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Rückgrad

Rückgrad

Titel: Rückgrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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grußlos sitzen. Ich machte nicht den geringsten Versuch, sie zurückzuhalten, ich setzte eine unbeteiligte Miene auf und spielte mit meinem Streichholzdöschen. Ich mußte einen Sprint über den Bürgersteig hinlegen, um sie einzuholen. Ich klammerte mich an ihren Arm, aber sie riß sich los und ging weiter.
    Na schön, einverstanden, ICH ENTSCHULDIGE MICH …!
    - Bitte, Dan, laß mich in Ruhe.
    - Herrgott nochmal, mach nicht alles noch komplizierter, ich sag doch, ES TUT MIR LEID, hier, jetzt, ist das nicht genug …?!
    - Du machst es dir leicht …
    - Hör mal, ich hab dich Tag für Tag angerufen, ich wußte nicht mal, wo du steckst!
    - Ich wüßte nicht, was das damit zu tun hat.
     – Ah, hör sich das einer an! Sie weiß nicht, was das damit zu tun hat …!
    - Ich weiß, was dich interessiert. Ich weiß es sehr gut.
    - Donnerwetter.
    -Ja. Das und nichts anderes …!
    In ebendiesem Moment blieben wir vor einer Ampel stehen, und ich zwang sie, mich anzusehen. Neben uns stand eine Frau, die ein Kind an der Hand hielt.
    - Du hast recht, sagte ich zu ihr, im Augenblick denke ich an nichts anderes. Der bloße Umstand, daß ich deinen Arm festhalte, erregt mich in einem Maße, wie du es dir nicht vorstellen kannst, und wenn du’s genau wissen willst, ich sehe durch deine Kleidung hindurch, und ich hab den Geruch deiner Beine in der Nase. Ich krieg nur die Hälfte von allem mit, was du mir erzählst, denn mir geht nur eins durch den Kopf, und ich schäme mich dessen nicht, es ist nun mal so. Das Wasser läuft mir im Munde zusammen, wenn ich dich nur ansehe, Elsie, und du hast recht, sonst interessiert mich überhaupt nichts, so sehr leck ich mir die Finger nach dir …
    Ich bemerkte, daß die Frau dem Kind die Ohren zuhielt. Auf daß die Ampel auf Rot springe, damit sie in ihre Welt der Bekloppten zurückkehren konnte.
    - Herrgott nochmal, ist das denn ‚ne Beleidigung, Elsie …? Darf ich keine unbändige Lust haben, mit dir zu bumsen, bin ich deshalb gleich eine Art Monster …? Scheiße, immerhin haben wir uns exakt drei Wochen nicht mehr gesehen, drei Wochen, verstehst du …? Findest du es toll, mir vorzuwerfen, das sei alles, was mich interessiert …?
    Ich stopfte die Hände in die Taschen und starrte mißmutig den Himmel an, es fehlte nicht viel und ich hätte Grimassen geschnitten wie ein Märtyrer. Nach einer Weile hakte sie sich bei mir ein, und wir blieben noch ein paar Stunden zusammen, wandelten durch die Straßen, quatschten, trieben von einer Bank zur ändern und aßen Maronen oder mit rosa Zuckerguß umhüllte Erdnüsse, bis sie sich eines wichtigen Termins bei ihrer neuen Plattenfirma entsann. Diese Typen kommen einem ständig mit irgendwelchen wichtigen Terminen daher. Ich erklärte ihr, daß ich auch gern einen hätte.
    - Und diesmal etwas Zuverlässiges …. scherzte ich.
    Sie drückte meinen Arm wie ein kleines Mädchen und flüsterte mir ins Ohr, daß sie so gut wie vorbei seien, daß uns übermorgen, ich könne ganz beruhigt sein, die ganze Nacht zur Verfügung stehe. Sie zuckte mit den Schultern, als ich sie fragte, ob ich mein Gebetbuch mitnehmen müßte.
    Von all den Frauen, die ich nach Francks Auszug kennengelernt hatte, war Elsie bei weitem die anziehendste. Gar so viele hatte ich im übrigen auch nicht kennengelernt, dennoch, Elsie hob sich eindeutig von allen anderen ab. Endlich eine, der nicht die Luft wegblieb, als ich mich weigerte, sie mit nach Hause zu nehmen. Ich hatte ihr alles erklärt, ich wollte auf gar keinen Fall, daß sie mir das übelnahm, ich wollte, daß sie mich verstand, und sie hatte mir zur Antwort gegeben, halb so schlimm, mein Haus sei ihr schnurz. Sie könne sich schon denken, daß ein Typ in meinem Alter seine kleinen Macken habe.
    - Weißt du, vor dir war ich mit einem jüngeren Typen zusammen, um die dreißig. Der ging jeden Sonntag bei seiner Mutter essen. Seitdem wundere ich mich über nichts mehr …
    Ein Glück, daß dieser Blödmann vor mir an der Reihe war, mußte ich zugeben.
    Sarah kannte sie. Wir waren ein paarmal zusammen ausgegangen, aber nicht allzu oft, denn Sarahs Freunde behagten mir in der Regel nicht. Die beiden verstanden sich recht gut. Ich war Elsie eines Abends begegnet, als ich Sarah m den Studios suchte, ich hatte dieses Mädchen auf dem Schminkstuhl vorgefunden, in schwarzen Strümpfen und trägerlosem Lastex-BH, sie hatte in fünf Minuten ihren Auftritt. Sie war Chorsängerin. Fünf Minuten später stand sie auf. Ohne sie aus den

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