Rueckkehr nach Connemara
spätes Frühstück.
Kathleen zog eine Augenbraue hoch. "Stimmt. Wir sind schon seit sechs auf, ich habe die Tiere gefüttert und Unkraut gejätet. Das hier ist das zweite Frühstück."
Er war verblüfft über so viel Frechheit und runzelte ärgerlich die Stirn. Offenbar hatte sie überhaupt keine Gewissensbisse.
Mit "wir" meint sie vermutlich Declan und sich, dachte Lorcan, während er sich den verspannten Nacken rieb.
Sie wischte Conor das Gesicht und die Hände ab. Dann gab sie ihm Plastikgeschirr zum Spielen. Sogleich fing der Kleine an, mit dem Löffel auf das Tablett zu schlagen. Dabei lachte er über das ganze Gesicht, das so perfekt aussah wie Kathleens.
"Wurst, Schinken, Eier, Tomaten und Champignons?" fragte Kathleen kühl.
Lorcan schreckte auf. "Ja." Absichtlich bedankte er sich nicht, das brauchte er in seinem eigenen Haus nicht. "Ich kann nicht glauben, dass ich einfach mitspiele", sagte er leise vor sich hin und betrachtete mit einer gewissen Bewunderung ihren schmalen Rücken, während sie mit der Bratpfanne hantierte.
"Du fühlst dich hier wie zu Hause, stimmt's?" stellte er kurz angebunden fest.
"Ja." Kathleen warf ihm einen prüfenden Blick zu, ließ jedoch ihren Sohn nicht aus den Augen, der einen Löffel in Lorcans Richtung warf. "Er will ihn dir geben", erklärte sie.
"Nimm ihn bitte."
Obwohl es ihm lächerlich vorkam, brachte er es nicht über sich, auf die freundliche Geste von Declans und Kates Kind einzugehen. Stattdessen ignorierte er Conors unverständliches Geplapper und schenkte sich ärgerlich einen Tee ein.
Seltsamerweise fühlte er sich unbehaglich.
"Ich bin nicht hier, um mit deinem Sohn zu spielen. Die rührende Mutter-Kind-Szene beeindruckt mich nicht. Ich möchte, dass du gehst, Kathleen, heute noch."
"Das kann ich mir vorstellen. So einfach ist es jedoch nicht", erwiderte sie. "Es gibt da gewisse Komplikationen."
"Nein!" fuhr er sie so laut an, dass das Kind zusammenzuckte. Leiser fuhr er fort: "Es ist sehr einfach, Kathleen ..."
"Moment, Lorcan", unterbrach sie ihn nervös, "Conor wird gleich einschlafen. Dann können wir uns unterhalten."
"Worüber sollten wir reden? Es ist völlig klar, dass du gehst.
Wenn du keine Unterkunft hast, wende dich ans Sozialamt mit deinem Kind", erklärte er hart.
"Du bist wirklich total gefühllos", stellte sie kühl fest.
Trotz der frostigen Atmosphäre wirkte die Szene seltsam familiär. Es herrschte so etwas wie angespannte Erwartung. Mit finsterer Miene trank Lorcan einen Schluck Tee.
Mit den dunklen Augen, die beinah schwarz wirkten, sah Kathleen ihn so flehentlich an, dass er betroffen war. "Ich möchte Conor nicht aufregen. Sei bitte etwas geduldig, nachher reden wir. Um der alten Zeiten willen, Lorcan."
Sie schien tatsächlich mit ihm zu flirten und schaffte es sogar, Tränen in den Augen zu haben. Glaubte sie etwa, ihn
manipulieren zu können?
"Meinst du damit den Abend, als du mich vor der Schlafzimmertür geküsst und vor Freude geseufzt hast und dich wenige Stunden später mit meinem Bruder im Bett
herumgewälzt hast? Oder vielleicht den nächsten Morgen, als du dich Declan an den Hals geworfen hast?"
Sie versteifte sich. "Ich habe mich damals nur von Dec verabschiedet", entgegnete sie schockiert.
"Ah ja. Aber nur, um ihn später wieder zu sehen. Er war doch damals dein Liebhaber und ..."
"Das ist nicht wahr", unterbrach sie ihn hitzig.
"Als Rechtsanwalt muss ich mich auf Beweise stützen, und die scheinen in dem Fall darauf hinzudeuten, dass du ein ausgeprägtes Sexbedürfnis hast. Außerdem hast du den Ehrgeiz, finanziell abgesichert zu sein."
"Nein, das stimmt doch alles nicht", wehrte sie sich.
"Wirklich nicht? Dann betrachte es doch mal von meinem Standpunkt." In vielen schlaflosen Nächten hatte er angestrengt nachgedacht, um eine Erklärung für ihr Verhalten zu finden.
"Du konntest deinen Sexualtrieb nicht mehr beherrschen und hast dich an mich geklammert. Dann fiel dir gerade noch rechtzeitig ein, dass ich dir nicht geben konnte, was du wolltest.
Aber Harry konnte es. Bei ihm hättest du jedoch keine Chancen gehabt, wenn er herausgefunden hätte, dass du mit mir herumspieltest. Deshalb hast du ihn rasch in dein Bett gelockt..."
"Er hat mich nur gekitzelt", fiel sie ihm empört ins Wort.
Lorcan zuckte die Schultern. "Das ist keine Entschuldigung.
Ihr habt euren Spaß gehabt. Selten zuvor war Harry so animiert, außer damals, als er mit einem Spaten auf mich eingeschlagen hat."
"Lorcan!" rief
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