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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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Messer gelaufen zu sein.
    »Kate, da bist du ja«, hörte sie eine vertraute Stimme rufen und sah Sullivan Deane herannahen. »Tut mir leid, dass ich so spät dran bin.«
    »Wie schön, dass du’s überhaupt geschafft hast.« Sie drückte seine Hand.
    »Viel Zeit hab ich nicht; ich muss noch ein paar Dinge außerhalb des Orts erledigen.« Er begrüßte Pfarrer Byrne kurz und zog Kate weg.
    Sie spürte den Blick des Geistlichen im Rücken. »Gott sei Dank bist du gekommen«, seufzte sie, als sie durch den alten Obstgarten am Rand des Grundstücks gingen, wo die ersten grünen Früchte an den Ästen hingen und Lerchen von Zweig zu Zweig flatterten.
    »Ich hatte das Gefühl, dass ich dich retten muss.«
    »War das so offensichtlich?«
    »Nur für jemanden, der dich gut kennt.« Er legte den Arm um ihre Taille.
    Am anderen Ende des Gartens begann Declan Moores Band zu spielen, und die Gäste, die Alten wie die Jungen, reihten sich, in die Hände klatschend und rufend, auf. Pfarrer Byrne beobachtete alles mit verschränkten Armen von seinem Platz im Schatten einer Buche aus.
    Auf Finn! , riefen sie. Endlich ist er zurück!
    Und auf meine Colleen , sagte er und küsste seine Frau vor allen. Sie wurde rot, vor Verlegenheit und Freude.

    »Willst du nicht mit der Band aufspielen?«, fragte Kate Sullivan.
    »Nein. Heute hab ich Besseres zu tun.«
    Er nahm ihre Hand und führte sie, beobachtet von Pfarrer Byrne, auf die improvisierte Tanzfläche.

BILD NEUNZEHN
    Ihr Sünder, neigt die Häupter und betet
    D ie Glocke erklang, ein Schrei im Wind, und die Möwen nahmen den Ruf auf. Sie verspotteten ihn gern vom Dach aus. Von wegen Gottes Geschöpfe! Sie glaubten wohl, sich alles erlauben zu können. Wussten sie denn nicht, dass heute ein wichtiger Tag war? Dass er die Nacht damit zugebracht hatte, eine Predigt zu verfassen, die richtigen Worte zu finden, in einem kreativen Schub, den man nur göttlich nennen konnte. Ja, Pfarrer Byrne war nach sorgfältiger Abwägung aller Beweise zu einem Schluss gelangt. Er hatte von Anfang an gewusst, dass die junge Frau Probleme bringen würde, und endlich gab sie ihm einen Grund, sie aus dem Dorf zu vertreiben: Sie korrumpierte ein altes, moralisches Handwerk, ihr einfaches Leben, indem sie aus der Spitze Unterwäsche machte. Unterwäsche!
    »Mrs. Flynn, haben Sie schon gehört?«, platzte er beim Frühstück heraus.
    »Was?«
    Sie wusste ganz genau, was er meinte. »Von der Spitze.«
    »Von der Spitze?«
    »Was sie damit machen.«
    »Machen?«

    »Schlüpfer!« Fast hätte er sich an seinem Tee verschluckt.
    »Hübsch, nicht? Ich hab auch ein paar für meine Tochter gekauft.« Sie wandte sich kopfschüttelnd wieder den Möbeln zu, als wollte sie sagen: Junggesellen. Völlig egal, ob sie Geistliche oder Fischer sind. »Und sie ihr vor ein paar Tagen geschickt.«
    »Wie bitte?« Er spürte, wie eine Ader in seiner Schläfe zu pochen begann.
    »Ohne Slip kann sie ja wohl kaum rumlaufen, oder?« Sie schüttelte das Staubtuch in den Garten aus.
    »So etwas hat Gott nicht vorgesehen.«
    »Hatten Sie denn im Hinblick auf die Schlüpfer eine Vision?« Mrs. Flynn hielt inne, eine Hand in die Hüfte gestemmt. Zum Putzen trug sie ein dunkles Baumwollkleid mit weißem Kragen, das entfernt an eine Soutane erinnerte. Die farbenfroheren Sachen – die bunten Liberty-Schals mit Blumenmuster zum Beispiel und die Leopardenjacke, die ihre Tochter ihr zum Sechzigsten geschenkt hatte – sparte sie sich für andere Gelegenheiten auf, wenn sie nicht schmutzig wurden oder er sie nicht sah.
    »Ja«, antwortete er, obwohl das nicht der Wahrheit entsprach. »Ja. Gott sagt, das muss aufhören.«
    »Was, die Sache mit den Schlüpfern? Warum denn? Gab’s einen Aufstand in der Wäscheschublade?« Sie wagte nicht zu lachen.
    »Nein. Die Frauen müssen damit aufhören.« Die Serviette fiel ihm herunter, und er bückte sich, um sie aufzuheben.
    »Vorsicht, nicht zu tief, sonst kommen Sie am Ende nicht mehr hoch.« Mrs. Flynn polierte die Messinglampen. Ihr gelang es, allem Glanz zu verleihen.

    Er runzelte die Stirn. Sie hatte eine spitze Zunge, diese Mrs. Flynn, die ihm ein wohlwollendes Lächeln schenkte, um eine Auseinandersetzung zu vermeiden. »Dieses Mädchen …«, zischte er.
    »Was, wenn ihr Aufenthalt hier Teil von Gottes Plan ist?« Mrs. Flynn wischte mit einem Besen, um dessen Ende sie ein altes T-Shirt gewickelt hatte – sie fand für alles eine Verwendung -, eine Spinnwebe aus einer Ecke. »Was, wenn Er sie

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