Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)
eingeführt hat, ist eine Entführung so gut wie unmöglich.«
Ruby legte die Stirn in Denkerfalten. Wenn die Katzengoldbande so gefährlich war, dass sie Spektrum Kopfzerbrechen bereitete, müssten diese Kriminellen doch gemerkt haben, dass die City Bank ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärft hatte, oder? Warum wussten sie dann nicht, dass sie einen Code brauchten und keinen Schlüssel? Diese Typen würden mit so einem wackligen Plan grandios auf die Nase fallen! Sie wussten vielleicht, wie man Schuhcreme aus einer Cordsamthose herausbekam, aber sie hatten definitiv keine Ahnung, wie man den sichersten Tresorraum der Vereinigten Staaten von Amerika ausrauben konnte!
Ruby dachte angestrengt nach. Irgendetwas stimmte da nicht … es sei denn, die Bande hatte etwas sehr viel Größeres im Visier.
War dieser Plan nur eine Vorstufe zu etwas anderem?
War ihr tatsächlicher Plan eventuell viel raffinierter? War es das, was Lopez entdeckt hatte? Wusste die Katzengoldbande mehr über die Twinford City Bank, als das Spektrum-Team ihr zutraute?
Gegen drei Uhr rief Hitch an, um zu hören, wie es ihr ging. »Hör mal, Kleine, tut mir leid, aber ich kann dich erst später als vereinbart abholen – im HQ hat sich etwas Wichtiges ergeben. Du musst bis um sieben Uhr durchhalten, dann hole ich dich ab.«
Nach so viel Nachdenken und Überlegen war Ruby ziemlich fertig und hatte null Lust, noch ein paar Stunden hier auszuharren. Was die Sache noch schlimmer machte, war, dass Blacker den Kopf zur Tür hereinstreckte und sagte: »Tut mir leid, Ruby, aber ich muss ins HQ. Scheint ’nen Notfall zu geben. Ein Ersatz für mich ist schon unterwegs, um auf dich aufzupassen. Ich warte natürlich, bis er da ist.«
»Oh«, sagte Ruby. »Okay.«
Sie machte sich wieder an die Arbeit, doch keine zehn Minuten später wurde sie aus ihrer Konzentration gerissen – diesmal von einer sehr unsympathischen Stimme. Ruby hob den Kopf und blickte in die arrogante Miene des Stummen E.
»Na, na, wenn das nicht die kleine Ruby Redfort ist!«
»O nein«, stöhnte Ruby.
»Glaub mir, Kleine«, sagte Groete, »ich schlag auch nicht gerade Purzelbäume vor Freude, dass ich auf dich aufpassen darf.«
Blacker runzelte die Stirn. »Reiß dich zusammen, Groete, hast du gehört?« Dann wandte er sich an Ruby. »Wir sehen uns morgen wieder.« Er schnappte sich seine Jacke, marschierte zur Tür und rief über die Schulter: »Sei nett zu ihr, Groete! Du weißt doch hoffentlich noch, wie das geht, oder?«
Groete verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen.
»Keine Angst«, sagte er zu Ruby. »Dein netter Babysitter ist morgen bestimmt wieder da, um dir das Händchen zu halten. Und Hitch wird dir zur Belohnung einen schönen Eisbecher machen, wenn du nach Hause kommst.«
Himmel, dieser Depp ging ihr wirklich tierisch auf die Nerven, doch Ruby beschloss, sich nicht provozieren zu lassen.
Ganz ruhig bleiben, Ruby.
An diesem Tag las Ruby so viel wie nie zuvor an einem einzigen Tag, und das wollte etwas heißen, denn Ruby war eine Leseratte allererster Güte. Einmal hatte sie an einem einzigen Tag alle hundertzwei Comics von Der kriminelle Spion gelesen, aber das hier zu lesen war viel, viel anstrengender.
Gegen sechs Uhr war sie fix und fertig – sie hatte den ganzen Nachmittag über kaum aufgeblickt. Sie reckte und streckte sich auf ihrem Stuhl und zog dabei geistesabwesend den Schlüsselring mit dem Würfelanhänger aus der Tasche ihrer Jeans. Sie betrachtete ihn, ohne groß zu denken – zum Denken war sie viel zu müde. Reglos saß sie einige Augenblicke lang da, bevor ein Summen sie wieder ins Hier und Jetzt zurückholte – eine Stubenfliege war aufgewacht und surrte nun hektisch in der Ecke des Büros hin und her. Ruby sah, wie sie sich auf dem Sattel eines Fahrrads niederließ, das dort an der Wand lehnte. Es war ein Damenrad, das vermutlich Lopez gehört hatte, wie Ruby annahm. Ruby blickte zuerst zur Tür, dann zu Groete – der angeregt telefonierte. Und schon war ihr Entschluss gefasst.
»Sorry«, sagte sie, »aber ich muss los. Hitch hat angerufen und gesagt, ich dürfe mit dem Rad nach Hause fahren – er hat noch eine Weile zu tun.«
Groete deckte die Sprechmuschel ab. »Gut, gut, dann zieh Leine, Kleine. Ist mir doch egal.« Er wedelte mit der Hand. »Vielleicht darfst du ja noch ein bisschen fernsehen, bevor du in dein Heia-Bettchen musst.«
Ruby fand diese Idee ganz verlockend – sie hatte echt so viel gelesen, dass es
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