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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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gelebt – na ja, bis auf die Yadi-Häuser, das wäre wohl etwas schwierig geworden.«
    Endriel lächelte.
    »Und trotz all der Leute um mich herum hab ich nicht gewusst, dass ich einsam war. Bis zu jenem Tag im Sommer vor drei Jahren, als ich die Gärten von Tian-Dshi besuchte. Den Rest der Geschichte kennst du.«
    »Und nach Kai warst du wieder allein – oder gab es noch jemanden?«
    »Einen«, sagte Liyen leise. »Und für viel zu kurze Zeit.« Sie schwieg und blickte zum Bullauge. Es hatte aufgehört zu schneien, die Sterne waren wieder sichtbar. »Manchmal sieht es dort draußen so friedlich aus, dass man es fast vergessen kann ...«
    » Was vergessen?«
    »Dass ein neuer Krieg heraufzieht. Egal wohin man geht, man kann es deutlich spüren, wie die Spannung in der Luft vor einem Gewitter.«
    Endriel nickte. Sie versuchte seit einem halben Jahr mit dieser Aussicht zu leben.
    »Viele werden sterben«, sagte Liyen. »Und alles könnte vermieden werden, wenn die Hohen Völker nur endlich ihre Dummheit überwinden würden.« Sie schüttelte den Kopf. »Manchmal glaube ich, wir sind in einem Kreis gefangen; er dreht sich ewig und ewig und wir können ihm nicht entkommen. Als wären wir dazu verflucht, immer wieder die alten Fehler neu zu begehen.«
    »Vielleicht«, sagte Endriel, »aber die Zukunft ist nicht in Stein gemeißelt.«
    Liyen fand ihr Lächeln wieder. »Kai hat das auch immer gesagt.«
    »Ich weiß, ich hab’s ja auch von ihm«, gestand Endriel. »Das ist einer der Gründe, warum ich mich in ihn verguckt habe: Er ist nicht der Typ, der einfach die Hoffnung aufgibt.«
    »Das hat er nie«, bestätigte Liyen. »Er weiß so gut wie ich, dass es viel zu wenig davon gibt. Vielleicht hast du Recht: Vielleicht können die Völker eines Tages erwachsen werden und aus ihrer Geschichte lernen. Das ist zumindest meine Hoffnung.« Liyen wedelte mit der Hand und zwang sich in die Gegenwart zurück. »Schluß jetzt, genug philosophiert – kümmern wir uns lieber wieder um die verdammte Armschiene!«
    »Ja«, sagte Endriel. Und sie dachte: Sei vorsichtig . Sonst fängst du noch an, mit dem Feind zu sympathisieren. Und das geht selten gut.

14. Am Drachenfriedhof
    »Wir sind so sehr beschäftigt, die Masken anderer zu durchschauen, dass wir darüber unsere eigenen ganz vergessen.«
    – Kesbra der Ältere
    Etwas funkelte so hell im Sonnenlicht, dass sie die Augen abschirmen musste. Eine Sommerbrise streichelte ihre Wangen und brachte den Duft von trockenem Gras mit sich. Als sie die Hand langsam wieder sinken ließ, erkannte sie in der Ferne die phantastischen Glastürme und hinter ihnen das Meer.
    Endriel lächelte matt. Sie wusste nicht mehr, wie oft sie schon hier gewesen war; wie oft sie im Traum die Kristallstadt wieder aufgebaut hatte. Kai hatte ihr diesen Ort einst gezeigt, und oft traf sie ihn hier wieder und sie küssten sich. Manchmal begegnete sie dabei auch ihrem Vater.
    Eigentlich fehlte nur noch ...
    » Ich grüße dich «, hörte sie eine sanfte Stimme in ihrem Verstand säuseln.
    Sie drehte sich um, unfähig, Überraschung zu heucheln. »Hallo, Yu Nan.«
    Der Sha Yang landete neben ihr im knöchelhohen Gras und faltete die ledernen Schwingen auf dem Rücken. Wie üblich bewegte sich sein winziger, fast lippenloser Mund nicht. Trotzdem glaubte sie, ihn lächeln zu sehen.
    Wie zuvor spazierten sie nebeneinander her und Endriel sah fremdartige Drachenschiffe mit Schwingen aus reiner Energie am Himmel und eine ihr unbekannte, fliegende Stadt, eingehüllt von den Schäfchenwolken dort oben.
    » Ich hatte mich schon gefragt, wann wir uns wieder sehen« , gestand Yu Nan.
    »Beschweren Sie sich bei meinem Unterbewusstsein, dass es so lange gedauert hat.« Im Gehen pflückte Endriel einen Grashalm und kaute an dessen süßem Ende. Kompliment an ihre Fantasie: Es schmeckte verdächtig real. »Allerdings wäre es mir lieber, wenn ich Sie tatsächlich mal besuchen könnte, anstatt mich immer nur hierher zu träumen.« Sie zuckte mit den Achseln. »Aber bei meinem Glück ist die verdammte Armschiene sowieso kaputt.«
    » Das ist sie nicht «, sagte Yu Nan. » Sie hat nur darauf gewartet, dass du an das Passwort denkst. Nun bin ich hier und kann dir alle deine Fragen beantworten. «
    »Natürlich.« Endriel lächelte schief. »Wissen Sie, das wäre echt großartig. Nur leider wache ich garantiert jeden Moment wieder auf und der ganze Zauber ist vorbei.« Sie ging ihm voran.
    » Dies ist kein Traum «, hörte sie Yu

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