Rueckkehr nach Abbeydale
womöglich sogar schon jetzt. Also warum zögerte sie dann mit dem Anruf bei ihren Eltern, um ihrem Vater zu sagen, er könne sie abholen? Warum stand sie dann hier in Silas’ Küche und blickte auf die Auffahrt, als wollte sie ihn damit heraufbeschwören?
Warum sollte er überhaupt kommen? fragte sie sich. Ihr gesunder Menschenverstand sagte ihr, daß Silas vermutlich froh darüber war, wenn sie ging. Auch er wollte anscheinend vergessen, was zwischen ihnen passiert war, obwohl er sie so begehrt hatte. In der Hinsicht konnte sie sich nicht geirrt haben, oder doch?
Kate rief sich allerdings ins Gedächtnis, daß sie womöglich zuviel in sein Verhalten hineininterpretiert hatte. Schließlich hatte sie überhaupt keine sexuellen Erfahrungen gesammelt – außer mit ihm.
Cherry würde bei ihren Eltern auf sie warten … Als Kate an Cherry dachte, runzelte sie die Stirn. In den letzten beiden Tagen hatte ihre Tochter ziemlich bedrückt gewirkt. Ihren Eltern war es auch aufgefallen, aber sie hatten es sich nicht erklären können und die Vermutung geäußert, sie würde wohl nur ihre Mutter vermissen.
Kate wußte jedoch instinktiv, daß mehr dahintersteckte. Ob Cherry die Wahrheit erraten hatte? Kate erschrak, beruhigte sich aber gleich wieder. Das war ausgeschlossen. Sicher handelte es sich bloß um ein kleines Problem.
Als sie einen Blick auf ihre Armbanduhr warf, stellte sie fest, daß es fünf war. Silas würde erst später zurückkommen. Also ging sie zum Telefon und wählte die Nummer ihre Eltern.
„Kate …”
Erschrocken drehte sie sich um. Er mußte den Weg durch den Park genommen haben, denn sie hatte ihn überhaupt nicht kommen sehen.
„Ich wollte gerade meinen Vater anrufen, um ihm zu sagen, daß er mich abholen kann”, erklärte sie gestelzt und mied dabei seinen Blick. Wenn sie ihn ansah, würde er merken, was sie für ihn empfand, und das wollte sie auf keinen Fall.
„Ich bringe dich nach Hause”, erwiderte er schroff. „Ich brauche nur eine halbe Stunde, um zu duschen und mich umzuziehen.”
„Das ist wirklich nicht …”
„Allerdings ist es nötig”, unterbrach er sie so heftig, daß ihr Herz einen Schlag aussetzte.
Als Silas später nach unten kam, war sein Haar noch feucht vom Duschen, und auch sein Hemd wirkte etwas feucht, als hätte er sich nur flüchtig abgetrocknet.
Bei der Vorstellung wurde Kate ganz schwach, so daß sie sich schnell abwandte.
„Ich gehe nur nach oben und hole meine Sachen …”
„Ich hole sie.”
Sie seufzte leise und ging wieder in die Küche. Da ihr Koffer und die Reisetasche nicht schwer waren, hätte sie sie problemlos tragen können. Allerdings mußte sie sich eingestehen, daß es manchmal ganz angenehm war, eine Frau zu sein und von einem Mann verwöhnt zu werden.
Trotzdem bestand sie darauf, die Tasche zu tragen, und half Silas dabei, die Sachen im Range Rover zu verstauen. Er bewegte sich geschmeidig und wirkte sehr selbstsicher. Er gehörte zu den Männern, in deren Gegenwart eine Frau sich immer wohl fühlte, denn er war männlich, aber kein Macho.
„Fertig.”
Aus den Augenwinkeln sah Kate, daß er sie nicht anschaute. Deshalb zögerte sie einen Moment und betrachtete noch einmal das Haus, um sich den Anblick einzuprägen. Es war zwar kein besonders hübsches Haus, doch hier hatte sie mit Silas geschlafen, und sie würde sich immer wehmütig daran erinnern.
„Kate …”
Als er ihren Arm umfaßte, zuckte sie erschrocken zusammen. Sofort verstärkte er den Griff. „Stimmt etwas nicht?”
Du bist kein Teenager mehr, sondern eine Frau, ermahnte sie sich und setzte ein fröhliches Lächeln auf, bevor sie sich ihm zuwandte.
„Nein, alles in Ordnung.” Sie befreite sich aus seinem Griff und ging zum Wagen.
Sie schwiegen beide, bis sie das Gelände verlassen hatten. Erst beim Anblick der kleinen Schafherde, die nun frei auf der Weide graste, bemerkte Kate: „Sicher freust du dich, daß die neue Züchtung sich so gut entwickelt hat. Graham hat mir erzählt, daß es deine Idee war, Tiere zu züchten, die weniger anfällig für Krankheiten sind und erstklassige Wolle liefern.”
„Es ist noch zu früh, um sich auf die Schulter zu klopfen”, erwiderte Silas. „Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis das Ministerium diese Züchtung genehmigt. Abgesehen davon freue ich mich, ja.”
„Und wie lange wird es dauern, bis man sie in Ländern wie zum Beispiel Äthopien züchten kann?”
„Drei Jahre, vielleicht zwei, wenn wir Glück
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