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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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ohne Waffe dazustehen«, brummte Keru. Er sah Endriel an und erwartete offensichtlich eine Entscheidung.
    Sie rang mit sich: Wenn die Friedenswächter sie mit den Dingern erwischten, würden sie alle für die nächsten zwanzig bis dreißig Jahre in den Knast wandern. Ebenso bestand die Chance, dass sie es bis zum Portal schafften, ohne dabei irgendjemanden am Himmel zu begegnen. Aber falls Keru Recht hatte und die Schatten sie wieder einholten ...
    »Sieh zu, dass man sie nicht findet«, sagte sie. Der Skria brummte zufrieden.
    Die Korona war nun fast über ihnen; wie Endriel erleichtert erkannte, hatte sie außer ein paar Kratzern auf der Außenhülle und einigen zersplitterten Scheiben an der Front der Brückenkuppel kaum etwas abbekommen.
    Auch wenn Miko das Schiff beachtlich gut im Griff hatte, war er längst noch nicht sicher genug mit seiner Steuerung, um auf einer begrenzten Fläche wie diesem Uferstreifen des Sees zu landen. Also ließ er die Levitationsmaschinen an und brachte die Korona so tief er konnte; tief genug, dass Endriel die Steigeisen zu fassen bekam. Mit Nelen in ihrer Tasche, kletterte sie hinauf zur angelehnten Außentür und zog dann Liyen ins Schiff. Keru bildete zur Abwechslung die Nachhut; als er an Bord war, verriegelte er die Tür und machte sich sofort auf den Weg zur Brücke, während Endriel zu Xeahs Quartier rannte.
    Ein Schwall von Wärme kam ihr entgegen, als sie die Schiebetür aufriss; die Heizung schien bis zum Anschlag aufgedreht zu sein. Die Kleidertruhe war umgefallen, Bücher lagen auf dem Boden verstreut, das Standbild der Heiligen Prophetin war umgestürzt und ein Stück seines Speckstein-Horns abgebrochen, aber es grinste immer noch selig.
    Endriel sah die alte Heilerin im Halbdunkel liegen. Ihre Augen waren geschlossen; unter der Decke hatte sie Arme und Beine dicht an den Körper gezogen. Zuerst wirkte sie bewegungslos wie eine Statue. Dann sah Endriel, wie sich die Decke langsam, ganz langsam hob und wieder senkte.
    Sie ließ sich gegen den Türrahmen fallen und stieß ein Dankgebet ans Universum aus. Sie lebt!
    Sie dachte an das Versprechen, das sie Xeah gegeben hatte. Sie hoffte, die Draxyll würde verstehen, dass sie es brechen musste. Denn sie hatte Xeah nicht belogen: sie brauchte sie. So wie sie Nelen brauchte, Keru, Miko – und ihr Schiff, ihr wunderbares Schiff.
    »Kapitän!« Miko stolperte fast die Treppe hinab, nachdem Keru ihn abgelöst hatte. Er ging mit der Erschöpfung eines Menschen, der sein Leben lang Felsbrocken geschleppt hat.
    »Miko!« Sie schloss ihn in die Arme, während Nelen sein Gesicht umarmte. Liyen sah mit gerührtem Lächeln zu.
    »Was ist passiert, Miko?« Endriel registrierte nur beiläufig, dass seine Kleider ganz nass waren.
    »Ich weiß nicht genau, Kapitän.« Seine Stimme überschlug sich. »I-Ich bin im Regen aufgewacht und plötzlich war keiner mehr da und dann hab ich Xeah gesehen, und sie war kaum noch bei Bewusstsein, und ich dachte schon fast, sie stirbt, also bin ich mit ihr zum Schiff zurück und hab sie in ihr Quartier gelegt, damit sie sich ausruhen kann, und dann hab ich die Heizung angemacht, damit ihr Blut wieder warm wird, und dann –
    »Miko!«, unterbrach Endriel ihn. »Tief durchatmen!«
    Er tat es und fuhr mit unverminderter Geschwindigkeit fort. »Dann bin ich rausgeklettert, auf das Heck der Korona , die Schubdüsen hoch, und ich hab mir fast den Hals gebrochen, aber dann hab ich das Energiesaugerding entfernt, weil sie ja mit dem Ding nicht abheben kann, und dann hab ich das Schiff gestartet, was auch nur ging, weil Keru den Schlüsselkristall stecken gelassen hat, und dann bin ich losgeflogen, auf die Suche nach Ihnen. Zuerst wusste ich nicht, wohin, aber dann hab ich mich dran erinnert, wo die Schattenschiffe zuerst hergekommen sind, irgendwo aus dem Niemandsland, und bin dann dahin aufgebrochen!« Er japste nach Luft. »Das, äh, das war doch richtig, oder?«
    »Ja, das war richtig!« Endriel drückte ihn wieder an sich und küsste ihn auf die Wange. »Sehr, sehr richtig! Ab heute bist du mein persönlicher Held, Miko!«
    Er lächelte schüchtern. »Hauptsache, Ihnen geht es gut, Kapitän. Und Xeah. – W–Was haben die Kultleute mit Ihnen gemacht?«
    »Wir haben den Schattenkaiser demoliert!« Nelen grinste.
    »Oh«, stutzte Miko. »Was, wirklich?«
    »Später«, versprach Endriel sanft. »Jetzt müssen wir erstmal zusehen, dass wir von hier weg kommen, bevor noch mehr von den Kerlen auftauchen.« Sie

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