Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)

Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)

Titel: Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Child
Vom Netzwerk:
wahr, meine liebe Miss Redfort?«
    Ruby fragte sich, wann die Folter beginnen würde.
    Der Mann hob das Glas, als wollte er einen Toast aussprechen. »Kann ich Sie wirklich nicht in Versuchung führen?«
    Ruby räusperte sich und versuchte, den Kloß der Angst, der in ihrem Hals festsaß, hinunterzuschlucken. »Wer sind Sie?«, krächzte sie schließlich.
    Warum sie das gefragt hatte, wusste sie selbst nicht; sie kannte die Antwort längst und hatte eigentlich keine Lust, es laut ausgesprochen zu hören.
    »Oh, Verzeihung, da stehe ich hier und rede von Manieren, dabei habe ich meine eigenen offenbar ganz vergessen. Aber andererseits ging ich davon aus, dass ein helles Köpfchen wie Sie es längst erraten hat.« Der Mann lächelte und entblößte dabei zwei blendend weiße Zahnreihen. »Man nennt mich den Grafen«, sagte er gelassen, geradezu beruhigend.
    Doch Ruby war das Blut bereits in den Adern gefroren, ihr Körper fühlte sich plötzlich bleischwer an. Denn vor ihr stand der schlimmste aller Bösewichte auf Erden. Wenn es stimmte, dass es bisher nur Bradley Baker gelungen war, den Angst einflößenden Fängen des Grafen zu entkommen – welche Chancen hatte dann eine dreizehnjährige Schülerin aus Twinford?
    Trotz ihrer gefesselten Hände schaffte sie es, den Schlüsselring zu ertasten, der immer noch an der Kette in der Potasche ihrer Jeans war – wie beruhigend, ihn zu spüren! Nervös fummelte sie an den kleinen Würfelchen herum, und ohne es zu merken, bildete sie ein Wort:

    HILFE
    Hitch warf einen Blick auf seine Uhr, und der kleine Lichtpunkt leuchtete wieder auf, diesmal rot.
    Das Ganze wurde allmählich unheimlich – Bradley Baker war schon lange tot, doch es war, als würde der junge Bradley mit ihm Kontakt aufzunehmen versuchen, über Raum und Zeit hinweg. Die große Uhr an der Wand des Museums tickte vor sich hin, und ihre riesigen Zeiger bewegten sich langsam, aber sicher auf Mitternacht zu. Und noch immer gab es keine Spur, die ihn zu Ruby oder zu ihren Entführern gebracht hätte.
    * * *
    »Wollen wir uns ein bisschen über Spektrum unterhalten?«, sagte der Graf.
    Ruby zuckte nicht mit der Wimper.
    »Früher oder später werden Sie sowieso alles ausplaudern, Miss Redfort. Ich persönlich wäre für früher – Warten kann so qualvoll sein, nicht wahr?« Er lächelte.
    Ruby schwieg weiterhin.
    Der Graf lachte abfällig. »Ein bisschen spät für Geheimniskrämerei, nicht wahr? Sie hätten besser neulich etwas weniger mitteilsam sein sollen, dann wären Sie jetzt nicht in dieser …« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »… misslichen Lage.«
    Ruby versuchte sich zu erinnern. Wann hatte sie über Spektrum geredet?
    Der Graf schüttelte den Kopf. »Ich muss schon sagen, alles in allem sind Sie recht verschwiegen – wir hätten nie mitbekommen, dass Sie an der Sache beteiligt sind, wäre da nicht dieser kurze Anruf bei Ihrem Freund, Master Crew, gewesen.«
    Das Telefonat mit Clancy! Ein dummer Anruf war schuld daran, dass sie jetzt gefesselt war und gleich sterben würde! Verflixt, warum hatte sie ihre Klappe nicht gehalten? Es war doch nur eine klitzekleine Regel! Warum hatte sie ausgerechnet am Telefon darüber reden müssen?
    »Sie haben die Telefone verwanzt?«, wisperte Ruby.
    Sie hatte sich eingebildet, sie sei unsichtbar, nur weil sie noch ein Kind war, aber als Agentin musste man ständig damit rechnen, dass man beobachtet wurde und dass jemand durch ein Schlüsselloch schaute oder an der Tür lauschte – egal, wie alt oder jung man war. REGEL 9: Man weiss nie, ob man nicht irgendwo von irgendjemandem beobachtet wird.
    »Ah, Sie haben unser Haus ausgeräumt? Sie haben alles mitgenommen und nur die Telefone dagelassen?« So allmählich dämmerte es Ruby: Die Anrufe neulich, als sich niemand meldete … das waren die Gangster gewesen, die checken wollten, ob die Luft rein war.
    Der Graf nickte. »Nicht ich persönlich natürlich, ich bin schließlich kein Möbelpacker.« Er lachte über seinen kleinen Scherz, doch Ruby war das Lachen vergangen.
    »Sie haben auch das Gepäck meiner Eltern gestohlen … und versucht, meine Mom zu entführen?«
    »Nun ja, meine Liebe, ich muss gestehen, dass ich mich in deiner Mutter getäuscht habe. Wir haben sie die letzten Wochen beschattet, weil wir dachten, sie sei für die Sicherheitsvorkehrungen des Museums verantwortlich und hätte das Treffen mit dem schnurrbärtigen Typen in der Schweiz geschickt organisiert, um uns einen Strich durch die

Weitere Kostenlose Bücher