Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)
war kein Versehen … ja, es tat richtig weh … vielleicht hab ich sogar einen blauen Fleck, ich muss gleich mal nachsehen. Könnte gut sein, Barbara!«
Jetzt spitzte Ruby ernsthaft die Ohren und vergaß sogar, ihren Kaugummi weiterzukauen.
»Jedenfalls fängt er an, mich resolut über den Platz zu zerren … ja, am Arm … nein, es war niemand sonst da … du hast recht, ich weiß, man sollte als Frau am frühen Nachmittag nicht allein dort langgehen … natürlich, ich weiß.«
Komm endlich zur Sache!, dachte Ruby.
»Als er mich also mit Gewalt über den Platz schleift, wer weiß wohin, kommt plötzlich eine Gruppe von italienischen Touristen daher. Da lässt er meinen Arm los und sagt: ›Tut mir leid, ich dachte, Sie seien meine Frau.‹ Und ich sage: ›Mal ehrlich, ich kann mich nur wundern, dass Sie überhaupt eine Frau haben, wenn Sie sie so behandeln!‹ … Ich weiß, manche Leute … mhm, mhmmm … er kann froh sein, dass seine Frau dann ankam, weil ich echt einen Riesenzirkus gemacht hätte … ja, stell dir vor, er hatte wirklich eine Frau … ja, wir sahen uns entfernt ähnlich und alles, ja, ich hatte ein Kopftuch um, weil’s recht windig war, aber trotzdem … Nein, sie war rothaarig, während ich ja nun goldbraunes Haar habe … danke, Barbara, das ist sehr lieb von dir, ja, natürlich kriegst du die Telefonnummer meines Stylisten … Stimmt, du könntest recht haben, vielleicht hatte er seine Brille nicht auf, aber man müsste doch annehmen, dass er weiß, wie seine Frau aussieht … du hast recht, in letzter Zeit habe ich wirklich eine kleine Pechsträhne – du hast ja so recht … zuerst geht unser Gepäck verloren, dann will mir jemand die Handtasche klauen, und jetzt wäre Brant um ein Haar auch noch seine Frau abhanden gekommen wegen dieses Verrückten!«
Rubys Mutter wollte sich ausschütten vor Lachen.
»Manche Männer haben echt null Charme, nicht wahr, Barbara? Erinnerst du dich noch an Walt Waverly, der war doch echt der Hammer! So was von ungehobelt …«
Ruby gab das Lauschen auf. Diese Art von Gesprächen zwischen ihrer Mutter und Barbara konnte Stunden dauern, und es war eher unwahrscheinlich, dass sie noch mal auf den Mann im Park zurückkommen würden. Tief in Gedanken versunken, ging sie nach oben in die Küche. Dort nahm sie sich einen Brownie und ging in ihr Zimmer hoch. Sie holte ihr Notizbuch aus seinem Versteck und notierte alles, was sie gerade gehört hatte. Ihre Mutter mochte ja glauben, dass der Fremde sie verwechselt hatte, aber Ruby war sich da nicht so sicher.
In einem Punkt hatte ihre Mutter allerdings recht gehabt: Sie hatte in letzter Zeit wirklich ziemlich viel Pech.
24. Kapitel
Zum Gähnen langweilig
Der Donnerstag kam, und er begann auch ganz gut – sprich: Die Sonne ging auf. Aber ab dann ging es nur noch bergab.
Als Erstes wurde Ruby ziemlich früh von Consuela geweckt.
»Hey, Ruby, aufstehen! Dein neues Bett ist da!«
»Brauche kein Bett, ich liege schon in einem«, brummte Ruby. Sie hatte sich die Decke bis an die Ohren gezogen und trug eine Schlafmaske mit dem Aufdruck: NUR IM NOTFALL WECKEN!
Consuela hob die Schlafmaske an. »Kind, deine Mutter hat dir eine komplett neue Einrichtung gekauft, also mach kein Theater, Señorita!«
Ruby zog sich die Decke über den Kopf. »Sag ihr, ich brauche nichts. Mir gefällt mein Zimmer leer besser. Sehr zen-mäßig, verstehst du?«
»Besprich das lieber direkt mit ihr, geht mich nichts an. Aber neue Möbel hin oder her – sie will, dass du aufstehst!«, beharrte Consuela.
»So weit ich weiß«, sagte Ruby patzig, »ist heute der Twinford Blütentag, und das bedeutet, dass wir einen lokalen Feiertag haben und ich im Bett liegenbleiben darf, so lange ich will!«
»Nicht heute, Missy«, sagte Consuela und klopfte mit dem Fuß auf den Boden. »Heute ist das Mittagessen bei den Humberts.«
Langsam nahm Ruby die Decke vom Gesicht. »Ist nicht wahr, oder?«
Consuela stand da, die Hände auf die Hüften gestützt, und nickte. »Tut mir leid, dass ich dir deinen Donnerstag verderbe, aber du solltest dich besser anziehen, Missy – und zwar rápido !«
Ruby hatte echt Sehnsucht nach Mrs Digby. Die hätte wenigstens so getan, als hätte sie Mitleid mit Ruby.
Die Sache war die, dass Brant Redfort in Sachen Etikette ziemlich pedantisch war, und allein schon der Gedanke, dass jemand am Benehmen eines Mitglieds der Familie Redfort in irgendeiner Form Anstoß nehmen könnte, ließ ihn frösteln. Sie
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