Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)
Nicken.
»Und das in diesem genialen gläsernen Zylinder«, ergänzte Dr. Gonzales voller Stolz.
»Den finde ich jetzt nicht so umwerfend – Glas ist Glas«, spöttelte Freddie. »Da braucht nur jemand dran zu stoßen, und schon liegt er in Scherben.«
»Aber nein, es ist kein normales Glas, sondern absolut bruchsicheres Spezialglas!«, ließ ihn der Museumsdirektor wissen. »Der gläserne Zylinder wird mit einem einzigartigen Verschlusssystem geliefert, und ich allein werde in der fraglichen Nacht Zugriff darauf haben.«
»Wie faszinierend«, sagte Sabina, die vor Aufregung kaum noch stillsitzen konnte.
Sie persönlich fand den Jadebuddha wesentlich aufregender als das langweilige Gold.
»Ach was«, murrte Freddie Humbert, »glaubt mir, das ist nichts im Vergleich zu den Sicherheitsvorkehrungen der City Bank – kein Mensch wird jemals da einbrechen, und wenn doch, dann nur über meine Leiche. Wir haben die sichersten Tresorräume in den USA, daran ist nicht zu rütteln!«
Logisch, dachte Ruby, wenn das ganze Spektrum-Team daran arbeitet, dass das so bleibt!
»Und was ist mit dir, Ruby? Ruby?« Jemand zupfte an ihrem Arm.
»Wie?«, fragte Ruby. Quent zog an ihrem Ärmel, damit sie ihm endlich zuhörte.
»Spielst du mit uns Verstecken? Sardinen-Verstecken.«
O Mann, dachte Ruby genervt. Fünf Augenpaare sahen sie gespannt an. »Klar, natürlich – wüsste nicht, was ich lieber täte.« Puh, wie öde! Einer versteckte sich, alle anderen suchten ihn, und wer ihn fand, gesellte sich zu ihm ins Versteck, bis am Ende nur noch einer oder eine alle anderen suchte.
»Okay!«, rief Quent erfreut. »Willst du dich als Erste verstecken?«
»Nö, schon okay. Versteck du dich, Quent; wir teilen uns dann auf und suchen dich.«
»Wollen wir beide ein Suchteam bilden?«, wurde Ruby von einem der Jungen gefragt.
»Nö, ich suche lieber allein – dann kann ich mich besser konzentrieren, weißt du. Warum bildet ihr Jungs nicht zusammen ein Team und ich suche im Alleingang?« Ruby hatte ihr Notizheft dabei und eine Menge Fragen aufgeschrieben, über die sie dringend nachdenken wollte.
Eine davon lautete:
Was hat Lopez im Spiegel gesehen?
Ruby hatte das sichere Gefühl, dass es kein Zufall war, dass die Kollegen so wenig über Lopez wussten; sie hatte es offenbar darauf angelegt. Doch wer keine Indizien hinterlässt, wird selbst zu einem Indiz. Sobald Ruby ein ruhiges Plätzchen gefunden hatte, holte sie ihr Notizheft aus der Tasche und grübelte über ihre Fragen nach.
FRAGE:
Warum hat Lopez die Katzengoldbande persönlich observiert?
ANTWORT:
Weil ihr Leben so langweilig war und sie sich nach Abenteuern sehnte.
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FRAGE:
Warum hat sie keinem davon erzählt?
ANTWORT:
Weil sie damit gegen die Spektrum-Regeln verstieß.
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FRAGE:
Hat die Bande gemerkt, dass Lopez sie im Visier hatte?
ANTWORT:
Ist anzunehmen.
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FRAGE:
Hat die Bande gemerkt, dass Lopez etwas im Schilde führte?
ANTWORT:
Schwer zu sagen.
Ruby war so clever gewesen, das Hundepfeifchen von Spektrum mitzubringen – als hätte sie geahnt, dass sie es eventuell brauchen könnte. Und sie hatte recht. Ab und zu hielt sie es an den Mund, blies hinein und rief: »Wo seid ihr, Jungs?« Deshalb glaubten die anderen, sie würde herumrennen und sie suchen. Ha, wenn die wüssten, dass sie gemütlich in der Wäschekammer der Humberts saß!
Gegen vier verließ Ruby ihr nettes Versteck und stieß auf Quent und seine Freunde, die es irgendwann satt gehabt hatten, noch länger auf sie zu warten, und inzwischen nach ihr suchten.
»Donnerwetter!«, sagte sie. »Ihr seid vielleicht clever. Ich konnte euch nirgends finden.«
* * *
An diesem Abend um fünf vor sechs nahm Clancy Crew seinen Finger nicht mehr von der Türklingel der Redforts, fast so, als ginge es um Leben oder Tod.
Consuela öffnete ihm die Tür. »Hey! Wo brennt’s?«, fragte sie verkniffen.
Doch Clancy rief nur »Sorry!« und rannte die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.
Ohne anzuklopfen platzte er in Rubys Zimmer und ließ sich auf ihren großen Sitzsack fallen. »Und?«, keuchte er.
»Menschenskind, jetzt hol erst mal Luft, Clancy!«
»Erzähl: Was sollte das gestern in Everly?«, fragte er.
»Na ja, ich hatte so eine dumpfe Ahnung, dass diese Codeknackerin, deren Platz ich eingenommen habe – na ja, deren Job ich
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