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Rueckkehr nach Connemara

Rueckkehr nach Connemara

Titel: Rueckkehr nach Connemara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Wood
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einem der Gästezimmer. Und dabei passierte es eines Abends.
    Als sie über die Galerie ging, hörte sie, dass Lorcan und Harry sich in der Bibliothek stritten. Zu ihrer Überraschung beteiligte sich offenbar auch Seamus, Lorcans Vater, an dem Streit.
    Lorcan war über Weihnachten nach Hause gekommen. Seine Eltern waren stolz darauf, dass er sein Examen glänzend bestanden hatte, und auch auf seine guten sportlichen Leistungen. Sie waren erleichtert gewesen, dass sein schlechter Ruf ihm nicht bis an die Uni gefolgt war, und hießen ihn willkommen wie einen verlorenen Sohn. Das konnte Harry nicht vertragen. Er war unausstehlich und schmollte wie ein Kind.
    Kathleen hatte einige wunderschöne Tage mit Lorcan
    verbracht. Er war weniger angespannt als sonst und hatte ihr viele Stunden geholfen, Verschlage auszubessern für die Tiere, die sie gesund pflegte. Und er hatte ihre Tierarztrechnungen bezahlt, weil sie nicht genug Geld hatte.
    Sie fühlte sich ihm näher als je zuvor. Als er ihr den Arm um die Schulter legte, während sie die Famine Road entlanggingen, war sie überglücklich.
    Irgendwie spürte sie, dass er ihr mehr bedeutete, als ihr bisher bewusst gewesen war. Träumerisch hörte sie ihm zu, wie er von seinen Zukunftsplänen erzählte, und überlegte, ob sie da hineinpassen würde. Sie bewunderte ihn, weil er für die Rechte von Kindern eintreten wollte, und beobachtete mit wachsender Liebe, wie ernst er es meinte und wie leidenschaftlich er seine Ideale vertrat.
    Er hatte ein Herz für die Schwachen und Hilflosen. Seine Kraft und Stärke würde er dafür einsetzen, den Notleidenden zu helfen. So einen Mann musste sie einfach lieben.
    Die Stimmen in der Bibliothek wurden immer lauter. Die beiden Brüder versuchten offenbar, sich gegenseitig
    niederzuschreien. Plötzlich stürzte Lorcan aus dem Raum und drehte sich zornig zu seinem Vater um. "Du irrst dich!" rief er aus. "Wie kannst du diese Lügen glauben?"
    Noch nie halte sie ihn so wütend erlebt. Er war ganz blass geworden und stürmte mit grimmiger Miene die Treppe hinauf auf die Galerie, wo Kathleen stand. Vor lauter Entsetzen konnte sie sich nicht von der Stelle rühren. Er hatte sie nicht gesehen, und sie spürte den Schmerz, der sich hinter seinem
    Zornausbruch verbarg. Verzweifelt wünschte sie sich, ihn trösten zu können.
    Mit ihrem Schlafsack, dem Nachthemd, Waschzeug und dem Buch konnte sie ihm nicht so rasch ausweichen. Und Lorcan war mit seinen Gedanken noch ganz woanders. Deshalb war der Zusammenstoß unvermeidbar.
    "Oh!" Sie rang nach Luft und ließ alles fallen.
    "Was, zum ...", begann er. Dann besann er sich und hielt sie fest, damit sie nicht hinfiel. Wenige Sekunden später ließ er sie wieder los. "Kathleen, ich habe dich nicht gesehen. Es tut mir leid. Habe ich dir wehgetan?"
    "Nein, ich bin okay", erwiderte sie und fügte mutig hinzu:
    "Aber du bist es nicht, Lorcan. Was ist passiert?"
    "Das Übliche", antwortete er verbittert. "Ich habe diese kleine Ratte dabei ertappt, wie sie meinem Vater Lügen erzählte.
    Angeblich bin ich schuld daran, dass zwei unverheiratete Mädchen aus dem Dorf schwanger sind."
    Das konnten nur Sorcha und Ashleen sein. Plötzlich war Kathleen schrecklich eifersüchtig. "Das stimmt doch gar nicht, oder?" vergewisserte sie sich und schämte sich wegen ihrer Zweifel.
    "Natürlich nicht", erklärte er ungeduldig. "Harry behauptet, ich sei eine wandelnde Sexmaschine und hätte meine sexuellen Triebe nicht unter Kontrolle."
    "Warum tut er das?" fragte sie unglücklich.
    "Weil er mich hasst und mich zerstören will." Er blickte ihr in die dunklen Augen. "Eins musst du wissen", sagte er sanft und eindringlich, "er hat meinen Vater gewarnt, dir würde dasselbe wie Sorcha und Ashleen passieren, wenn du nicht vorsichtig wärst."
    Kathleen errötete vor lauter Verlegenheit. "Du sollst meinetwegen keine Schwierigkeiten haben. Vielleicht wäre es besser, wir würden uns nicht mehr sehen", schlug sie vor und fühlte sich schrecklich elend dabei.
    Er nahm ihre Hände. "Hat es dir nicht gefallen, mit mir zusammen zu sein?"
    Ihre Miene hellte sich auf. "Doch, sehr gut sogar." Das klingt viel zu enthusiastisch, dachte sie und ärgerte sich über sich selbst. "Es war okay", fügte sie deshalb weniger begeistert hinzu.
    "Okay?" wiederholte er lächelnd. "Na ja, das kann ich akzeptieren, obwohl es mir lieber wäre, es hätte dir wirklich sehr gut gefallen. Ich entscheide selbst, was ich tue. Weder Harry noch mein Vater können

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