Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)
Wasserflasche, Sonnencreme, Handschuhe, ein Taschenmesser und eine Puderdose.
»Seltsam«, murmelte Ruby und drehte die Puderdose hin und her.
»Was ist das?«, fragte Clancy, der über ihre Schulter spähte.
»Warum hat Lopez eine Puderdose mit ins Gebirge genommen?«
»Vielleicht war sie sehr eitel?«, schlug Clancy vor.
Ruby warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Sie kraxelte an Felswänden herum, Clance! Wozu hätte sie sich da die Nase pudern wollen?«
»Mann, ich dachte, du willst eine Erklärung hören! Vielleicht war die Puderdose für sie eine Art Talisman.«
Ruby verdrehte die Augen.
»Okay, wenn du so clever bist, dann sag du es doch!«
»Ich denke«, sagte Ruby und hielt die Puderdose hoch, »ich denke, dass es einen ganz bestimmten Grund geben muss, warum sie diese Puderdose mit sich herumtrug.« Sie ließ sie aufschnappen. »Vielleicht hat sie darin den Code versteckt!« Doch zu ihrer Enttäuschung entdeckte sie in der Dose nur ein Schwämmchen und einen Rest von mattem, beigefarbenem Puder.
»Oh«, sagte sie betreten.
Clancy kaute auf seiner Unterlippe. »Lass gut sein, Ruby. Vielleicht hast du ja recht, das ist absolut möglich – ich meine, vielleicht war der Code tatsächlich mal da drin, aber jemand ist dir zuvorgekommen.«
»Ja, und vielleicht hab ich mich auch getäuscht. Kann sein, dass ich total auf dem Holzweg war.«
Mutlos sank sie auf einen Stuhl. »Tja, ich würde vorschlagen, wir packen jetzt alles wieder schön ordentlich ein, wie wir es vorgefunden haben, und machen die Fliege.«
»Lass mich machen, Ruby. Ich bin gut, wenn es darum geht, keine Spuren zu hinterlassen.«
Clancy packte den Karton wieder fein säuberlich in das Packpapier, und Ruby mühte sich gerade damit ab, ihn auf das oberste Regalfach zurückzustellen, als sie plötzlich ein Auto vorfahren hörten. Und tatsächlich – Scheinwerferlicht fiel in das schäbige Bürozimmer. Erschrocken warteten die beiden Einbrecher mit angehaltenem Atem – doch zum Glück fuhr der Wagen dann weiter.
»Können wir endlich abhauen?«, flüsterte Clancy nervös.
Auf der Heimfahrt sagte Ruby kein Wort. Und sie blieb das ganze Wochenende über zu Hause.
27. Kapitel
Eine mörderische Formel
»Sieh mal an, wer da kommt! Die kleine Redfort!«
»Ha ha, sehr lustig, Del«, fauchte Ruby.
»Wie geht’s deiner Großmutter?«, fragte Mouse.
Ruby fing Clancys Blick auf. »Oh, bestens. Sie ist wieder quietschfidel.«
»Wie schön«, sagte Red.
»Ja, wäre sie, wenn sie nicht tot wäre«, murmelte Clancy vor sich hin, und Ruby kickte ihn von hinten ans Bein. Sein Schmerzensschrei wurde zum Glück von der Schulglocke übertönt, und die fünf Schüler sahen zu, dass sie in ihre Klassen kamen.
»Hey, Ruby«, sagte Clancy, sobald die anderen außer Hörweite waren, »du hast doch versprochen, mir zu sagen, wen du alles in dieser Diashow gesehen hast. War jemand darunter, der ganz fürchterlich böse aussah?«
»Ach das – es war nur eine Art Schönheitswettbewerb der möglichen Verdächtigen.«
»Wie sehen sie aus?«
Ruby hätte Clancy gern alles erzählt, aber je mehr er wusste, desto riskanter wurde die Sache für ihn – und für sie.
Eigentlich sollte man nur dumme Freunde haben, dachte Ruby.
»In der Pause, okay?«, raunte er ihr zu.
Eine Stunde später versuchte Ruby, es ihm auszureden. »Hör mal, Clance, du darfst eins nicht vergessen: Offiziell weißt du von nichts . Die würden mir den Kopf abschlagen – schon für ein Millionstel von dem, was ich dir erzählt habe.«
Damit konnte sie Clancy nicht beeindrucken, und er erinnerte sie daran, dass er zweihundertprozentig verschwiegen war. »Du kennst mich, Ruby. Sie könnten meine Zehen einzeln an einen Schwarm Geier verfüttern, und kein Ton würde über meine Lippen kommen.«
»›Schwarm‹ stimmt nicht, Clancy.«
»Hä?«, sagte Clancy.
»›Schwarm‹ – man spricht nicht von einem Schwarm Geier. Ich weiß nicht, was es ist, aber ein Schwarm sicher nicht«, erklärte Ruby.
»Schwarm, Horde, Rudel, darum geht’s doch gar nicht – ich wollte nur sagen, dass du mir absolut vertrauen kannst. Ich plaudere nichts aus und habe es noch nie getan.«
»Das weiß ich, Clancy, das weiß ich doch, aber du musst begreifen …«
Während Ruby mit ihm sprach, spielte sie geistesabwesend mit einem kleinen Gegenstand in ihrer Tasche herum – ließ ihn immer wieder aufspringen und drückte ihn wieder zu. Dass sie das tat, merkte sie aber erst, als Clancy sagte: »Was
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