Rückkehr nach Kenlyn
mit einem roten Blitzgewitter.
Doch das Nexus-Portal hatte sich längst hinter Endriel und den anderen geschlossen.
Sie landeten auf der rot beleuchteten Brücke eines Drachenschiffs. Antriebe brummten geräuschvoll; die Maschine hielt auf ein düsteres Gebirge zu, das hinter dem schmalen Fenster aufragte. Mondlicht beleuchtete rotbraunen Fels.
Die Piloten, zwei Schatten – diesmal ungepanzert und ohne Masken; ein Mensch und ein Draxyll – wirbelten von Steuerrad und Konsole herum, im gleichen Moment, als der Nexus Endriel und die anderen ausgespuckt hatte. Keru schoss einen von ihnen, den Draxyll, nieder – doch der Mensch war zu schnell, wich dem nächsten Schuss aus, sodass dieser in die Holzwand hinter ihm fuhr und dort einen verkohlten, rauchenden Fleck hinterließ. Im Lauf hob er ein Schwert vom Boden, riss die Klinge hoch – und bekam den nächsten Schuss direkt in die ungeschützte Brust. Der feine Lichtstrahl durchbohrte seinen Körper; er hielt sich noch einen Moment, dann stürzte mit einem gurgelnden Schrei nach hinten, blutigen Schaum auf den Lippen. Das Schwert landete klirrend neben ihm.
Keru knurrte verächtlich. »Anfänger.«
Endriel rang nach Atem. Sie vermied es, die Leichen anzusehen.
Liyen sprach aus, was sie dachte: »Verdammt nochmal, war es nötig, dass du sie kaltblütig –?«
»Ja!«, grollte er und brachte sie damit zum Schweigen. Er wandte sich ab. »Sie waren zumindest drauf vorbereitet. ›Leben und sterben für den Kaiser‹.«
Liyen sah ihm düster nach. Endriel spürte, wie Nelen auf ihrer Schulter landete; ihr winziger Körper bebte. Genau wie sie selbst hatte auch die Yadi genug von all den Schießereien, den Schatten und dem Tod.
Endriel sah zu Keru, der längst zum Steuerrad gehumpelt war und dessen Kontrollen studierte. »Kannst du dieses Ding fliegen?«
Er knurrte nur, legte das Sonnenauge ab und packte das Steuer. »Sichere du das Schiff!«
Endriel nickte verstehend und lud abermals ihre Waffe durch, wobei sie inständig hoffte, sie heute nicht mehr benutzen zu müssen.
»Warte!« Liyen hielt sie am Arm fest und zeigte zum Nexus hinter ihnen, der wieder als schwarze Metallfläche erschien. »Die kommen doch da durch!«
»Nicht mehr.« Endriel schüttelte den Kopf. »Yu Nan hat die Kombination geändert.«
»Oh.« Liyen ließ sie los. »Gut zu wissen ...«
»Aber wenn wir Pech haben, sitzen noch welche von den Ratten hier in ihren Löchern.« Das Sonnenauge schussbereit in Händen, begab sich Endriel zu der dreistufigen Treppe, die neben dem Portal in einen kurzen Stahlkorridor führte. Rasch suchte sie Maschinenraum und Quartiere ab, doch sie waren allein an Bord. »Sicher«, meldete sie Keru, als sie auf die Brücke zurückeilte. »Wahrscheinlich ist die Mannschaft vorhin zusammen mit uns ins Hauptquartier marschiert.«
Nelen schwirrte an ihr vorbei zur Navigationskarte, wobei sie es ebenfalls vermied, die toten Schatten anzusehen. »Wir kriegen Gesellschaft!«, rief sie. Tatsächlich: Ein zweites Schiff verfolgte sie mit einigem Abstand. Es flog direkt hinter ihnen, so dass man es durch das Fenster nicht sehen konnte. Der andere Stahlfalke.
»Natürlich«, brummte Keru, als habe er nichts anderes erwartet, und legte die Pranken auf die polierten Griffe des Steuerrads. »Sie fliegen zurück zur Basis.«
»Das Niemandsland.« Endriel nickte.
»Und was machen wir?« Liyen spähte hinaus in die Dunkelheit. »Wir können sie ja nicht einfach abschießen.«
»Genau genommen«, begann Keru, »können wir das.« Er drückte einen Knopf und sie hörten ein altbekanntes, lang gezogenes Zischen jenseits der Brückenwände. Das Geräusch sich ladender Sonnenaugen.
»Heil dem Schattenkult«, sagte Endriel staubtrocken. »Keru, bring uns zurück zur Korona! Wir müssen Miko und Xeah suchen.«
Er funkelte sie düster an, wie immer, wenn sie ihm das Offensichtliche befahl. Er schwang das Steuer herum, das Schiff machte eine Kehrtwende, dann gab er vollen Schub, zurück in den Nadelwald, dem zweiten Schattenschiff entgegen, dessen schwarze Konturen die Sterne zu verschlucken schienen.
Der Geisterkubus piepste wie erwartet und stellte die Nachricht automatisch durch: » He, was ist da bei euch los? Wu-Gon! Rellko! Was habt ihr –? «
Keru feuerte. Kaskaden roten Lichts blitzten zu beiden Seiten der Brücke auf; glühende Strahlenlanzen zerfetzten dem anderen Schiff den rechten Flügel und rissen seine Brückenkuppel auf. Endriel sah entsetzt zu, wie zwei
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