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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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nur Schmerz- und Schlafmittel verteilen, die Wunden säubern und verbinden. Und es treffen ständig weitere Kranke ein – wir legen die Leute auf die Korridore, weil uns Platz fehlt. Und die Leichen – Xal-Nama vergib uns. Wir wissen nicht, wohin mit den Leichen.«
    »Ich habe den Gouverneur um Unterstützung gebeten.« Telios hatte das Gefühl, seine eigene Stimme käme aus weiter Ferne.
    »Wie hat er reagiert?« Verzweifelte Hoffnung lag in Surans Katzenaugen.
    »Bislang noch gar nicht«, sagte Telios düster. »Aber das wird er, glauben Sie mir.« Er wusste nicht, ob er den Priester belog oder sich selbst.
    Vor einer Stunde hatte er den mittlerweile fünften Bericht an den Jadeturm gesandt, zusammen mit allen Fakten, die seine Leute hatten zusammentragen können – und der dringenden Bitte um Unterstützung.
    Wie die vier Berichte zuvor war auch dieser unbeantwortet geblieben.
    Möglich, dass Syl Ra Van in seinen seltsamen Träumen versunken war und seine analytischen Gaben nutzte, um nach dem bestmöglichen Weg aus der Krise zu suchen. Vielleicht hatte es ihn auch einfach nicht interessiert.
    Telios sah, wie ein Mönch den reglosen Körper eines Yadi-Kindes mit einem weißen Handtuch zudeckte. Ob es ein Junge war oder ein Mädchen, konnte er nicht sagen, doch es erinnerte an nichts so sehr, wie an einen winzigen Menschen mit Flügeln. Die Eltern, selbst von der Krankheit gezeichnet, standen über der Leiche ihres Kindes und hielten einander fest. Sie hatten nicht einmal die Kraft zu weinen.
    »Gütige Prophetin, Admiral, wer kann das getan haben?« Suran umfasste den Anhänger um seinen Hals. »Wer ist dafür verantwortlich?«
    Telios schüttelte den Kopf. »Das wissen wir noch nicht. Wir vermuten, dass eines der Schiffe, das in Xanata zur Reparatur gelegen hat, eine ... Fehlfunktion gehabt hatte und explodiert ist. Aber mehr als Theorien haben wir im Augenblick nicht.«
    Es gab keine Bekennerschreiben, keine Geständnisse, nichts. Und alle möglichen Spuren waren zusammen mit der Stadt vernichtet worden.
    Der Kult, dachte er. Es muss der Kult gewesen sein. Wer sonst?
    »Doch selbst, wenn wir die Ursache finden«, fügte er hinzu, »es wird diese Leute nicht wieder gesund machen.«
    »Nein«, stimmte Suran schweren Herzens zu. »Und ich bete zu Xal-Nama, dass sie uns die nötige Kraft gibt, um wenigstens einen Teil ihres Leids zu lindern.«
    »Ich hoffe, sie wird Sie erhören«, sagte Telios mit tonloser Stimme. »Aber ich würde mich nicht darauf verlassen ...«
    Suran legte eine Pranke auf den Arm des Menschen. »Dies ist eine schwere Prüfung, Admiral. Dennoch dürfen wir die Hoffnung nicht aufgeben. Haben Sie Vertrauen.«
    Telios antwortete nicht. Er sah ein Menschenmädchen, kaum älter als sechs Jahre, das sich dicke Strähnen seiner Haare von der krebsroten Kopfhaut zog und dabei bitterlich weinte. Neben ihm bäumte sich ein getigerter Skria auf: Ein Verband lag um seine Augen, von gelber Flüssigkeit durchweicht. Zwei seiner Artgenossen waren nötig, um ihn wieder zu beruhigen.
    »Wir werden Sie in unsere Gebete einschließen«, sagte Suran.
    »Bitte verschwenden Sie nicht Ihre Zeit.«
    Sie gingen weiter dem Ausgang entgegen, als Telios ein Geräusch hörte, das vielleicht eine Stimme war.
    Auf einer Matte links von ihm lag ein alter Draxyll; seine elefantengraue Haut war mit kirschgroßen Geschwüren übersät. Er streckte hilfesuchend eine zitternde Hand nach Telios aus, in seinen wässrigen schwarzen Augen lag ein flehender Ausdruck.
    »Bitte!«, flehte der Draxyll, begleitet von einem klagenden Ton aus seinem Horn.
    Noch immer war seine Hand mit den fünf stummeligen Fingern nach dem Admiral ausgestreckt, als würde allein die Berührung mit dem Friedenswächter ihn wieder gesund machen. Telios sah die Wunden des armen Geschöpfes und erzitterte. Er dachte an die Möglichkeiten einer Ansteckung, auch wenn er wusste, wie irrational das war, und musste sich zwingen, zu reagieren – dann ergriff er die Hand, spürte die raue, schuppige Haut unter seinen Fingern und hockte sich neben den Kranken. Dieser zeigte ein erleichtertes Lächeln und erinnerte Telios daran, dass es selbst in Zeiten wie diesen Wesen gab, die in seinem Orden ein Symbol der Hoffnung sahen. »Wir werden tun, was wir können, um zu helfen«, versprach der Admiral.
    »Ich wusste es.« Die Stimme des Draxyll klang dünn und schwach. »Ihr lasst uns nicht im Stich. Syl Ra Van vergisst sein Volk nicht.«
    »Ruhen Sie sich aus«, sagte

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