Rückkehr nach Kenlyn
zappelnde Gestalten in die Luft gerissen wurden, gefolgt von Flammen. Nur einen Augenschlag später lag das Schiff auch schon hinter ihnen. Keru ließ die Sonnenaugen herumschwingen und feuerte weiter – bis eine schreckliche Sonne am Himmel aufging und eine Explosion die Nacht erbeben ließ.
Endriel, Liyen und Nelen hielten sich die Ohren zu, die Münder zum Schutz ihrer Trommelfelle aufgerissen, während Scheiben klirrten und die Wände zitterten. Keru schloss nur kurz sein Auge, dann stand er wieder wie in Stein gehauen hinter dem Steuer, den Fuß des verletzten Beins auf dem Schubpedal.
Endriel schluckte. Manchmal hab ich wirklich Angst vor dir, Großer.
Da fing die Wand hinter ihnen Feuer.
Der verkohlte Fleck im Holz, das Resultat des einen Fehlschusses, musste den Brand verursacht haben. Nicht einmal Keru, auf das Steuer konzentriert und von seinen Schmerzen abgelenkt, hatte den Geruch von brennendem Holz bemerkt. Nun war es zu spät: Die Flammen fraßen sich die trockene Wand entlang; Funken stoben zu Boden und drohten auch ihn in Brand zu setzen.
»Das ist wieder sowas von typisch!« Fluchend versuchte Endriel, die brennenden Dielen auszutreten. Liyen half ihr dabei, während Nelen bemüht war, die Feuer an der Wand mit dem Windhauch ihres Flügelschlags zu löschen – aber das fachte die Flammen nur noch mehr an.
»Such irgendwas zum Löschen!«, rief Endriel. Sie lüftete ihren Hemdkragen; Schweiß bedeckte ihre Stirn. Es wurde heiß, unerträglich heiß. »Schnell!«
Nelen nickte hastig, flatterte von der Brücke. Kurz darauf kehrte sie zurück, ganz außer Atem. »Es ist nichts da!«
»Großartig!« Rauch ließ Endriels Augen brennen und brachte sie zum Husten, bis sie mit dem unteren Ende des Sonnenauges ein Loch in die Fensterscheibe schlug. Der Qualm verzog sich zwar rasch, dafür brachte sie die eiskalte Luft von draußen zum Frösteln. »Keru!«, krächzte sie. »Schaffen wir’s noch rechtzeitig zur Korona? «
»Ich weiß nicht mehr genau, wo sie liegt«, knurrte er. Der Wind ließ seine Mähne tanzen. »Dieser Scheißwald sieht überall gleich aus!«
»Irgendwo muss sie doch sein!«, rief sie. Das Feuer hatte mittlerweile die ganze Wand und einen nicht geringen Teil der Dielen erobert.
»Die Motoren sind aus!«, schnaubte Keru mit kaum unterdrückter Wut. »Sie wird auf der verfluchten Karte nicht angezeigt! Und schrei mich nicht an!«
»Ich schreie nicht, du schreist!«
»Leute!«, sagte eine völlig verschwitzte Liyen.
Endriel und Keru folgten der Deutung ihres Zeigefingers: Etwas leuchtete bläulich zwischen den Sternen.
»D-Da kommt ein anderes Schiff!«, meldete Nelen, vom Licht der Navigationskarte bunt angemalt.
Ein weiteres Mal piepste der Geisterkubus und eine nervöse Stimme fragte: »Äh, sind Sie das zufällig, Kapitän? Hier ist die Korona! Bitte melden Sie sich – ähm, es sei denn, Sie sind nicht der Kapitän, dann, äh, wäre es nett, wenn Sie uns nicht abschießen würden ...«
»Das ist mein Junge!« Nelen platzte fast vor Stolz und Glück.
»Miko!«, jubelte Endriel in den Aufzeichner des Kubus. »Miko, keine Angst, wir sind’s!«
»Kapitän!« Sie hörten ihn tieeeeeef ausatmen. »Ich dachte schon, Ihnen wäre was passiert! Sind – sind Nelen und Keru auch da? Und Liyen?«
»Wir sind alle wohlauf!« Endriel wischte sich eine Freudenträne aus dem Augenwinkel.
»Könnten Sie dann bitte so schnell wie möglich hier herkommen, Kapitän?« Miko klang tief bedrückt. »Xeah geht es nicht gut!«
Keru landete das Schattenschiff an einem kleinen Waldsee. Endriel und die anderen flohen aus der brennenden Maschine. Die Rauchschwaden aus der Brücke wuchsen weit in den Himmel, bis der kalte Wind sie zerriss. Gemeinsam beobachteten sie, wie sich die Korona aus dem Osten näherte.
»Du steckst dahinter, oder?«, knurrte Keru. »Dass der Junge so gut fliegen kann.«
Sie nickte; es gab keinen Grund mehr, es zu leugnen.
Zu ihrer Überraschung sah er davon ab, ihr den Hals umzudrehen. »Gut«, sagte er stattdessen.
»Was machen wir nun mit diesen Dingern?« Endriel hob ihr Sonnenauge. »Wenn wir sie mitschleppen und dann in die nächste Weißmantelpatrouille geraten ...«
»Hrrrhhmmm«, brummte er und betrachtete seine eigene Waffe. »Ich habe keine Lust, ohne Bewaffnung weiterzufliegen. Ich werde sie verstecken. Unter den Dielen im Mitteldeck.«
»Ist das nicht reichlich gefährlich?« Liyen verschränkte die Arme.
»Besser, als wieder dem Kult zu begegnen und
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