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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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fast zu spät bemerkte er ein graues Schwert, das sich seinem Hals näherte. Telios sprang zur Seite, spaltete seinen Gegner vom Haupt bis zum Unterleib – und noch bevor dieser erloschen war, stellte er sich den nächsten Angreifern.
    Längst hatte er die Kontrolle über seinen Körper verloren, er konnte nur noch reagieren. Schweiß flog, während er unaufhörlich ausholte, zustach, wieder ausholte und einen Schatten nach dem anderen zu Nebel vergehen ließ.
    Sie kamen nun im Sekundentakt: War einer vernichtet, nahmen zwei weitere seinen Platz ein. Die Dunkelheit war grau von ihren immateriellen Leibern.
    Es waren zu viele.
    Telios wehrte sich wie ein Löwe, er tat was er konnte, die Schattenflut einzudämmen. Doch sie hatten ihn bereits eingehüllt – für jeden vernichteten Geist standen fünf weitere bereit. Und noch bevor er wusste, wie ihm geschah, fuhr ihm ein elektrischer Schlag in den Rücken.
    Die grauen Schemen schmolzen dahin, als das Licht wieder anging.
    » Runde beendet «, verkündete die Dragulia .
    Der Admiral versuchte, zu Atem zu kommen. Jeder Quadratzentimeter seines Körpers schien von glühenden Eisen bearbeitet zu werden. Du bist tot, Andar. Mal wieder.
    » Möchten Sie das Programm beenden? «
    Blut sang in Telios’ Ohren. »Nein!«, sagte er, obwohl er wusste, dass sein Körper eine Pause benötigte. Doch als er der Maschine befehlen wollte, eine neue Runde zu laden, ertönte das Piepen der Bordsprechanlage.
    Die nasale Stimme seines Ersten Offiziers Rema Quai-Lor ertönte: »Admiral, verzeihen Sie die Störung. Wir haben soeben einen Notruf erhalten.«
    »Einen Notruf von wem, Kommandant?«
    »Das lässt sich nicht genau bestimmen, Admiral. Die Nachricht ist völlig verzerrt; die Maschinen der Dragulia versuchen gerade, sie zu rekonstruieren.«
    Telios schloss kurz die Augen. Wahrscheinlich ist es der Weltuntergang , dachte er. Ich hatte mich schon gefragt, wo er bleibt. Er warf das ohnehin durchnässte Handtuch hinter sich. »Ich bin auf dem Weg!«
    Er verließ die Übungshalle; im anliegenden Waschraum duschte er für eine halbe Minute, trocknete sich ab und legte zügig seine Uniform an, wobei ihm sein ernstes Gesicht im Spiegel entgegenblickte.
    In dieser Zone des Planeten war es früher Abend. Die Dragulia hatte die Stadt Unasoi erst vor kurzem verlassen, nachdem sie dort ihre »Spitzelarbeiten« getätigt hatten, wie Telios es nannte. Nach außen hin hatte es sich dabei um eine gewöhnliche Inspektion gehandelt; der Administrator hatte viel gelächelt und von »einer großen Ehre« gesprochen, während die Leute des Admirals insgeheim ausgezogen waren, um Abhörgeräte und Aufzeichner zu verteilen, unauffällige Fragen zu stellen und Mannschaftsmitglieder als Maulwürfe zurück zu lassen.
    Nun war es Abend und es lag ein neuer Kurs gen Westen an: nach Harassadan, auf der anderen Seite von Kenlyn, wo sie die gleiche Arbeit von vorne beginnen würden. Ein weiteres Mal verfluchte Telios es, dass er in der Welt herumflog, während der Dreckskerl Monaro in der Schwebenden Stadt blieb, jenseits seiner Kontrolle. Doch um das Geheimnis der Schattenkommission zu wahren, musste er weiterhin als Kommandant der Dragulia agieren; er hatte keine Ahnung, was Monaro dem Gouverneur in der Zwischenzeit einflüsterte, aber er ahnte, dass es nichts Gutes war.
    Wann wird das aufhören?, fragte sich Telios, während er zügig die weißen Korridore durchschritt. Werden wir den Kult ein weiteres Mal zerschlagen, oder sind wir diejenigen, die als Verlierer in den Geschichtsbüchern stehen werden? Und selbst wenn wir gewinnen: Was wird die Welt über unsere Methoden sagen? Werden künftige Generationen uns überhaupt von unseren Feinden unterscheiden können?
    Wie verlockend der Gedanke war, all seine Mühen einfach zu vergessen; den ganzen Verrat, das Misstrauen und den Verfolgungswahn hinter sich zu lassen, um sich irgendwo auf dem Lande niederzulassen, weitab von all den Lügen und Manövern. Er könnte sich einen netten Mann oder eine nette Frau suchen; jemanden, der es mit einem müden Krieger wie ihm aushielt, und darauf hoffen, dass sich auch ohne ihn alles zum Guten wendete.
    Komm schon, Andar! Ein Leben als Zivilist? Das könntest du nicht mal, wenn du es wolltest!
    »Admiral auf der Brücke!«
    Jeder im Umkreis schnappte in Habachtstellung, bis Telios sie daraus entließ. Sein Erster Offizier empfing ihn mit einem Salut. Er stand so stocksteif da, dass der Admiral befürchtete, er könne wie eine

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