Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)
mache –, ein Geheimnis hatte.«
»Ein Geheimnis? Was soll das heißen?«
»Ich denke, die gute Agentin Lopez hatte es satt, immer nur am Schreibtisch zu sitzen. Sie wollte wissen, wie es ist, selbst mal im Einsatz zu sein. Und als sie eines Tages bei der Maniküre sitzt, hat sie plötzlich einen Geistesblitz. Und statt einen der ausgebildeten Agenten zu informieren, beschließt sie, auf eigene Faust zu recherchieren.«
Clancy war sichtlich beeindruckt. »Wie bist du darauf gekommen?«
»Ein Kugelschreiber hat mich auf diese Spur gebracht.« Ruby warf Clancy den Kuli mit der Aufschrift SPRINGBRUNNEN zu. »Den hab ich hinter Lopez’ Schreibtisch gefunden, und da kam mir die Idee, dass sie vermutlich dahintergekommen war, dass der Brunnen , von dem in einer der verschlüsselten Anzeigen die Rede war, das Hotel Springbrunnen sein musste.«
»Gute Arbeit, Ruby.«
»Jetzt begreife ich auch, warum ich den fehlenden Code nicht in den Akten gefunden habe.«
»Warum?«, fragte Clancy.
»Weil er gar nicht drin ist. Er steht auf dem kleinen Zettel, den Lopez mitgenommen hat.«
»Aber dieser Felix vom Hotel sagte doch, auf dem Zettel hätte gar nichts gestanden«, gab Clancy zu bedenken.
»Vielleicht nichts, das man sehen konnte«, sagte Ruby mit Nachdruck, »aber was ist, wenn es gar nicht darum ging?«
»Wie meinst du das?«, fragte Clancy.
»Okay: Also, die Unbekannte mit dem Hutschleier hat etwas auf einen Block geschrieben, zum Beispiel so …« Ruby nahm ihren Kuli und schrieb etwas auf ihren Schreibblock. »Dann reißt sie das oberste Blatt ab und geht fort, und auf dem Tisch bleibt nur der leere Block liegen, den ihr Komplize holen will.«
Um es ihm vorzuführen, riss Ruby ebenfalls das oberste Blatt ihres Schreibblocks ab und reichte ihn dann an Clancy weiter. »Wenn mich nicht alles täuscht, musst du jetzt nur mit einem weichen Bleistift über das leere Blatt fahren, und das Geschriebene wird sichtbar.«
Clancy tat, was Ruby vorgeschlagen hatte, und konnte sehen, dass sich die Wörter, die Ruby zuvor geschrieben hatte, deutlich auf dem Blatt abzeichneten.
»Ganz schön clever«, sagte Clancy. »Aber wieso hat Lopez niemandem davon erzählt?«
»Weil sie dann mit Spektrum Ärger bekommen hätte«, sagte Ruby. Sie überlegte kurz. »Und wie du siehst, geht es mir jetzt genauso. Was soll ich tun? Soll ich LB erzählen, dass Lopez nicht das brave Mäuschen war, für die sie sie gehalten hat?«
Clancy war hin- und hergerissen. Er begriff das Problem: Nie einen Freund oder Verbündeten verpetzen – das war seine Devise. Lieber würde er tausend schreckliche Tode sterben, als einen Kumpel verraten.
»Ich sehe da noch ein Problem«, sagte er.
»Und das wäre?«, fragte Ruby.
»Den Ärger bekommst jetzt du, wenn du Spektrum sagst, was du weißt.«
»Wo du recht hast, hast du recht, mein Freund. Und ich brauche zuerst noch einen Beweis, damit sie mir überhaupt glauben.«
»Und wenn du keinen findest?«, fragte Clancy.
»Dann bleibt mir nur die gute alte Redfort-Überzeugungsstrategie: Ich muss sie in Grund und Boden quatschen.«
»Na, dann viel Glück«, sagte Clancy.
Als Clancy und Ruby ins Wohnzimmer kamen, wurden sie von Mrs und Mr Redfort mit einem erfreuten Lächeln begrüßt. Die beiden saßen auf Gartenmöbeln, und Hitch baute gerade einen brandneuen Diaprojektor auf. Hitch warf Ruby einen etwas mitleidigen Blick zu.
»Ich mache noch schnell Popcorn«, erklärte sie und verschwand mit Clancy in der Küche. Während Ruby die Popcornmaschine aufstellte, quasselte Clancy wie ein Buch.
»Hey, ihr zwei!«, rief Rubys Mutter. »Wir sind gleich so weit!«
»Wir kommen «, trällerte Ruby, schnitt aber gleich darauf eine genervte Grimasse.
»Hey, Clancy«, ertönte da Brants Stimme. »Komm und erzähl uns ein bisschen, was du in letzter Zeit so gemacht hast. Wir haben dich ja schon ewig nicht mehr gesehen.«
Widerwillig rutschte Clancy von seinem Hocker und trabte ins Wohnzimmer.
Während Ruby wartete, bis das Popcorn aufplatzte, tastete sie in ihrer Tasche herum, zog den Schlüsselring heraus und begann die regenbogenfarbenen Würfelchen zu verdrehen. Vielleicht lässt sich was Cooles daraus machen, dachte sie. Aber nein, es schien leider nur ein doofes altes Puzzle zu sein. Sie hatte nur ein Wort gebildet: FLY . Fly wie Fliege.
»Wie aufregend«, sagte sie zu sich selbst.
Von der Küche aus konnte sie hören, wie Clancy mit aller Gewalt versuchte, Begeisterung zu heucheln. »Wow, Mrs
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