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Rueckkehr ins Leben

Rueckkehr ins Leben

Titel: Rueckkehr ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ishmael Beah
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Munition zu unserem Stützpunkt trugen.
    »Das reicht für ein paar Monate. Gut gemacht, Soldaten«,
    beglückwünschte uns der Corporal. Wir salutierten und
    machten uns auf den Weg. Wegen dieses Überfalls bekam
    Alhaji den Namen »Little Rambo«. und er gab sich bei den
    weiteren Überfällen alle Mühe, seinem Namen gerecht zu
    werden. Mein Spitzname war »Schlange«, weil ich immer an
    der günstigsten Stelle Position bezog, von der aus ich alles im Blick hatte, und so aus der Deckung eines winzigen Busches heraus, ohne bemerkt zu werden, ein ganzes Dorf auslöschen konnte. Der Lieutenant gab mir diesen Namen. Er sagte: »Du siehst nicht gefährlich aus, aber du bist es, und du bist eins mit der Natur wie eine Schlange, trügerisch und tödlich, wenn du willst.« Ich freute mich über meinen Namen, und bei jedem Angriff passte ich auf, dass ich tat, was mein Name von mir verlangte.

    In der Decke des Zimmers war ein Riss, und entfernt nahm
    ich die tiefe Stimme des Lieutenants und das Lachen der
    Schwester wahr. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und sah in ihre Richtung. Die Schwester lächelte breit und schien sich für die Witze des Lieutenants zu interessieren. Ich stand auf und wollte die Krankenstation verlassen. »Trink viel Wasser, 166
    dann geht’s schon. Komm morgen Abend zur Kontrolle wie-
    der«, rief mir die Schwester nach.
    »Wie gefällt es dir hier?«, fragte der Lieutenant.
    Ich sah ihn angewidert an und spuckte auf den Boden. Er
    zuckte mit den Schultern. Noch so ein verweichlichter Stadtsoldat, dachte ich, als ich zum Saal zurückging. Als ich dort ankam, spielten zwei Jungen Tischtennis auf der Veranda.
    Alle schienen sich dafür zu interessieren, was vor sich ging.
    Wir waren bereits seit über einem Monat hier, und einige
    von uns hatten den Entzug beinahe hinter sich, obwohl es in einigen Fällen immer noch zu plötzlichem Erbrechen oder
    unerwarteten Zusammenbrüchen kam. Diese Zwischenfälle
    hörten bei den meisten aber gegen Ende des zweiten Monats auf. Trotzdem waren wir noch immer traumatisiert, und jetzt, da wir Zeit zum Nachdenken hatten, zeigten sich erste Risse in dem scheinbar undurchdringlichen Panzer, der unsere
    Kriegserinnerungen umgab.
    Immer wenn ich den Wasserhahn aufdrehte, sah ich Blut
    daraus hervorsprudeln. Ich starrte es so lange an, bis ich wieder Wasser darin erkannte, sonst konnte ich es nicht trinken oder darunter duschen. Manchmal rannten Jungen schreiend
    in den Saal, »die Rebellen kommen«. Andere Male saßen die Jüngeren draußen an den Felsen und weinten, behaupteten,
    die Felsen seien ihre toten Familien. Dann kam es vor, dass wir die Mitarbeiter in einen Hinterhalt lockten, sie fesselten und nach dem Verbleib ihrer Einheiten befragten und wo sie ihre Waffen, Munition, Drogen und Lebensmittel herbeka-men. In dieser Zeit erhielten wir auch Schulmaterialien –
    Bücher, Füller und Bleistifte –, und uns wurde mitgeteilt, dass werktags von zehn bis zwölf Uhr Unterricht stattfände. Wir zündeten Lagerfeuer mit den Sachen an und bekamen am
    nächsten Morgen neue ausgehändigt. Wir verbrannten sie
    wieder. Die Mitarbeiter teilten immer wieder neue Schulmaterialien aus. Aber dieses Mal sagten sie nicht, das es nicht unsere Schuld sei, wie sie es sonst taten, wenn wir etwas gemacht hatten, das sie für falsch oder nicht kindgerecht hielten.
    Eines Nachmittags, nachdem die Mitarbeiter Schulmate-
    rialien auf der Veranda bereitgelegt hatten, schlug Mambu 167
    vor, dass wir sie verkaufen sollten. »Wer will das kaufen? Die haben doch alle Angst vor uns«, fragten einige der Jungen.
    »Wir können einen Händler suchen, der ein Geschäft machen will«, versicherte Mambu den Jungen. Wir packten das Zeug in Plastiktüten, und sechs von uns gingen zum nächstgelegenen Markt, wo wir alles an einen Händler verkauften. Der
    Mann war begeistert und versicherte uns, dass er jederzeit bei uns kaufen würde. »Mir ist es egal, ob ihr das Zeug gestohlen habt. Ich hab das Geld und ihr habt die Ware, so kommen
    wir ins Geschäft«, sagte der Mann und drückte Mambu ein
    Bündel Geldscheine in die Hand. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht zählte Mambu die frischen Scheine. Er hielt sie uns unter die Nase, damit wir daran riechen konnten. »Das ist gutes Geld, das merke ich«, sagte er. Dann rannten wir zu-rück ins Center, um wieder rechtzeitig zum Mittagessen da zu sein. Kaum waren wir mit dem Essen fertig, gab Mambu
    jedem Jungen seinen Anteil des Geldes. Im Saal wurde

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