestehst. Die Sache mit Kira wird er aber trotzdem erfahren. Ich wette, die drei Vampire aus dem Club haben ihr Wissen dank mobiler Kommunikation schon zu Genüge unters Volk gebracht.«
Flare, Patches und Wraith hatten ohne Zweifel andere von den Ereignissen des vergangenen Abends in Kenntnis gesetzt, aber dass Bones jetzt womöglich über Kira Bescheid wusste, störte Mencheres nicht. Spätestens aus seinem Testament hätte er es sowieso erfahren. Nun wusste er es eben vorher; wichtig war nur, dass er von Radjedefs Machenschaften keinen Wind bekam. Cat war vor Kurzem erst selbst beinahe einer Gesetzeshüterin zum Opfer gefallen. Sie und Bones würden es sich sehr lange Zeit nicht leisten können, den Rat gegen sich aufzubringen, wenn sie am Leben bleiben wollten.
Außerdem war sein Zwist mit Radjedef schon lange vor Bones’ Geburt im Gange gewesen. Mencheres wollte nicht, dass sein Mitregent diese Schlacht für ihn ausfocht. Er selbst musste sie gewinnen.
Die Energie im Raum kam in Bewegung und ballte sich über dem Bett. Mencheres sah Gorgon an, der wortlos eine Blutkonserve aus der Kühlbox nahm.
Mit einer Hand Kira hochhebend, mit der anderen die Blutkonserve entgegennehmend, die Gorgon ihm reichte, strebte Mencheres Richtung Badezimmer. Kira würde sich bestimmt nicht schneller mit ihrem Dasein als Vampirin abfinden, wenn sie in einem blutdurchweichten Bett zu sich kam.
Obwohl es ihr in einem blutigen Badezimmer wohl auch nicht viel besser gehen würde, aber Fliesen waren wenigstens leichter zu reinigen als Auslegware und Bettwäsche.
» Soll ich warten oder gleich noch mehr Blut holen?«, erkundigte sich Gorgon.
Mencheres warf noch einen Blick auf Kira, die
Weitere Kostenlose Bücher