Rueckkehr ins Leben
alltäglichen Geschäft des Tötens und Überlebens.
Danach suchten wir den Wald nach einem neuen Stützpunkt
ab, bevor die Regenzeit begann, doch es gelang uns nicht.
Die meisten Dörfer, in die wir kamen, waren von uns nie-
dergebrannt oder irgendwann von anderen zerstört worden.
Der Lieutenant war sehr verärgert, weil wir keinen Stütz-
punkt gefunden hatten, und kündigte an, dass wir so lange suchen müssten, bis wir einen gefunden hätten.
Zunächst regnete es nur ab und zu. Dann regnete es
ununterbrochen. Wir liefen durch den dichtesten Wald und
versuchten, dem Wolkenbruch zu entgehen, indem wir uns
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unter große Bäume stellten, aber es regnete so stark, dass die Blätter das Wasser nicht aufzuhalten vermochten. Wochenlang liefen wir durch nassen Wald.
Eines Morgens regnete es sehr heftig und wir gerieten
plötzlich unter Beschuss. Die Munition unserer Panzerfäuste funktionierte nicht. Wir zogen uns zurück. Die Angreifer
folgten uns nicht sehr weit, sodass wir uns wieder formierten und der Lieutenant meinte, dass wir sofort einen Gegenangriff starten müssten, damit wir den Angreifern anschließend folgen konnten. »Sie werden uns zu ihrem Stützpunkt führen«, sagte er. Wir bewegten uns auf sie zu und kämpften den ganzen Tag lang im Regen. Der Wald war sehr nass, und der
Regen wusch das Blut von den Blättern, als würde er die
Oberfläche des Waldes reinigen wollen, doch die Leichen
blieben unter den Büschen liegen und das Blut, das den Leichen entströmte, versickerte nicht in der durchweichten Er-de, als weigerte sich diese, noch mehr Blut aufzunehmen.
Bei Anbruch der Nacht zogen sich die Angreifer zurück
und ließen dabei einen ihrer Verwundeten zurück. Als wir zu ihm kamen, fragte ihn der Lieutenant, wo sich der Stützpunkt befinde. Er antwortete nicht. So zog ihn einer von uns, während wir weiter die Angreifer jagten, an einem Seil, das man ihm um den Hals gebunden hatte, hinter sich her. Das über-lebte er nicht. In der Nacht beendeten die Angreifer ihren Rückzug. Sie hatten die Ausläufer ihres Stützpunkts erreicht und kämpften verbissen, denn sie wollten ihn nicht aufgeben.
Der Lieutenant befahl einen Blitzangriff, » kalo - kalo -Taktik«.
Wir bildeten zwei Gruppen und starteten den Angriff. Die
erste Gruppe eröffnete das Feuer und tat, als wollte sie sich zurückziehen. Die Angreifer folgten ihnen direkt in einen Hinterhalt hinein, den die zweite Gruppe gebildet hatte. Wir standen leise auf und rannten den Rebellen hinterher, erschossen sie von hinten. Diese Taktik wiederholten wir
mehrmals in der Nacht und schwächten die Rebellen damit
ganz erheblich. Am Morgen stürmten wir das Dorf und töte-
ten die übrig gebliebenen Kämpfer, die nicht hatten gehen wollen. Wir nahmen acht Männer gefangen, fesselten sie an Händen und Füßen und ließen sie im Regen liegen.
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Im Dorf gab es Feuerstellen und genug Holz und Lebens-
mittel. Die Rebellen hatten sich auf die Regenzeit vorbereitet, doch jetzt waren wir Nutznießer der erbeuteten Lebensmittel und Vorräte. Wir zogen die trockene Kleidung an, die wir fanden, und setzten uns um das Feuer herum, wärmten
uns und trockneten unsere Schuhe. Ich umklammerte mein
Gewehr und lächelte eine Sekunde lang, war glücklich, dass wir Schutz vor dem Regen gefunden hatten. Ich streckte die Füße ans Feuer, um sie zu wärmen, und sah, dass sie blass und faulig waren.
Wir waren erst wenige Minuten im Dorf, als die Rebellen
wieder angriffen. Sie wollten es nicht so leicht aufgeben. Wir saßen am Feuer, sahen uns an und wechselten wütend die
Magazine, dann gingen wir raus, um die Angreifer endgültig loszuwerden. Wir kämpften die ganze Nacht und den darauf
folgenden Tag. Keiner von uns wollte dem anderen das Dorf überlassen, aber zum Schluss hatten wir die meisten der Rebellen getötet und einige weitere gefangen genommen. Die
Übrigen rannten in den kalten und verregneten Wald. Wir
waren so wütend auf die Gefangenen, dass wir sie nicht erschossen, sondern sie stattdessen lieber hart bestrafen wollten.
»Die zu erschießen wäre Munitionsverschwendung«, sagte der Lieutenant. Also gaben wir ihnen Schaufeln und verlangten von ihnen, dass sie sich unter vorgehaltener Waffe ihre eigenen Gräber schaufelten. Wir saßen vor den Hütten, rauchten Marihuana und sahen ihnen zu, wie sie im Regen schaufelten. Jedes Mal, wenn sie langsamer wurden, schossen wir um sie herum, damit sie wieder schneller gruben. Als sie
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