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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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eine Stadt wie Tian-Dshi zu plündern. Für gewöhnlich fielen sie nur über wehrlose Dörfer am Rande des Nexus-Netzwerks her, wo es Tage dauern konnte, bis ein Notruf bei den Patrouillenschiffen der Weißmäntel einging.
    Sie erinnerte sich, was Andar über die verlassenen Piratenlager erzählt hatte, die seine Leute auf der Suche nach den Schatten gefunden hatten. Hatten die Säuberungsaktionen des Gouverneurs die Aasgeier zu dieser Verzweiflungstat getrieben?
    Es wird wirklich langsam Zeit für einen Beschwerdebrief!
    Plötzlich sah sie etwas am Rande ihres Gesichtsfeldes bläulich schimmern: Ein Sakedo! Die Klinge war spiegelblank poliert und lag nur knapp vier Schritte von ihr entfernt, außerhalb des Schattens der Arkaden.
    Endriel bedeutete Liyen zu warten und zeigte auf das Schwert. Liyen schüttelte den Kopf: Keine gute Idee!
    Drauf geschissen!, dachte Endriel. Sie näherte sich vorsichtig, ganz vorsichtig einer Säule – der Stein war kalt unter ihren Fingern – und spähte zu den Wächtern an den Portalen. Diese waren wachsam wie zuvor, aber ihre Blicke gingen in andere Richtungen.
    Deine Chance!
    So schnell und so leise sie konnte, schlich sich Endriel aus dem Schatten, brachte einen Schritt hinter sich, einen zweiten, einen dritten – sie ging in die Hocke, streckte die Hand nach dem Griff des Schwerts aus, konnte ihn fast berühren –
    »Hey! Da sind noch welche!«, brüllte eine Skria-Stimme.
    Endriels Herz machte einen Satz; sie packte das Sakedo, sprang unter die schützenden Arkaden. Rote Lichtlanzen folgten ihr und schlugen in der Granitsäulen ein. Sie hörten ein Fluchen, als das Sonnenauge des Schützen seine Ladung nach nur vier Schüssen verbraucht hatte.
    »Weiter!«, rief sie Liyen zu,ein völlig unnötiger Befehl. Sie nahmen die Beine in die Hand und rannten durch die Schatten. Hinter sich hörten sie die eiligen Schritte der Piraten, ihre drohenden Rufe und andere Sonnenaugen, die zischend hochgefahren wurden. Verdammt, wie sie diese Dinger hasste!
    »Da rein!«, rief Endriel. Eine weitere Querstraße tat sich rechts von ihnen auf; sie führte zwischen zwei sich gegenüberstehenden Wohnhäusern hindurch. Endriel spürte ihre Beine nicht mehr, aber sie hätte nicht anhalten können, selbst wenn sie es gewollt hätte. Sie hetzten vorbei an Fenstern, hinter denen Flammen tanzten. Qualm raubte ihnen fast den Atem und brannte in ihren Augen.
    Am Ende der Querstraße taten sich Wege nach links und nach rechts auf. Liyen zwang Endriels Blick in eine bestimmte Richtung, aber die hatte es schon längst gesehen: An der gegenüberliegenden Häuserzeile stand eine Tür offen. Sie führte in ein dreistöckiges Fachwerkhaus, zwischen einem Schmuckgeschäft mit zersplitterten Fenstern und einer halbwegs unbeschadeten Bäckerei.
    Endriel nickte.
    Eine Handvoll regloser Wesen lag auf dem Pflaster vor ihnen; Endriel vermied es, sie anzusehen, als sie die Toten rasch umrundeten. Als sie hinter der Tür verschwunden waren und diese geschlossen hatten, lauschten sie mit angehaltenem Atem.
    » Wo sind sie hin? «, grollte eine Skria-Stimme auf der Straße. Die Schritte der Piraten kamen zum Stehen.
    Endriel befürchtete, ihr Herz würde plötzlich stehen bleiben. Ihre rechte Hand hielt den Sakedo-Griff schmerzhaft umklammert.
    » Hier lang, glaub ich! «, rief ein menschlicher Pirat. Eine Frau.
    Schritte wurden wieder laut – näherten sich ihnen – und entfernten sich wieder.
    Endriel atmete geräuschvoll aus, aber Liyen hielt ihr die Hand vor den Mund: Sie wussten nicht, wer sie hier hören konnte.
    Sie standen in einem dunklen Korridor mit grau gekachelten Wänden, in dem es nach Staub, verbranntem Holz und ein wenig nach Skria roch. Falls es hier einmal Lichtkugeln gegeben hatte, waren diese defekt; die einzige Beleuchtung bildete das trüb-blaue Glühen aus den Fenstern der Vordertür und einer weiteren Tür, am anderen Ende des Korridors. Und so erkannte Endriel viel zu spät die Spuren eines Kampfes in den gesplitterten Kacheln und dem Blut an der Wand.
    Die Härchen in ihrem Nacken richteten sich auf. Sie lauschte, doch es war kein Laut zu hören, weder aus diesem Stockwerk, noch aus dem über ihnen, zu dem eine Treppe mit hölzernem Geländer führte. Zu ihrer Rechten erkannte sie drei Türen: Sie führten in einzelne Wohnungen innerhalb des Hauses, Messingschilder trugen die Namen der Bewohner. Die Schlösser hatte man aufgebrochen, die Türen waren angelehnt, manche verkohlt.
    Erst jetzt nahm

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