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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Liyen ihr die Hand vom Mund. Beide nutzten die Zeit, um zu verschnaufen.
    »Kannst du ... damit ... umgehen?«, keuchte Liyen, nach Atem ringend, die Hände auf die Oberschenkel gestemmt. Schweiß glänzte auf ihrer blassen Haut, die vom blauen Zwielicht seltsam verfärbt wurde. Der Rucksack lag auf ihr wie ein Berg aus Leder.
    Endriel brauchte einen Moment, bis sie begriff, was Liyen gemeint hatte. Sie hob das Sakedo vor ihre Augen. »Tochter ... eines Weißmantels!«, erklärte sie mit einem knappen Nicken.
    Liyen lächelte. »Dann bin ich ... klar im Nachteil.« Endriel sah sie fragend an, das Lächeln wurde breiter: »Tochter eines Fischers!«
    Endriel grinste trocken. So leise sie konnte, schritt sie durch den Korridor, bis zur Hintertür, fünfzehn Schritte weiter. Liyen folgte ihr und sah zu, wie Endriel an der Türklinke rüttelte. Sie war verschlossen, einen Schlüssel gab es nicht, zumindest nicht hier. Dann hilft nur Gewalt! Endriel wollte gerade den Fuß heben – als das Zischen eines schussbereiten Sonnenauges ertönte, gefolgt von Schritten auf der Treppe. Sie und Liyen erstarrten.
    »Na, wen ham wir denn da?«, fragte die Stimme eines jungen Menschen, unüberhörbar amüsiert.
    Diese Stimme! Endriel riss die Augen auf. Das kann nicht sein!
    »Das Schwert weg! Sofort!«
    Sie rang mit sich, wog die Chancen eines Verzweiflungsangriffs gegen den Schaden ab, den das Sonnenauge anrichten konnte.
    Das Sakedo landete scheppernd auf den Kacheln.
    »Und jetzt schön umdreh’n, die Damen – und die Hände nach oben!«
    Endriel bereitete sich auf das Schlimmste vor, als sie es Liyen gleich tat und sich mit hoch erhobenen Händen umdrehte.
    Ihr Besucher ließ nur einen Schattenriss von sich auf der Treppe erkennen, und den wie Rubin leuchtenden Kristall am Ende der Strahlenwaffe, der auf sie beide gerichtet war. Ein roter Schimmer lag auf einem halb in Schwarz maskierten Gesicht und einem Lächeln aus nicht ganz strahlenden Zähnen. »Ergebensten Dank!«
    Der Pirat machte eine Hockwende über das letzte Drittel der Treppe und landete keine zehn Schritte von ihnen entfernt. Über der rechten Schulter trug er einen vollgestopften Seesack. Das blaue Licht aus dem Türfenster beleuchtete braune Mandelaugen hinter den Schlitzen der Maske.
    Endriels Magen schlug Salti – die Stimme, das Lächeln, die Augen! Sie betete, dass die Dunkelheit ihren Sinnen einen perversen Streich spielten. Nicht er!, flehte sie. Nicht hier, nicht jetzt!
    Ohne sein Sonnenauge zu senken oder sein überlegenes Grinsen abzustellen, näherte sich der Pirat ihnen bis auf drei Schritte. »Dacht’ ich mir doch, dass ich hier unten was gehört hab!« Er sah Liyen an, die seinen Blick mit düsterer Miene erwiderte. »Mmmhm, das nenn ich mal 'nen hübschen Fang!« Dann wandte er sich zum ersten Mal Endriel zu.
    »Ach, du scheiße«, sagten sie beide: der Pirat ungläubig-erfreut, Endriel dagegen alles andere als amüsiert; ihre Befürchtungen hatten sich bewahrheitet.
    Liyen verzog den rechten Mundwinkel. »Irgendwas sagt mir, ihr kennt euch.«
    »Xeah! Xeah, hörst du mich?« Miko stand neben der Draxyll, die bewegungslos auf dem Diwan hockte, und rüttelte an ihrem Arm, doch das half nichts: Sie schien vor Angst wie gelähmt. Keru war erst seit wenigen Minuten fort, und keiner von ihnen wusste, ob und wann er zurückkehren würde. »Xeah, bitte, wir brauchen dich!«
    »Es tut mir leid, Miko«, hauchte sie. »Ich ... ich weiß nicht, was ich tun soll ...« Ihr Horn tutete lange und verzweifelt. »I-Ich will mich ja bewegen, aber mein Körper gehorcht mir nicht. Es ... es tut mir leid ...«
    Miko fühlte den kühlen Wind aus Nelens Flügeln in seinem Gesicht. »Was machen wir jetzt?«, piepste sie, die violetten Augen weit aufgerissen.
    »Die Tür!«, rief Miko aus. Er hätte sich ohrfeigen können: Nachdem Keru aus dem Schiff gestürmt war, stand die Außentür sperrangelweit auf – und dabei hatte er ihnen befohlen, sie zuzumachen! »Wartet hier! I-Ich bin gleich zurück!« Er stolperte fast von der Brücke und rannte mit wackeligen Beinen die Wendeltreppe hinab, ins Mitteldeck.
    Nelen flitzte ihm hinterher. »Was machen wir, wenn tatsächlich noch mehr Piraten anrücken? Wir können doch nicht einfach abhauen!«
    Miko sah sie über seine Schulter an. »Ich fliege nicht ohne den Kapitän!« Und mit etwas weniger Überzeugung fügte er hinzu: »Und ohne Keru auch nicht.«
    » Miko! «
    Er fuhr wieder herum und der Schreck traf ihn wie ein

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