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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Hemdstoff unter ihren Achseln. Trotzdem schaffte sie es, ein freches Grinsen zu produzieren. »Na, dann lasst das Ding schon mal warmlaufen, Euer Schrotthaftigkeit!«
    Der Kaiser hob die Hand und der menschliche Schatten aktivierte den Apparat. Ein dunkles Brummen ertönte. Endriel presste die Lider und Zähne zusammen, wartete auf den Schmerz. Doch dieser blieb aus. Irritiert öffnete sie die Augen, kicherte. »Tja, sieht aus, als wär euer Maschinchen ka–!«
    Da jagte Feuer durch ihren Körper, heißer als jedes Sonnenauge, heißer als die Sonne selbst, und verbrannte ihre Haut, ihre Muskeln, ihre Sehnen und ihre Knochen zu Asche.
    Du wirst nicht schreien!, befahl sie sich. Nicht schreien, du wirst nicht schreien!
    Aber der Schmerz ließ ihre Gedanken bersten wie dünnes Glas.
    Nicht schreien! Nicht schreien!
    Dann erlosch das Feuer allmählich, und ihre Qualen verblassten. Verwirrt und nach Atem ringend stellte Endriel fest, dass ihr Körper noch heil war.
    »Endriel!«, hörte sie Nelen rufen. Die Yadi weinte. Hinter dem rechten Schulterstück der Rüstung erkannte sie Liyens kreidebleiches Gesicht durch das Kraftfeld.
    » Nun, Kapitän? « Der Schattenkaiser hatte die ganze Zeit wie eine Statue vor ihr gestanden. Endriel sah ihre Reflexion in dem makellosen Stahl.
    »Was?«, keuchte sie. »War das schon alles?«
    » Nein. «
    Neues Feuer loderte auf, brachte ihr Blut zum Kochen, ließ jedes Organ bersten. Ihre Nerven schienen aus weißglühendem Draht gemacht zu sein und Säure jagte durch ihre Adern. Das ganze Universum konzentrierte sich zu einer einzigen Klinge, die jede Zelle ihres Körpers durchschnitt.
    Und darüber hinweg hörte sie den Kaiser sagen: » Geben Sie uns das Artefakt, und Sie sind erlöst. Wir sorgen dafür, dass Novus heil und sicher nach Kenlyn zurückkehrt. Das ist es doch, was Sie wollen, nicht wahr, Kapitän? «
    Endriels Kiefer waren so stark aufeinander gepresst, dass sie glaubte, ihre Zähne würden zersplittern wie Glas. Eine Träne rann ihr aus dem Augenwinkel. Sie sah, wie Nelen das Gesicht mit den Händen bedeckte und mit weit aufgerissenen, violetten Augen zwischen den Fingern hindurchsah, unfähig, den Blick abzuwenden, so wie Liyen es getan hatte.
    Keru dagegen hatte ermutigend die Fäuste geballt. »Es ist nur in deinem Kopf!«, rief er. »Es ist nicht echt!«
    Aber was wusste er schon?
    Nicht schreien!, beschwor sie sich, während die Maschine sie verbrannte. Du wirst nicht schreien!
    Da verebbte der Schmerz erneut. Endriel saugte gierig die Luft ein. Sie sah an sich herab: immer noch kein Kratzer.
    » Sie können sich die Qualen ersparen, Kapitän Naguun . Geben Sie uns nur das Artefakt, und Sie und Ihre Freunde werden gut behandelt. «
    Sie fing an zu lachen: Sie wusste, dass es mehr als einen Anflug von Hysterie hatte. »Wieso denn? Es fängt doch gerade erst an, Spaß zu machen!«
    » Wie Sie wünschen. «
    Sie glaubte, sie wäre auf die nächste Welle vorbereitet – sie hatte keine Ahnung. Schmerz jagte durch ihre Nervenbahnen, wie eine Flamme, die einer Spur von Spiritus folgte. Die Maschine zerfetzte sie, Stück für Stück. Sie riss den Mund auf, so sehr, dass die Kiefer knackten; sie wand sich in ihren Fesseln, warf sich hin und her, doch es gab keinen Ort, an dem sie sich vor dem Schmerz verstecken konnte.
    Trotzdem drang noch immer kein Schrei über ihre Lippen.
    » Ist Kai Novus diese Qualen wert, Kapitän ?«
    Ja, das ist er, du wertloses Stück Schrott!, wollte sie rufen. Er ist es wert, jede einzelne Sekunde davon! Und du tust mir leid, weil du daran nicht teilhaben kannst!
    Kai. Sie klammerte sich an die Erinnerung an ihn und diesen einen ersten und letzten Kuss wie an ein rettendes Seil. Doch er entglitt ihr, langsam und unaufhörlich, während sich ihre Organe zu verflüssigen schienen.
    Und dann ...
    ... fing sie an zu singen!
    Das erstbeste Sauflied, das ihr einfiel. Sie sang und grölte es lauthals hinaus und lachte, als sie Textzeilen durcheinander brachte oder ihr die Stimme zwischendurch zu einem Kieksen entgleiste.
    » Hey, trink noch eins, trink noch eins, trink noch eins! «, brüllte sie. » Hey, trink noch zwei, trink noch zwei, trink noch zwei! « Unter Qualen hob sie den Kopf und sah das schwarze Monstrum vor ihr an. »Warum ... singst du nicht ... Blechmann? Zu ... vulgär?« Und wieder schüttelte sie ein Lachen, das ihr den Bauch und die Eingeweide zerriss, und sie konnte nicht aufhören zu lachen. Und vor ihrem inneren Auge sah sie Kai

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