Rueckkehr nach Abbeydale
bekommen”, hatte Kate verkündet, und er hatte sich ausgemalt, wie sie ein Kind von ihm erwartete und wie es sein würde, das Baby in den Armen zu halten.
Sie hatte stolz erklärt, sie würde ihm einen Sohn schenken, doch er hatte erwidert, ein Mädchen wäre ihm lieber
Jetzt würden sie weder das eine noch das andere haben.
Eine schwere Infektion, schlechte medizinische Versorgung und eine viel zu spät erfolgte Diagnose hatten dazu geführt, daß er keine Kinder mehr zeugen konnte.
Wenn er es Kate sagte … Doch er wußte, wie sehr sie sich nach einer Familie sehnte, und er konnte den Gedanken nicht ertragen, sie zu enttäuschen.
Silas spürte, wie ihm erneut der Schweiß ausbrach, und fluchte leise. Bisher hatte er geglaubt, sich längst mit diesem Problem abgefunden zu haben. Daß es ihm immer noch zu schaffen machte, hatte er gemerkt, als er die Frau, die er liebte, in den Armen gehalten hatte, als er mit ihr geschlafen und auf dem Gipfel der Ekstase ihre Lustschreie gehört hatte.
Ob sie in der Nacht, als sie von ihrem Geliebten das Kind empfangen hatte, auch vor Lust aufgeschrien hatte?
Ihr Geliebter … Wer war der Vater dieses Kindes, das so ernst und vertrauensvoll mit ihm gesprochen hatte? Wo war er jetzt? Da Silas nicht darüber nachdenken wollte, drehte er sich abrupt um und ging zur Tür.
Kate hielt ihn nicht zurück. Nicht einmal jetzt bedauerte sie, was in der vergangenen Nacht passiert war. Wenn Silas bei ihr geblieben wäre und sie berührt hätte … Das leise Prickeln, das sie noch immer verspürte, wurde plötzlich so stark, daß ihr der Atem stockte.
Du mußt vergessen, was passiert ist, ermahnte sie sich energisch. Sie mußte aufstehen und Cherry anrufen. Sie mußte sich irgendwie beschäftigen, damit die Tage schneller vergingen und sie wieder ins wirkliche Leben zurückkehren konnte. Nur dann konnte sie die gemeinsame Zeit mit Silas vergessen.
Kate hatte vorgehabt, nach dem Frühstück hinüber zum Hauptgebäude zu gehen, um zu fragen, ob sie wieder im Büro aushelfen könne. Als sie jedoch bei ihren Eltern anrief, erfuhr sie von ihrer Mutter, daß Cherry mit ihrem Vater weggegangen war. So beschloß Kate, zu warten, bis Cherry wieder zurückkam. Ihre Mutter versicherte ihr allerdings, daß Cherry wieder fröhlicher war.
„Heute nachmittag nimmt dein Vater sie mit zu Sean Benson”, erzählte sie.
Sean Benson, ein benachbarter Bauer, war der schärfste Konkurrent von Kates Vater bei der Dales-Schau. Ihr Vater hielt nicht viel von seinen Methoden, denn seiner Meinung nach war Sean zu streng mit den Tieren.
„Außerdem bringt er ihr gerade das Schachspielen bei”, berichtete ihre Mutter lachend.
Schach war das Lieblingsspiel von Kates Vater, allerdings hatte er selten die Zeit dafür. Er hatte es David und ihr auch beigebracht, doch während David nicht die Geduld dafür aufgebracht hatte, hatte Kate es gemocht. Sie hatte es auch mit Silas gespielt, obwohl er viel besser gewesen war als sie.
„Die Grundkenntnisse hat sie schon”, fuhr ihre Mutter fort.
Kate hatte schon ziemlich früh festgestellt, daß Cherry eine Begabung für Mathematik und Musik hatte. Vermutlich hatte sie es von ihrem Vater geerbt.
Erst am späten Vormittag konnte sie mit ihr sprechen. Tatsächlich klang Cherry jetzt sehr viel fröhlicher als am Vorabend. Nachdem sie ihrer Mutter aufgeregt von ihren neusten Erlebnissen berichtet hatte, fragte sie plötzlich: „Wer war der Mann, mit dem ich vorhin gesprochen hab’? Er war nett.”
„Oh, er ist der Leiter der Forschungsstation.” Kate hoffte, daß Cherry nie erfahren würde, wie unaufrichtig sie zu ihr war, selbst wenn sie sie nicht direkt anlog.
„Cherry scheint mächtig beeindruckt von dem Mann zu sein, der heute morgen am Apparat war”, bestätigte ihre Mutter, nachdem Cherry ihr den Hörer gegeben hatte.
„Er ist der Leiter der Forschungsstation, Silas Edwards”, erklärte Kate angespannt.
„Edwards, hast du gesagt?” Sie hörte, wie ihre Mutter sich an ihren Vater wandte. „Ist das nicht der Mann, der Jessops Hof gekauft hat, John?”
Kate verstand die Antwort ihres Vaters klar und deutlich, und auch nachdem sie kurz darauf aufgelegt hatte, war sie noch völlig durcheinander. Sie erinnerte sich daran, wie einer der Angestellten bemerkt hatte, Silas hätte einen Bauernhof in der Umgebung gekauft. Er mußte viele Gründe gehabt haben, ausgerechnet das Anwesen zu kaufen, das an das ihrer Eltern grenzte, aber ihr fiel beim besten
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