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Rückgrad

Rückgrad

Titel: Rückgrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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Ooh …. machte ich trotz allem.
    - Ich muß verrückt sein … Er hat Kinder, er ist verheiratet … Fast alle hatten sie Kinder, fast alle waren sie verheiratet, oder aber sie gingen zu ihrer Mutter essen, offenbar gab es immer irgend etwas, woran es haperte. War man erst einmal über dreißig, wurden die guten Gelegenheiten allmählich rar wie Edelweiß.
    - Warum, suchst du nach einem Ehemann?
    - Meine Güte, Dan, woher soll man wissen, wonach man sucht …!?
    Er hat blaue Augen, erzählte sie mir, nachdem wir uns für zwei neapolitanische Aufläufe und einen kleinen Wein aus südlichen Gefilden entschieden hatten, den ich kurz darauf gemächlich pichelte, während sie mir die Größe seines Penis beschrieb. Fast hätte ich meinen Wein verschüttet.
     – Ooh, oh, Sarah … Jetzt übertreibst du aber …
    - Dan, ich schwör’s dir.
    Binnen kurzem barg dieser Typ keinerlei Geheimnisse mehr vor mir. Von gewissen Dimensionen abgesehen, die meines Erachtens in den Bereich der puren Phantasie fielen, hatte er nichts Interessantes an sich. Daß sie mir gegenüber derart die Rolle des verliebten Mädchens spielte, sagte mir mehr als genug. Der gute Dr. Dan kannte sämtliche Symptome der geistigen Mattscheibe, er diagnostizierte jeden Weltschmerz auf den ersten Blick, sämtliche Stadien der Verzweiflung waren ihm vertraut, er hatte sie am eigenen Leibe exerziert, er war der lebende Beweis, daß man darüber hinwegkommen konnte. Leider.
    Mat Bartholomi war vielleicht die Ausnahme, die die Regel bestätigte. Wer wußte schon, was wirklich auf diesem Mast passiert war? Ein entsetzlicher Unfall, eines Abends, sie war ausgegangen, und sie hatten kein einziges Wort gewechselt.
    - Dan, wir waren uns fremd geworden …
    Und einige Stunden darauf wurde Mat geröstet wie eine Mandel, einige Typen wollten gesehen haben, wie ihm die Flammen eine ganze Weile aus dem Mund – und aus den Augen – schlugen. Ein entsetzlicher Unfall, nicht wahr … ? Seit zwei Jahren trichterte sie sich das praktisch Tag für Tag ein und mied den Blick ihres Sohnes. Das war wahrhaftig Grund genug, von Zeit zu Zeit an Weltschmerz zu leiden.
    Dr. Dan war der Ansicht, daß es unter diesen Umständen besser war, über Pimmelwuchs und Arschfick zu reden. Er hatte nichts gegen ein wenig Sand in den Augen, wenn man damit eine Krise lindern konnte.
    - Dan, ich bin im Grunde ein Klitoris-Typ, wie du weißt …
    - Soso …? Keine Ahnung.
    - Jedenfalls, Typen, die sich ein wenig Mühe geben, die findet man nicht an jeder Ecke, das kannst du dir ja vorstellen. Er dagegen, ungelogen, er rührt mich zu Tränen, es kommt mir vor, als wüßte er ganz genau, was ich will …
    - Hm, ich muß zugeben, ein starker Typ.
    - Verdammt nochmal, ich hab mich in ihn verliebt. Ich kann mich nicht rühren, wenn er sich wieder anzieht, ich komm nicht mehr auf die Beine.
    -Ja, klar, das ist schon allerhand. Nun denn, ich freu mich für dich.
    - Ich bin verliebt, und das macht mich ganz traurig, das ist wirklich zum Verrücktwerden … Ich hab Lust, ihn anzurufen, nur um seine Stimme zu hören, was hältst du davon …?
    - Jaja, ich hab gehört, daß das bei einigen auf diese Tour funktioniert, das könnte ‘nen Versuch wert sein.
    - Weißt du, wir haben es erst gestern getan, und ich hab das Gefühl, das ist ewig her.
    - Ja, ich versteh dich nur zu gut. Elsie ist heute morgen erst zurückgekehrt, das nur nebenbei, naja, du weißt schon, was ich meine … Wir sitzen im gleichen Boot. Hm, nur daß das bei mir etwas länger her ist.
    - Dan, wir haben wirklich kein Glück mit unseren Liebesgeschichten, da vergeht einem jede Lust. Manchmal wünsch ich mir, ich hätte kein Geschlecht mehr, verstehst du, ich wollte, das Loch meiner Scheide würde verschwinden!
    - Hoppla, du gehst aber ran …
    - Doch, das ist mein Ernst. Das Leben ist ohnehin kompliziert genug. Ah, Herr im Himmel, warum reizen mich die Männer, warum hast Du mir das angetan …?!
    Als wir das Lokal verließen, hatte es aufgehört zu regnen, und wir waren entschlossen, das Leben beherzt von vorne anzugehen. Reichte es nicht in den meisten Fällen, ein offenes Ohr zu finden, um unsere kleinen Nöte aufzulösen? Oder auch eine freundschaftliche Schulter, wenn der Wagen drei Häuserblocks weiter steht und in unseren Adern ein unreines, chiantiverseuchtes Blut pfeift?
    Während der gesamten Strecke schielte ich grinsend nach ihren Beinen.
    - Ah, was bist du nur für ein Idiot …. sagte sie zu mir.
    Ich hatte mein Fenster

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