Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)

aus?«, fragte Ruby.
    »Durchaus, durchaus«, sagte Blacker. »Eine Menge sorgfältig gesammelter Zeitungsanzeigen und Tipps aus dem Twinford Tagesspiegel – ich meine, wozu das Ganze? Was haben sie zu bedeuten?«
    »Für mich sehen sie eher willkürlich aus«, sagte Ruby.
    »Ja«, sagte er, »genau das ist es ja: so willkürlich, dass wir uns fragten, ob sie wirklich willkürlich waren, wenn du verstehst, was ich meine. Und warum hat der Besitzer den Wagen bei der Polizei nicht als gestohlen gemeldet? Es war ein teurer Wagen, fast wie neu.«
    »Aber die Polizei hat doch sicher die Kennzeichen überprüft und den Besitzer ausfindig gemacht, oder?«, sagte Ruby.
    »Klar. Wir wissen, auf wen der Wagen angemeldet war, es handelt sich um dieselbe tote Frau, die unter diesem Namen in der Bank war.«
    »Oh, das klingt tatsächlich ziemlich verdächtig«, sagte Ruby.
    Blacker nickte. »Deshalb ließen wir Lopez die ganzen Anzeigen durchsehen, um zu hören, was sie davon hielt.«
    »Und wie lange hat es gedauert, bis ihr wusstet, dass ihr auf der richtigen Spur wart?«, fragte Ruby.
    Blacker deutete auf eine weitere Reihe von Aktenordnern. »Lopez begann, den Tagesspiegel sehr, sehr gründlich zu lesen – aber erst als sie all diese Akten angelegt hatte, begann sie zu ahnen, was es mit diesen Kleinanzeigen auf sich hatte.«
    »Junge, Junge, ihr müsst wirklich eine Wahnsinnsgeduld haben«, sagte Ruby, als sie Akte Katzengold II aus dem Regal holte. »Und was genau hat sie vermutet?«
    Agent Blacker schmunzelte. »Sorry, aber LB will, dass du von allein dahinterkommst.«
    Während der nächsten Stunden rührte Ruby sich kaum von der Stelle – sie saß nur da und las Anzeige um Anzeige.
    Die meisten Anzeigen waren Privatanzeigen. Einige waren unter der Rubrik TOLLE TIPPS erschienen: Von überallher schrieben die Leute, wie sie es zum Beispiel schafften, eine Katze von einem Baum herunterzulocken oder Schuhcremeflecken aus einer Cordsamthose zu entfernen. Die Anzeigen waren schlimmstenfalls todlangweilig und bestenfalls ganz amüsant, aber keine wirkte auf den ersten Blick verdächtig – keine, bis Ruby allmählich das Prinzip durchschaute. Die erste Anzeige, die Ruby durchschaute, war sehr, sehr einfach zu entschlüsseln. Sie lautete:
    Der interessante Erlebnisbericht. William Albert Riders erzählt konsequent, objektiv, multi medial: Tolle Ausflugsziele Mexikos. 20/22 $ Abendkasse/Person. Rücktritt ist legitim.
    Hier musste man nur den jeweils ersten Buchstaben beachten. Das Ergebnis lautete: Die Ware kommt am 22. April .
    Die anderen Anzeigen waren etwas schwieriger zu knacken, aber natürlich kein Problem für Ruby.
    Wichtig war auch hier immer der erste Buchstabe einer Anzeige, dann ging es in bestimmten Abständen weiter. Meist war es immer der fünfte Buchstabe eines Textes, während der Inhalt völlig belanglos war. Nach einigem Herumfriemeln entdeckte Ruby noch etwas: Drei Pünktchen in einer Privatanzeige standen in den kodierten Botschaften allem Anschein nach für ein Fragezeichen. Und danach ging es wieder mit dem ersten Buchstaben weiter.
    Während Ruby die in Frage kommenden Kleinanzeigen nach und nach penibel entschlüsselte, wurde ihr immer klarer, worum es ging: Fünf oder mehr Personen kommunizierten miteinander über eine bestimmte Sache, und es ging ganz gewiss nicht darum, wie man Schuhcremeflecken aus einer Cordhose herausbekam. Die Sache wurde immer spannender.

    Gegen Mittag bestellte Blacker Pizza.
    »Und? Bekommt die Sache allmählich Hand und Fuß, Ruby?«
    »Ich habe begriffen, in welche Richtung es geht.« Sie zeigte ihm, was sie bisher entschlüsselt hatte.
    Sie hatte folgende Nachrichten entschlüsselt und chronologisch richtig sortiert:
    Die Ware kommt am 22. April

    Um Mitternacht holen wir sie uns!

    Ist es was Wertvolles?

    Was ist wertvoller als Gold?

    Benötige Grundriss vom Untergeschoss

    Hab ich besorgt – sende Plan zu

    Wo ist der Schlüssel?

    Noch nicht lokalisiert, weiß aber, wer ihn hat!
    »Nicht schlecht«, sagte Blacker. »Ich denke, du bist auf der richtigen Spur.«
    »Und wo ist dieser Schlüssel denn nun?«, fragte Ruby.
    »Das ist es ja! Für den Tresorraum braucht man gar keinen – jedenfalls nicht direkt. Es ist ein zweifacher Code. Freddie Humbert, der Bankdirektor, hat die eine Hälfte, sein Sicherheitschef die andere. Um den gesamten Code in die Finger zu bekommen, müsste man sie schon beide auf einmal entführen, und seit LB die 24-Stunden-Überwachung