Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)
der Dias zu sehen – er war es, der deiner Mutter den Drink über die Jacke geschüttet hat.«
»Und warum hat diese Frau in der Dusche nebenan Fotos von diesem komischen Kauz hier liegen?«, fragte Ruby.
»Ach ja, das wollte ich dir noch sagen«, sagte Clancy, »diese Frau – sie kam mir ja gleich irgendwie bekannt vor. Sie war auf den Dias deiner Eltern irgendwo im Hintergrund zu sehen.«
Ruby starrte auf das Foto und überlegte angestrengt. »Aha, du willst also sagen, dass der Mann mit dem Schnauzbart, meine Eltern und die rothaarige Frau zusammen am Flughafen waren.«
»Ich habe nicht behauptet, dass sie zusammen waren«, sagte Clancy und ging zum Sideboard.
»Klar, weiß ich, dass sie nicht zusammen waren, aber es muss eine Verbindung zwischen ihnen geben. Aber welche?«, überlegte Ruby laut.
»Vielleicht sind sie zusammen nach Twinford geflogen?«
»Könnte natürlich sein, aber das wissen wir nicht mit Sicherheit. Wir wissen nur, dass meine Eltern hierhergeflogen sind. Und wir wissen, dass die Rothaarige jetzt hier ist. Aber was den Mann mit dem Schnauzbart betrifft … der könnte inzwischen in Hongkong sein oder was weiß ich.«
»Hey, Ruby, sieh dir das an!« Clancy hielt einen mit Diamanten verzierten kleinen Revolver hoch.
»Was soll das? Leg ihn sofort wieder weg!«
Clancy wollte die Waffe wieder dorthin legen, wo er sie gefunden hatte, doch sie rutschte ihm aus der Hand und fiel scheppernd auf den Boden.
»Hey, was ist los?«, rief die Frau aus dem Bad.
Ruby ließ vor Schreck die Fotos fallen. »Lass uns verschwinden!«, zischte sie.
»Entschuldigung, Ma’am!«, rief Clancy und legte den Revolver wieder an seinen Platz zurück. »Alles fertig! Ich gehe!«
Er und Ruby rannten zur Tür. Im Korridor gaben sie Fersengeld. Sie nahmen die Hintertreppe, die in eine enge Gasse führte, die in die Derwent Street mündete, und von dort aus rannten sie quer über den Twinford Square. Sie rannten und rannten, bis sie zur Ecke Amster Street kamen, wo sie vor dem Double Donut Diner keuchend zusammenbrachen.
»Junge, Junge … das war … echt knapp«, keuchte Clancy. »Erinnere mich bitte daran … dass ich mich von dir nie mehr … keuch … überreden lasse, bei einer deiner schwachsinnigen Ideen mitzumachen!«
»Sei du bloß ruhig! Es war deine Vorahnung, und wenn du nicht so ungeschickt gewesen wärst–« Sie verstummte mitten im Satz.
»Mensch, Clancy, wo hast du diese Brille her?«
Clancy betrachtete sein Spiegelbild im Schaufenster vom Double Donut Diner. »Hupps«, rief er. »Ich hab ganz vergessen, sie zurückzulegen – ich nehme an, sie gehört der Lady im Hotel. Halb so wild, oder? Sie wird denken, ich hätte sie aus Versehen mitgenommen, weil ich dachte, es sei meine Sonnenbrille.«
»Klar, Clance, ganz bestimmt! Diese Brillengläser sind ja auch nur so groß wie dein ganzes Gesicht! Sie denkt bestimmt, dass es nur ein Versehen war. Du bist mir ein toller Spion! Ich würde diese Brille überall wiedererkennen … ü-b-e-r-a-l-l …« Wieder verstummte Ruby abrupt, und ihre Miene hellte sich auf. »Ich nehme alles zurück! Du bist ein Genie, Clance, altes Haus, ein Genie!«
»Wie? Was hab ich jetzt gemacht?«, stammelte Clancy.
»Mir ist nur gerade eingefallen, wo ich diese Brille schon mal gesehen habe! Bei der Frau heute, die meine Mom von der Straße abdrängen wollte. Sie hat diese Brille getragen!«
»Aber warum wollte sie deine Mutter von der Straße abdrängen?«, fragte Clancy.
»Genau das will ich herausfinden«, erklärte Ruby. »Du, ich muss los. Muss in Ruhe nachdenken – ich fürchte, ich hab da einiges übersehen, Clancy. EINIGES!«
31. Kapitel
Raus ist raus!
Als Ruby durch das hintere Gartentor und über den Kiesweg auf ihr Haus zurannte, sah sie, dass die Hintertür offen stand. Sie flitzte hinein und die Küchentreppe hinauf. »Wo ist Hitch?«
Consuela blickte auf und schüttelte den Kopf. »Warum haben es heute alle so eilig?«
Ruby hatte keine Zeit für lange Erklärungen. »Hitch … wo?«, wiederholte sie ungeduldig.
»Er bringt seine Sachen ins Auto«, sagte Consuela pampig.
»Was?!«
»Er reist ab – goodbye – adiós!«
Ruby machte auf dem Absatz kehrt, rannte wieder die Treppe hinunter und zur Garage. Hitch war gerade dabei, seinen großen Koffer in dem silbernen Cabrio zu verstauen.
»Wohin gehen Sie?«
»Das ist streng vertraulich, Kleine.«
»Was? Da wühle ich mich durch jede einzelne von Lopez’ Akten, versuche mich in ihren Kopf
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