Rueckkehr nach Connemara
junge Frau finden wie dich", sagte er schließlich. Seine Stimme klang so tief und leidenschaftlich, dass Kathleen erbebte.
Langsam wurde ihr bewusst, dass er ihr gerade ein
Kompliment gemacht hatte. "Ich bin noch nie schön gewesen", entgegnete sie.
Lorcan ließ die Finger über ihr Haar gleiten und lächelte so liebevoll, dass sie ganz überwältigt war.
"Falsch. Du warst schon als Kind schön mit deinen Zöpfen und der Brille, die viel zu groß war für dich", widersprach er ihr.
Sie musste auch lächeln. "Jetzt weiß ich wenigstens, dass du dich über mich lustig machst", sagte sie.
"Nein, das tue ich nicht. Du warst damals schon deshalb schön, weil du ein liebevolles Herz und Mitleid mit allen Lebewesen hattest. Aber jetzt ..." Er schien sie mit Blicken zu streicheln. "Ich muss zugeben, es raubt mir den Atem, wenn ich dich ansehe", fügte er sanft hinzu.
Sie bekam Herzklopfen, und ihr prickelte die Haut. So sinnlich hat er mich noch nie angesehen, dachte sie, während er ihre vollen Lippen betrachtete.
Das konnte einfach nicht wahr sein. Sie schöpfte neue Hoffnung. Er fand sie attraktiv und begehrenswert. Es war mehr, als sie je zu träumen gewagt hätte, und sie hatte das Gefühl, in dem Moment zur Frau geworden zu sein.
"Lorcan." Sogar ihre Stimme klang anders. Am liebsten hätte sie ihn umarmt.
Offenbar hatte er die Botschaft, die sich in ihren Augen ausdrückte, verstanden, denn er legte ihr ihrer beider Hände, die sie ineinander verschlungen hatten, auf den Rücken und zog Kathleen an sich. Sie schloss die Augen und hob ihm das Gesicht entgegen, während sich eine Welle leidenschaftlicher Gefühle in ihr ausbreitete.
"Ich möchte dich küssen", sagte er und fügte irgendwie hilflos hinzu: "Überall. Und ich möchte dich die ganze Nacht lieben." Dann hatte er die Lippen auf ihre gepresst.
Ihr Leben lang würde sich Kathleen an den Moment erinnern.
Und sie würde immer bereuen, was sie dann getan hatte.
Entsetzt über ihren heftigen Wunsch, sich die Kleider vom Leib zu reißen und seine Lippen auf ihrem Körper zu spüren, hatte sie sich unbedingt vor ihrem eigenen Verlangen schützen müssen.
Damit er nicht merkte, wie ahnungslos und unerfahren sie war, machte sie eine Anleihe bei einem Film, den sie gerade gesehen hatte.
"Nein, Lorcan", flüsterte sie, als sie wieder atmen konnte,
"weiter gehe ich nicht ohne einen Ring am Finger." Das hatte die Heldin in dem Film auch gesagt. Dann war sie
davongeschwebt und hatte den Helden verblüfft zurückgelassen.
Doch das brachte Kathleen nicht über sich. Stattdessen blickte sie Lorcan herausfordernd an.
"Küss mich, Lorcan, aber mehr möchte ich nicht", bat sie ihn heiser.
Er biss die Zähne zusammen. "Das ist unmöglich. Wenn du nicht mehr willst, wage ich nicht, dich noch einmal zu küssen.
Mein Verstand sagt mir, dass ich deinen Wunsch respektieren muss. Aber alles in mir drängt mich, dich zu verführen."
Wie um ihr zu beweisen, dass er nicht zu viel versprochen hatte, ließ er die Hand über ihren Körper gleiten, über ihre schmale Taille und die wohlgerundeten Hüften. Sogleich breitete sich ein so heftiges Verlangen in ihr aus, dass es ihr den Atem raubte.
Sie war beunruhigt und zog sich zurück. Es wäre dumm, sinnliche Lust mit tieferen Gefühlen zu verwechseln. Ihre Mutter hatte sie oft genug gewarnt, dass Lorcan und Harry vielleicht versuchen würden, sie zu verführen, was mit Liebe nichts zu tun hätte. Aber selbst wenn sich einer der beiden in sie verliebte, dürfe sie nicht vergessen, dass ein FitzGerald nie die uneheliche Tochter der Haushälterin heiraten würde.
"Lass uns vergessen, was geschehen ist. Ehrlich gesagt, Lorcan, will ich viel mehr, als du zu geben bereit bist." Kathleen wollte vernünftig sein, hatte jedoch das Gefühl, ihre Träume seien in tausend kleine Stücke zerbrochen. Stolz hob sie den Kopf und sah Lorcan in die Augen. "Du bist für mich nicht der richtige Mann."
Er stand wie erstarrt da und presste die Lippen zusammen.
Unglücklich hob sie ihre Sachen auf und eilte ins Zimmer. Dann warf sie sich aufs Bett und weinte herzzerreißend. Es war ungerecht. Gerade erst hatte sie entdeckt, was sie für Lorcan empfand, und musste sogleich ihre Gefühle unterdrücken.
Später hörte sie, wie Harry die Treppe hinaufstolperte. Er ist betrunken wie so oft in letzter Zeit, dachte sie. Wenn Lorcan wach wurde, würde es wieder Streit geben. Das musste sie unbedingt verhindern.
Leise öffnete sie die Tür.
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