Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)
wen Lopez gearbeitet hat?«
»Nö, das wohl nicht. Ich glaube eher, dass sie sie für eine neugierige Wichtigtuerin hielten, und neugierige Leute mögen sie nicht.«
»Logisch«, sagte Clancy und bekam eine Gänsehaut.
»Ich denke, sie haben Lopez beschattet, weil sie wissen wollten, was sie vorhatte. Und als Lopez zum Bergsteigen fuhr, beschlossen sie, sie sicherheitshalber aus dem Weg zu räumen, auch wenn sie vermutlich nur rein zufällig etwas gesehen hatte, das für sie hätte gefährlich werden können. Clever wie diese Leute sind, haben sie eine Lawine ausgelöst, damit das Ganze wie ein bedauerlicher Unfall aussah.«
»Meinst du, diese Katzengoldbande weiß auch schon von dir ?« Clancy war gar nicht wohl in seiner Haut. Das passierte ihm immer, wenn er Gefahr witterte – sein Magen war unheimlich empfindlich, sobald es um Leben oder Tod ging.
»Ich hoffe nicht ! Besonders jetzt, wo ich einige der Verdächtigen gesehen habe – einer von ihnen sieht original wie Dracula aus.«
»Was? Du hast die Bande gesehen?!«
»Nein, nicht die Bande, nur ein paar mögliche Verdächtige – und das auch nur in einer Diashow.« Verflixt, warum war ihr das herausgerutscht? Ruby hatte Clancy schon viel zu viel erzählt – und zu viel über eine brutale Killerbande zu wissen, war Clancys Gesundheit gar nicht zuträglich.
»Und wer waren sie?«
»Du, wir sind da. Clance, das erzähle ich dir ein andermal, okay? War nichts Aufregendes – es waren eigentlich nur ein paar Gesichter.«
»Morgen?«, hakte Clancy nach.
Zwei Minuten danach bog das Taxi in die Maverick Street ein. Dort hielt es an, und Ruby und Clancy stiegen aus. Es war kein Wohngebiet, und jetzt, am Freitagabend, wo die Geschäfte und Büros geschlossen waren, war niemand mehr unterwegs.
»Richtig unheimlich hier«, sagte Clancy.
»Na und, wir wollen hier schließlich nicht übernachten. Wir werfen nur schnell einen Blick in das Päckchen und verschwinden wieder.«
»Päckchen? Was für ein Päckchen?«
»Ach, das mit Lopez’ Sachen.«
»Was für Sachen?«, fragte Clancy.
»Die Sachen, die sie bei sich hatte, als sie starb.«
Clancy fröstelte – das hier gefiel ihm ganz und gar nicht. »Ich weiß nicht, Ruby. Wäre es nicht besser, wenn du LB morgen noch mal darum bittest?«
»Mensch, Clancy, sag mal, stehst du auf der Leitung? Es gibt kein Morgen. LB hat mich gefeuert, okay?« Verflixt, das hatte sie ihm auch nicht verraten wollen.
Clancy war so schockiert, dass es ihm fürs Erste die Sprache verschlug.
»Begreifst du jetzt, warum ich es tun muss ?«
Clancy nickte; er hatte begriffen, dass Ruby keine andere Wahl hatte.
»Hör mal, Clancy, wir gehen nur schnell da rein, schauen uns kurz um, und hinterher bringe ich dich sofort wieder nach Hause, versprochen!«
»Du willst einbrechen ?« Clancys Stimme überschlug sich fast.
»Mensch, genau genommen ist es kein Einbruch. Ich weiß den Zugangscode, Blacker hat ihn mir verraten. Das Problem ist nur, dass wir vermutlich tot sind, wenn Spektrum mitkriegt, dass wir ihn benutzen.«
Clancy bekam keinen Ton mehr heraus, als er zusah, wie Ruby den Zugangscode eintippte und dann die Tür aufstieß. »Komm schon, Kumpel, oder willst du rumstehen, bis jemand kommt und uns auf frischer Tat ertappt?«
Clancy fand das Büro der Geheimdienstzentrale Spektrum alles andere als beeindruckend.
»Die reinste Bruchbude!«, sagte er kopfschüttelnd. »Mal ehrlich, da hat dich jemand hereingelegt. Diese Leute sind nie und nimmer Geheimagenten.«
Doch seine Meinung interessierte Ruby im Moment herzlich wenig. Sie stieg bereits auf die Trittleiter, weil sie das oberste Regalfach hinten an der Rückwand erreichen wollte.
»Was machst du da?«, fragte Clancy.
Ruby zeigte auf das Päckchen. Es war bereits in Packpapier eingewickelt und versandbereit. »Mist, ich komme nicht dran! Komm, ich muss mich auf deine Schultern stellen.«
»Mensch, Ruby, dafür schuldest du mir aber einen Gefallen. Einen großen!«
Es war nicht ganz ungefährlich, aber Ruby schaffte es, auf Clancys Schultern zu klettern, ohne herunterzufallen oder ihrem Freund größere Verletzungen zuzufügen; vorsichtig streckte sie dann den Arm aus und bekam das kleine braune Päckchen zu fassen.
»Du schuldest mir einen Riesengefallen!«, brummte Clancy.
Ruby kletterte wieder auf den Boden, legte das Päckchen auf den Schreibtisch und schälte es behutsam aus dem Packpapier. Dann nahm sie alles heraus, was sich darin befand: eine verchromte
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