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Rückgrad

Rückgrad

Titel: Rückgrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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legen, und er murrte keine Sekunde, und wir marschierten Seite an Seite weiter, ohne daß ich ein Wort hinzufügen konnte, denn für mich ging nichts mehr darüber.
    Ein wenig später erst fiel mir auf, daß er, was Elsie betraf, seine Meinung überhaupt nicht geäußert hatte. Ich dachte darüber nach, in meinem Bett oder morgens beim Aufstehen oder wenn ich eine Runde mit dem Motorrad drehte und die Straße frei war, aber das brachte mich nicht viel weiter. Sarah fand, ich hätte eher Glück, zudem sollte ich es nicht übertreiben und von Hermann verlangen, daß er mir seinen Segen gab. Diese Bemerkung ging mir ganz schön an die Nieren, denn unter diesem Gesichtspunkt hatte ich die Sache noch gar nicht ergründet, und wenn man sie sich von nahem ansah, war es nicht ausgeschlossen, daß ich in dieser Geschichte nicht einzig danach strebte, Hermann zu schützen, sondern daß sich ein Körnchen Hinterfotzigkeit in meinem Busen eingenistet hatte.
    Ich nahm mein Training mit Max wieder auf und versuchte meinen Alkoholkonsum einzuschränken, der jäh angestiegen war, seit wieder Leute bei mir einkehrten, ganz zu schweigen von meinem Gips und den Tagen, an denen ich mit einer Flasche in Reichweite wie angewurzelt in meinem Sessel sitzen blieb, denn das war nicht immer ganz einfach. Ich zwang mich also dazu, vor sechs, sieben Uhr abends keinen Tropfen anzurühren, und hatte das Gefühl, einen riesigen Schritt nach vorn getan zu haben. Oh, nichts ist besser, als von Zeit zu Zeit einen kleinen Sieg über sich selbst zu erringen.

5
    In weniger als einem Jahr kam die Marianne-Bergen-Stiftung auf die Beine. Ich habe widerstanden. Monatelang rutschte Paul vor mir auf den Knien, aber solange er mir Arbeit besorgte, konnte ich ihn zappeln lassen, ich hörte nur noch mein lieber Dan hier, du störrischer Esel da, du hast es nicht anders gewollt, du verdammter Idiot. Ich lachte ihnen ins Gesicht, allen, die da kamen, und geleitete sie höflich zur Tür, dankte ihnen gleichwohl, daß sie an mich gedacht hatten.
    Ich wußte nicht genau, was ihnen Paul über mich erzählt hatte, aber sie tauchten stets in Grüppchen bei mir auf oder drängten sich um meinen Tisch, wenn ich auf einen Schluck im Durango eingekehrt war, und dann war es aus damit, Musik zu hören, aus damit, etwas anderes zu bereden als diese verfluchte Stiftung, und das in einem Maße, daß mich Elsie nach einer Weile sitzenließ und sich in eine ruhigere Ecke verzog und mich mit Blicken tötete. Ich würde nie so weit gehen, zu behaupten, daß es mir vollkommen mißfiel, soviel Interesse zu erwecken, im Gegenteil, ich hatte kein reines Herz, und so genoß ich es von Zeit zu Zeit, das erinnerte mich an die Zeit, wo meine Bücher weggingen wie Toilettenseife und unbekannte Verehrerinnen Pullover für mich strickten, die mir bis zu den Knien reichten.
    - No sea pendejo …. flüsterte mir Enrique zu. Auch er war der Meinung, ich müßte einwilligen. Alle waren sich einig. Aber ich hielt stand.
    - Ja, Herrgott nochmal …! japste Paul. Wem willst du eigentlich weismachen, daß es dir Spaß macht, diese mickrigen, beschissenen Drehbücher zu schreiben und dich in dieser Art von Literatur zu suhlen …??!!
    - Werd nicht ordinär, Paul.
    - WAS IST IN DICH GEFAHREN …?! Versuchst du dich zu kasteien …? Dauert das noch lange?
    -Klar. Demut lernt sich nicht von heute auf morgen.
    - AH! Mach dich bitte nicht über mich lustig! Schon gut, sag mir wenigstens, was dir daran nicht gefällt …
    - Puh, ich hab keine Lust … Das ist alles.
    - Wie bitte, du hast keine Lust …?! Ja, träum ich denn …?! Wir geben Bücher raus, wir verteilen Stipendien, wir organisieren Ausstellungen, wir beherbergen Künstler, die aus allen Ecken der Welt anreisen, es wird Aufführungen geben, Begegnungen, Seminare …
    - Mamma mia, mir dreht sich alles.
    - Dan … Du brauchtest dich nur um das kümmern, was dich interessiert.
    - Das einzige, was mich interessiert, ist mein Seelenfrieden.
     
    Ich wollte mich mit diesem ganzen Zinnober nicht abgeben. In puncto Demut hatte ich die ganz große Klasse noch nicht erreicht, und ich konnte mir nur schwer vorstellen, daß ich mir den Kopf zerbrach, um die Bücher anderer Leute herauszugeben. Daß ich unfähig war, wieder in den Ring zu steigen, hieß noch lange nicht, daß ich als nächstes einen Trainerjob übernahm. Zudem, was wäre wohl, wenn ich diese jungen Künstler in meinem Büro empfing und tröpfchenweise, nach Lust und Laune, einige dieser

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