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Rueckkehr ins Leben

Rueckkehr ins Leben

Titel: Rueckkehr ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ishmael Beah
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nur auf die Seite und schliefen weiter. Ich musste sie an den Beinen von der Matte ziehen und ihnen einen Klaps auf die Wangen geben, damit sie aufwachten. Die Soldaten gingen bereits von Zelt zu Zelt und zerrten diejenigen heraus, die noch immer schliefen, und bespritzten sie mit Wasser aus ihren Eimern.
    Wir trafen uns auf dem Trainingsgelände, wo neben kur-
    zen Armeehosen und T-Shirts in allerhand Farben auch neue Turnschuhe verteilt wurden. Manche bekamen Adidas, andere Nike. Ich bekam schwarze Reebok Pump und war über
    nichts so glücklich wie über meine neuen Turnschuhe. Ich
    zog meine alten Hosen aus, in deren Taschen sich immer
    noch meine Rapkassetten befanden. Als ich meine neuen
    kurzen Armeehosen anzog, nahm ein Soldaten meine alten
    Hosen und warf sie ins lodernde Feuer, das angefacht worden war, um all unsere Habseligkeiten zu verbrennen. Ich rannte zum Feuer, aber die Kassetten schmolzen bereits. Tränen traten mir in die Augen und meine Lippen bebten, als ich mich abwandte.

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    Nachdem wir unsere neue Garderobe angezogen hatten,
    stellten wir uns wieder in einer geraden Reihe auf, die Beine auseinander und die Hände an den Seiten. Als wir dastanden und warteten, kehrten einige Soldaten von der Front zurück und luden ihre Gewehre und Seitentaschen mit Munition
    voll. Einige hatten Blut auf Uniform und Gesicht, was sie scheinbar gar nicht bemerkten oder einfach ignorierten. Sie frühstückten schnell und machten sich rasch auf den Rückweg zu einem Ort, an den sie offensichtlich nicht zurückkehren wollten. Jeder Soldat stand an der Wand, holte ein paarmal mit geschlossenen Augen tief Luft und packte sein Ge-
    wehr ganz fest, bevor er wieder auf die Lichtung zurannte.
    Sheku und Josiah standen neben mir, als wäre ich durch
    die Tatsache, dass ich mir ein Zelt mit ihnen teilte, zu ihrem großen Bruder geworden. Sie beobachteten mich während
    der Übung und machten mir, nicht dem Soldaten, der sich als Corporal Gadafi vorgestellt hatte, alles nach. Er war ein junger Mann, jünger als der Lieutenant und der Staff Sergeant, aber er war kahl, und sein Gesichtsausdruck ließ ihn sehr viel älter wirken, als er war. Er hatte einen sehr intensiven Gesichtsausdruck, der selbst wenn er lächelte aussah, als würde er etwas Saures kauen.
    Zuerst rannten wir einige Minuten lang um das Gebäude
    herum, dann lernten wir, wie man sich im nahe gelegenen
    Busch kriechend fortbewegte. Corporal Gadafi hielt die Faust hoch. Wenn er sie senkte, warfen wir uns ins Gebüsch und
    krochen schnell und möglichst geräuschlos an einen vorher bezeichneten Baum. Dann standen wir auf und gingen hinter anderen Bäumen in Deckung. Danach rannten wir wieder
    zum Übungsgelände zurück. Der Corporal sagte in der An-
    fangsphase des Trainings nicht viel. Er sagte nur »nicht
    schlecht«, »entsetzlich« und »schneller«. Er gestikulierte vor allem mit den Händen, der, wie er meinte, einzigen Sprache da draußen. Er zeigte auf die Lichtung, wo einen »Worte eine Kugel in den Kopf kosten konnten«. Dann lächelte er trocken und riss die Augen auf, damit wir mit ihm lachten. Nachdem wir viele Male gerannt, gekrochen und in Deckung gegangen waren, durften wir Brot mit Soße essen. Der Corporal gab

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    uns eine Minute, um das Essen zu holen und runterzuschlingen. Was wir nicht geschafft hatten, wurde uns nach Ablauf der sechzig Sekunden weggenommen. Am ersten Tag wurde
    keiner von uns mit dem Essen fertig, aber nach einer Woche waren wir in der Lage, jede Mahlzeit in weniger als einer Minute zu verschlingen. Das war die einzige Trainingsaufga-be, die wir wirklich meisterten.
    Nach dem späten Frühstück stellten wir uns dem Corporal
    zugewandt auf und bekamen unsere Kalaschnikows ausge-
    händigt. Als ich an der Reihe war, sah er mich durchdringend an, als wollte er mir sagen, dass er mir etwas gab, das ich wertschätzen musste. Er tippte mir mit dem Finger an die
    Brust und ging um mich herum. Als er wieder vor mir stand, starrte er mich noch eine Weile an, seine roten Augen und sein dunkles Gesicht zuckten. Er bleckte die Zähne, als würde er sich auf einen Angriff vorbereiten, und meine Beine begannen zu zittern, als er plötzlich lächelte. Bevor ich zurück-lächeln konnte, war sein Lächeln schon wieder verschwun-
    den, stattdessen zeichneten sich auf seiner Stirn deutlich Adern ab. Er sah mich noch immer direkt an, griff in eine Holzkiste und zog das Gewehr heraus. Er nahm das Magazin
    ab und übergab mir mit beiden

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