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Ruchlos

Ruchlos

Titel: Ruchlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Baum
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ihnen, wussten Sie das?«
    »Ronnie? Nein, das ist mir neu.« Ungläubig schüttelte sie den Kopf.
    »Kennen Sie ihn?«
    »Wie den Rest der Familie mehr vom Hörensagen. Aber gerade Ronnie hatte Heinz mal zu mir mitgebracht und ihn meinen Keller aufräumen lassen. Er sagte, der Junge habe keine Arbeit und bräuchte ein bisschen Selbstbestätigung und Taschengeld. Er hat das sehr ordentlich gemacht, saß dann auch bei uns beiden und hat mit uns zu Abend gegessen. Ich hatte den Eindruck, dass sein Großvater der Einzige war, der ihm gesagt hat, was er machen soll, und dass er genau das brauchte.«
    Ich nickte. Vermutlich traf das ziemlich gut Ronnies Problem. »Wann war das?«
    »Ach, herrje. Vor einem Jahr? Nein, warten Sie, es war noch Winter, also ist es länger als eineinhalb Jahre her.« Nachdenklich trank sie einen Schluck Kaffee.
    »Und Herr Wachowiak hat nicht erzählt, dass er sich danach größere Sorgen um den jungen Mann machte oder sich vielleicht mit ihm zerstritten hatte?« Mit der Gabel schob ich ein letztes Apfelstückchen auf dem Teller umher.
    Frau Gärtner verneinte. Ich sah auf meine Uhr.
    »Ich fürchte, ich muss Sie schon wieder verlassen. Eine Frage aber noch: Haben Sie mittlerweile eine Idee, warum man Ihnen kostenlos das neue Gelenk einsetzen will und Sie hier so hofiert?«
    Die Antwort war ein erneutes Kopfschütteln.

    Jonas Michaelis kam pünktlich um halb acht, geschniegelt und mit einer Flasche Wein in der Hand. Dale schaute ihn an, als wollte er auf der Stelle den gesamten Plan kippen. Bereits den ganzen Nachmittag über, während ich mich um den Gemüseauflauf gekümmert hatte, der nun im Backofen bräunte, war er mehrfach kurz davor gewesen. Mit seinen Ausführungen darüber, wie gefährlich die Situation werden könnte, hatte er mich fast in den Wahnsinn getrieben.
    »Kein Alkohol«, sagte er knapp. »Hast du schon etwas getrunken?«
    »Nein«, entgegnete Jonas empört. »Natürlich nicht!«
    »Gut.« Dale ging voran in die Küche.
    »Ich habe mich nur deshalb von Kirsten überreden lassen, diese Falle zu konstruieren, weil ich glaube, dass eine geplante Eskalation das kleinere Übel ist. Im Vergleich zu der Gefahr, die von diesem Ronnie Meyersfeld ausgeht, wenn er irgendwann auf Kirsten trifft und ich nicht in der Nähe bin.« Sein Blick fixierte Jonas, der unbehaglich ihm gegenüber in der Mitte des Raums stand.
    »Setzt euch doch«, versuchte ich die Situation aufzulockern. »Willst du Mineralwasser oder einen Saft?«
    Dankbar nickte mein junger Kollege. »Habt ihr Cola?«
    Da Dale das süße Getränk ebenso wenig mochte wie ich, konnte ich ihm damit nicht dienen, aber wenigstens war die Anspannung etwas gelöst. Die beiden Männer setzten sich, ich schaute nach dem Auflauf, stellte den Ofen aus, begann den Tisch zu decken.
    »Wichtig ist, dass ihr euch genau an das haltet, was wir absprechen, und im Falle des Falles die Aktion auf ein Zeichen von mir sofort abbrecht. Wir wissen nicht, wie riskant es werden kann, und werden keine unkontrollierbare Gefahr eingehen, ist das klar?«
    Ich versuchte, Jonas durch Augenrollen ein wenig aufzumuntern, er war jedoch komplett eingeschüchtert von den Ermahnungen. Dale stand plötzlich wieder auf und griff nach seinen Zigaretten.
    »Wir können doch ein paar Minuten später essen, oder?« Ohne meine Antwort abzuwarten, verließ er die Küche.
    Jonas schaute mich an und ließ hörbar Luft entweichen.
    »Ich hab doch schon gesagt, dass er Polizist war und Privatdetektiv ist. Er hat oft genug gesehen, was alles passieren kann«, erklärte ich, »und es ist fast ein Wunder, dass er dieser Aktion heute Abend überhaupt zugestimmt hat.«
    Jonas lächelte leicht gequält. »Du liegst ihm sehr am Herzen, was?«
    Ich nickte. »Ja, das ist wohl so.«
    Während des Essens beschrieb Dale einen typischen Abend Ronnies, der ihn durch etliche Kneipen führte. Jonas’ Frage, wie er das finanziere, beantwortete er mit einem ironischen Grinsen. »Beg, steal or borrow. Vielerorts kriegt er auch nichts mehr.«
    In den vergangenen Nächten sei der Junge stets um Mitternacht herum in einer winzigen Eckkneipe in Löbtau gelandet, die letzte Station seiner Tour. »Von dort aus geht er entweder nach Hause zu Mama oder er schläft auf einem brachliegenden Grundstück gegenüber.«
    Ich stand auf, um Kaffee zu kochen. Ausnahmsweise würde ich auch eine Tasse trinken. Ein Glück, dass ich so ausgeruht war. Dales Augenringe waren hingegen noch dunkler geworden, er sah,

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