Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
Vom Netzwerk:
die Beine. Dreck und Tannennadeln klebten an ihren Sachen und in ihrem Gesicht. Sie wischte sie ab. Ihre Zehen und Fingerspitzen waren noch halb taub, dafür dröhnte ihr Schädel umso mehr.
    Die Armschiene!
    Endriel atmete aus, unendlich erleichtert, als sie das Artefakt um ihren Unterarm noch fühlte. Anscheinend waren die Kultisten auf ihren Bluff hereingefallen. Eine andere Erklärung hatte sie nicht für die Tatsache, dass ihr Körper noch in einem Stück war.
    Sie trat so nahe an die lärmende Lichtbarriere heran, dass die Elektrizität ihre Nasenspitze kitzelte, und blickte in einen perfekt runden Raum, vielleicht etwas größer als die Brücke der Korona . Weitere Kraftfeldzellen waren in die Wände eingelassen und summten und brummten in friedlicher Eintracht. Sie ließen nur eine Lücke für eine massive Stahltür, in die ein altbekanntes Zeichen graviert war: die Rune Shadûr . Nicht, dass sie mit etwas anderem gerechnet hatte.
    Eine schräge Liege mit ledernem Polster stand in der Mitte des Raumes. An beiden Seiten der Kopfstütze waren Geräte angebracht, die sie an silbern schimmernde Gongs erinnerten. Endriel hatte eine Vorrichtung wie diese noch nie in ihrem Leben gesehen, aber es war offensichtlich, dass sie nicht zur Entspannung diente.
    »Scheiße«, flüsterte sie.
    »Endriel?«, piepste eine Stimme ganz in ihrer Nähe. »Endriel, bist du wach?«
    »Nelen?« Sie sah sich um – und tatsächlich: Durch das wabernde Feld erkannte sie ihre Freundin, nur ein paar Zellen entfernt.
    »Endriel! Den Geistern sei Dank!«
    »Endriel!«, hörte sie Liyen aus entgegengesetzter Richtung rufen. Sie befand sich vier Zellen weiter von Nelen; ihr Haar war durcheinander und ihr Gesicht dreckig (soweit sie das durch zwei Kraftfelder erkennen konnte). Sie wirkte so erschöpft wie Endriel sich fühlte. »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Ja«, log Endriel. Sie hatte einen riesenhaften Schemen in einer anderen Zelle ausgemacht; durch die verzerrten Farben der Lichtbarriere wirkte er fast rosa. »Keru!«
    »Wer sonst?«, knurrte er.
    Sie hatte fast Angst zu fragen. »Wo ... wo sind Miko und Xeah?«
    » Wir haben Ihre Freunde entkommen lassen, Kapitän Naguun «, ertönte plötzlich eine groteske Stimme von der anderen Seite des Raums. Die Stahltür hatte sich geöffnet und hallende Schritte kamen näher.
    Unwillkürlich wich Endriel bis zur Marmorwand zurück. Die Härchen an ihrem Unterarm richteten sich auf.
    Sie hörte Nelens ängstliches Keuchen und Liyen, die flüsterte: »Oh, Scheiße ...«
    Eine massige Rüstung marschierte auf, ganz aus schwarzem Stahl gefertigt; ein weiter Samtumhang umhüllte Arme, Beine und Torso. Wuchtige Schulterstücke passten gerade so durch den Türrahmen, ohne anzustoßen – Rubine oder sehr gute Imitate, so groß wie ihre Faust, waren darin eingelassen. Sie glühten in dem gleichen inneren Licht, das auch die zwei Schlitze in dem Helm erfüllte.
    Endriels Herz setzte einen Schlag lang aus. Jahrelang war er als Gespenst durch ihre Alpträume gehuscht. Ihn nun zu sehen, in Fleisch und Blut, oder besser Stahl und Samt, war, als würde ihr der Tod persönlich die Hand reichen.
    Der Schattenkaiser blieb neben der Liege in der Mitte des Raums stehen: Seine Bewegungen waren fast schwebend, als würde er auf lautlosen Rollen fahren. » Der Junge und die alte Draxyll waren die Mühe nicht wert. Ihre drei Freunde hier sind für unsere Zwecke völlig ausreichend. « Seine Stimme klang metallisch und entstellt – wie etwas, das eine dämonische Maschine hervorbrachte und kein lebendes Wesen.
    Zwei Schatten folgten dem Kaiser: ein muskulöser Mensch und ein Skria von Kerus Statur. Beide waren restlos verhüllt; das Purpurlicht der Kraftfelder spiegelte sich auf ihren dunklen Visieren. Sie trugen Rückengurte mit Sonnenaugen und Messer an den Gürteln. Mit respektvollem Abstand blieben sie hinter ihrem Gebieter stehen, während sich die Tür mit der Rune darauf von selbst wieder schloss.
    » Willkommen zurück, Weißer Tod. « Der Schattenkaiser wandte sich an Keru. » Wir haben dich nicht vergessen. «
    »Das hatte ich auch nicht angenommen«, knurrte der Skria, ohne dem stechenden Blick der schwarzen Maske auszuweichen. Doch seine Stimme klang ungewohnt leise.
    »Lassen Sie sie gehen!« Endriel merkte nicht, wie ihre eigene Stimme bebte. »Und wo Sie schon mal dabei sind, mich können Sie auch gehen lassen! Sie haben sich die ganze Mühe umsonst gemacht, Majestät! Die Armschiene –
    »

Weitere Kostenlose Bücher