Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)
Rechnung zu machen. Dabei wollten wir ursprünglich klammheimlich mitten in der Nacht ins Museum einbrechen und uns den Buddha von Khotan holen.« Er musterte sie. »Aber verraten Sie mir eins: Wie kommt ein cleveres Mädchen wie Sie zu so … hm, wie soll ich sagen? … zu so dummen Eltern?«
Das rote Pünktchen blinkte und blinkte. Hitch stellte die Uhr in den Radarmodus und erhielt prompt die Koordinaten: Das Signal kam aus dem Ostflügel des Museums, dem Turm, genauer gesagt. Sollte er die Sache überprüfen? Das ging nicht, nicht jetzt.
Lass dich nicht ablenken, konzentrier dich auf das Wichtigste! Und das Wichtigste war nun mal dieser Empfang.
Der Graf von Klapperstein schritt den kreisförmigen Raum ab; er schien sich bestens zu amüsieren. »Na schön, dann verraten Sie mir wenigstens, wieso Spektrum schon wieder auf die dumme Idee kam, so blutjunge Agenten einzusetzen?«
Ruby wunderte sich. Wovon redete der Kerl? Blutjunge Agenten?
»Nun, Sie werden Ihnen doch wohl von dem Wunderknaben erzählt haben – dem Ex wunderknaben besser gesagt?«
Ruby starrte in seine schwarzen Augen. Sagte er die Wahrheit?
»Ah, in Ihren Augen kann ich lesen, dass sie es versäumten, Sie darüber aufzuklären, was für ein erstaunliches Talent der kleine Bradley Baker war .«
»Bradley Baker? Er ist ein Kind?«, sagte Ruby verdutzt.
» War! Doch das ist Lichtjahre her. Er war erst sieben, als er rekrutiert und von Spektrum zu einem Topagenten ausgebildet wurde. Ich glaube, als ich ihn das erste Mal traf, war er etwa in Ihrem Alter. Und was für ein Talent …! Der einzige Agent, der mir je einen Gegenbesuch abstattete. War das leichtsinnig von mir? Oder clever von ihm? Wer kann das schon sagen? Aber letztendlich hat Spektrum ihn doch verloren.«
»Sie haben ihn getötet?«, wisperte Ruby.
»Oh, Himmel, nein, haben Sie es nicht erfahren? Bradley Baker starb bei einem Flugzeugunglück im Gebirge – ich hab’s mit eigenen Augen gesehen. Der Flieger ist zu Asche verbrannt und der hübsche junge Mann gleich mit. Die arme LB, wie hat sie um ihn getrauert!«
»LB und Baker standen sich also nahe?« Für einen kurzen Moment gewann Rubys Neugierde die Oberhand über ihre Angst.
»Oh, mehr als das, sie waren verlobt – bis über beide Ohren verliebt.« In der Stimme des Grafen schwang Abscheu mit. »Es war höchst bedauerlich, mit ansehen zu müssen, wie der talentierteste Codeknacker und viel versprechende junge Geheimagent von Spektrum in Flammen aufging!«
»Ah, deshalb durfte Lopez nie an Einsätzen teilnehmen!«
»Lopez? Ach ja, Miss Lopez, wir wussten nicht genau, wie sie in das Bild passte, sie hat ihre Spuren meisterhaft verwischt – wir sahen keinerlei Zusammenhang mit Spektrum, bis wir Sie, Miss Redfort, über sie reden hörten. Aber das machte keinen Unterschied mehr, denn sie war ja bereits tot.«
Ruby zuckte zusammen.
»So, so, Spektrum fesselt seine Codeknacker neuerdings also an den Schreibtisch! Wie töricht! Kein Mensch ist je wirklich sicher. Es ist besser, auf Gefahren vorbereitet zu sein, als die Augen vor möglichen Gefahren zu verschließen.«
In diesem Punkt musste Ruby ihm recht geben. Sie selbst war der lebende Beweis dafür.
»Meine gute Bekannte, Madame Ehrling«, fuhr er fort, »wurde im Hotel Springbrunnen auf Miss Lopez aufmerksam.«
Madame Ehrling – die Frau mit dem Schleierhut, dachte Ruby.
»Natürlich hatten wir nicht die leiseste Ahnung, dass Lopez für eine renommierte Geheimdienstzentrale wie Spektrum arbeitete. Wir hielten sie für eine naseweise Amateurin. Wenn Spektrum die gute Miss Lopez besser ausgebildet hätte«, fuhr er mit einer schwungvollen Handbewegung fort, »würde sie vermutlich hier sitzen …« Der Graf lachte. »… an Ihrer Stelle!«
Ruby bekam eine Gänsehaut.
»Aber Lawinen sind nun mal so unvorhersehbar. Schon ein Knall und eine leichte Erschütterung – zum Beispiel durch Dynamit – kann eine Lawine auslösen. Ein Jammer! So eine intelligente junge Frau: Ich glaube, ihr Intelligenzquotient reichte fast an meinen heran, und ich gelte als Genie .«
Ruby drehte die Augen. »Ein tolles Genie! Sie haben vergessen, ihr den Code abzunehmen, und aus diesem Grund sind wir auf Sie gekommen«, sagte sie spöttisch. »Sie müssen lernen, besser hinzuschauen – Augen auf und hin schauen!«
Der Graf kniff die Augen zusammen. »Da fällt mir ein … kommen wir endlich auf den Punkt!«
Ruby schluckte.
»Sagen Sie mir, wo er ist, dann lassen wir Sie
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