Rueckkehr ins Leben
auszuspionieren. Wir beobachteten das Dorf den
ganzen Tag und sahen, dass dort mehr Männer waren, als uns zur Verfügung standen. Außerdem waren sie bestens bewaffnet und ihre Gewehre moderner als unsere. Ich war nicht
sicher, ob es sich um Rebellen handelte, denn unter ihnen befanden sich weniger Jungen als bei irgendeiner anderen
Gruppe, die wir angegriffen hatten. Die Hälfte von ihnen
trug Armeeuniformen und die andere Hälfte Zivilkleidung.
Wir kehrten zum Stützpunkt zurück, und ich berichtete dem Lieutenant, was ich mit meiner Einheit herausgefunden hatte.
Wir brachen sofort in Richtung des Dorfes auf, das einen
Dreitagemarsch entfernt lag. Der Plan bestand darin, das Dorf 179
zunächst einzunehmen, dann dort zu bleiben und einen neu-
en Stützpunkt zu bilden, anstatt die Güter mitzunehmen.
Wir verließen unser Dorf nach Anbruch der Dunkelheit,
rannten und marschierten abwechselnd die ganze Nacht
durch. Auf dem dreitägigen Marsch machten wir einmal täg-
lich halt, um zu essen, zu trinken und Drogen zu nehmen.
Wir hatten unsere ganze Munition und all unsere Gewehre
und halbautomatischen Maschinengewehre dabei. Jeder von
uns trug zwei Gewehre, eines auf den Rücken geschnallt, das andere in den Händen. Wir ließen nur zwei Männer zurück,
die den alten Stützpunkt bewachen sollten. Am Morgen des
dritten Tages ließ uns der Lieutenant länger ausruhen als an den Tagen zuvor. Danach marschierten wir den ganzen Tag
und bis in den Abend hinein, als endlich das Dorf in Sicht kam.
In dem Dorf standen Mango-, Orangen- und Guaven-
bäume, und es schien früher einmal eine Plantage gewesen zu sein. Während wir das Dorf umstellten, warteten wir auf den Befehl des Lieutenants. Als wir im Hinterhalt lagen, dämmerte uns allmählich, dass der Ort verlassen war. Ich lag neben dem Lieutenant, und er sah mich verdutzt an. Ich flüsterte ihm zu, dass das Dorf vor wenigen Tagen noch voller bewaffneter Männer gewesen war, auch wenn es jetzt verlassen wirkte. Während wir weiter auf der Lauer lagen, streunte ein Hund durchs Dorf und lief bellend den Pfad entlang. Ungefähr eine Stunde später kamen fünf bewaffnete Männer ins
Dorf. Sie holten Eimer von der Veranda eines der Häuser
und gingen zum Fluss. Gerade, als wir allmählich zu dem
Schluss kamen, dass irgendetwas faul sein musste, löste sich hinter uns ein Schuss. Jetzt war es klar: Wir waren in einen Hinterhalt geraten. Die Angreifer wollten uns ins Dorf und aus der Deckung locken.
Wir schossen die ganze Nacht über bis zum Morgen, an
dem uns nichts anderes übrig blieb, als uns in das Dorf zu-rückzuziehen, was bedeutete, dass sie uns dort hatten, wo sie uns haben wollten. Wir hatten bereits fünf Männer verloren –
und nun wollten sie auch uns noch an den Kragen. Die Re-
bellen saßen oben in den Mango-, Orangen- und Guaven-
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bäumen, bereit, Kugeln auf uns regnen zu lassen. Meine Einheit verteilte sich, rannte von einem Ende des Dorfes ans andere, kauerte hinter den Häusern. Wir mussten hier raus, bevor es zu spät war, aber vorher mussten wir die Angreifer in den Bäumen loswerden. Das erreichten wir, indem wir Kugeln in die Baumkronen prasseln ließen, bis die Rebellen he-runterfielen. Diejenigen, die nicht sofort tot waren, erschossen wir, noch bevor sie auf dem Boden landeten. Damit wir den ungeschützten Bereich meiden und uns im nahe gelegenen Wald sammeln konnten, mussten wir erst einmal einen
Durchgang schaffen, denn um uns herum wurde viel zu viel
geschossen. Also konzentrierten wir uns darauf, alle Rebellen in einem Bereich des Waldes zu töten. Kaum hatten wir Zeit, um uns zu sammeln, da hielt der Lieutenant wieder eine kleine Ansprache, um noch einmal zu unterstreichen, wie not-
wendig es sei, erbittert zu kämpfen und das Dorf einzunehmen. Ansonsten würden wir auf der Suche nach einem neuen
Stützpunkt wieder den Wald durchstreifen müssen.
Einige waren verletzt, aber nicht so schwer, als dass sie nicht hätten weiterkämpfen können, andere hatten wie ich viele
Kugeln abbekommen, ignorierten dies aber. Unser erster Gegenangriff zielte darauf ab, den Toten die Munition wegzunehmen. Dann starteten wir einen zweiten heftigen Angriff, um das Dorf teilweise in unsere Gewalt zu bringen. Über
vierundzwanzig Stunden lang wichen wir zurück und griffen an, benutzten die Waffen und die Munition derer, die wir
getötet hatten. Endlich schien es, als hätten wir unsere Riva-len überwältigt. Die Schüsse
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