Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)

laufen.«
    »Wo wer ist?«
    »Miss Redfort, wir haben keine Zeit für Spielchen, weder Sie noch ich, über dieses Stadium sind wir hinaus.«
    »Schauen Sie mich an! Was könnte ich schon haben, was für Sie interessant wäre?« Doch Ruby fühlte sich längst nicht so mutig, wie sie tat. REGEL 28: MIT EINEM SPAßVOGEL IST NICHT ZU SPASSEN!, dachte sie sich.
    Seine kalten schwarzen Augen musterten sie.
    »Okay«, sagte sie auf gut Glück. »Wenn ich Ihnen den Schlüssel gebe, lassen Sie mich dann gehen?«
    Der Graf schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich fürchte, so funktioniert das nicht. Ihnen ist sicher klar, dass Sie in keiner guten Verhandlungsposition sind, oder?«
    Ruby schluckte – ihr Mund war total trocken, Schweißtropfen liefen ihr über die Stirn.
    »Ich höre, Miss Redfort.«
    Doch Ruby schwieg.
    Da stampfte er mit dem Fuß auf. Ruby zuckte vor Schreck zusammen, und eine dicke Haarsträhne fiel ihr über das rechte Auge. Und ihre Haarspange – auweia, die rutschte langsam, aber sicher an ihrer Nase vorbei. Ruby hielt die Luft an.
    Wird er es sehen? Bestimmt wird er es sehen!
    Und tatsächlich! Wortlos streckte der Graf seine Hand mit den langen, eleganten Fingern aus, zog die Haarspange aus Rubys Haaren – und mit dieser einfachen Geste war das gläserne K in seinen Händen.
    »Gut, dann verzichten wir heute mal auf Folter – sehen Sie, man kann sich auch friedlich einigen«, sagte er. »Arme kleine Dorothy, sieht ganz so aus, als würdest du es doch nicht ins Innere der Smaragdenstadt schaffen.« Er betrachtete Rubys Clogs. »Jetzt können dir nicht mal mehr deine roten Schuhe helfen.«
    »Egal, ich bin sowieso nicht passend gekleidet für den Empfang«, sagte Ruby mit einem schiefen Lächeln.
    Der Graf studierte Rubys T-Shirt mit der Aufschrift: SITZE GANZ SCHÖN IN DER KLEMME.
    »Trifft zu, mein Kind. Der Spruch passt perfekt«, sagte der Graf mit einem fiesen Grinsen. Ruby merkte, dass er zum Du übergegangen war.
    »Und weiter?« Ihre Stimme war fast nur ein Krächzen.
    »Richtig, genug geplaudert, reden wir endlich Klartext!«, sagte der Graf. »Ich habe mir etwas ganz Großartiges für dich ausgedacht – eine Szene wie aus dem Zauberer von Oz . Ah, das hätte ein wunderbarer Film werden können , wenn der Regisseur nur ein Fünkchen Phantasie gehabt hätte. Meine Lieblingsszene ist die, wenn die Hexe das Stundenglas umdreht – und wenn das letzte Sandkorn durchgerieselt ist, würde Dorothy sterben. Es ist jammerschade, hab ich mir immer gedacht, dass man die kleine Dorothy nicht in das Stundenglas gesetzt hat! Es wäre so viel dramatischer gewesen, um einiges narrensicherer … Also betrachte das nun Folgende als Neuverfilmung, als eine Version, die Hollywood niemals zulassen würde!«
    Rubys Augen wurden tellergroß, und sie hätte nicht mehr sagen können, ob ihr Herz überhaupt noch schlug.
    »Nun, mein hübsches Kind«, sagte der Graf und äffte den Tonfall der Bösen Hexe des Westens nach. »Um genau eine halbe Stunde vor Mitternacht wird der Turm, in dem du dich befindest, anfangen, sich wie ein riesiges Stundenglas mit jadegrünem Sand zu füllen.«
    Ruby zuckte zusammen – Sand in den Haaren hatte sie schon immer gehasst, aber in Sand begraben zu werden, war grauenhafter als alles, was in sämtlichen Thrillern vorkam, die sie zusammen mit Mrs Digby angeschaut hatte!
    »Töten Sie mich, wenn Sie wollen«, sagte Ruby, die größte Mühe hatte, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten, »aber das hilft Ihnen nicht weiter. Wie wollen Sie an den vielen Sicherheitsleuten, Alarmanlagen und Wächtern vorbeikommen? Sie haben nicht die geringste Chance, auch nur in die Nähe des Jadebuddhas von Khotan zu kommen!«
    »Es ist ja süß, dass du dir meinen Kopf zerbrichst, aber ich habe mir eine ausgezeichnete Choreographie ausgedacht, um die guten Leute von Twinford abzulenken: ein kleiner Stromausfall und gleichzeitig eine Explosion. Es wird sehr aufregend werden. Ein totaler Stromausfall, wie dramatisch! Und im gleichen Moment sprengen wir die Bank in die Luft und sehen zu, wie die hübschen grünen Dollarscheine zum Himmel fliegen. Und sobald der Strom ausfällt, können sie ihre raffinierten kleinen Laser vergessen – es wird zwar so aussehen, als wären sie noch aktiviert, aber das werden sie natürlich nicht sein, glaub mir!«
    Der Graf von Klapperstein blickte auf seine Uhr – eine altmodische Taschenuhr, die mit einer goldenen Kette in seiner Jackentasche befestigt war. »Herrje, wie doch