Rueckkehr nach River's End
es noch längst nicht zu Ende war, daß es noch mehr Tote geben würde.
Livvy. Der Name war ein leises Dröhnen, das Beben eines verzweifelten Geistes. Die Liebe zu ihr war so wirklich wie in dem Augenblick ihrer Geburt. Und die Angst vor ihr war so wirklich wie in der Nacht, als das Blut geflossen war.
Sie würde nur geopfert werden, wenn es keinen anderen Weg gab.
Und der Verlust würde auf ewig wie eine offene Wunde im Herzen schmerzen.
Dreiundzwanzigstes Kapitel
D raußen? Was meinst du damit, er ist draußen?«
»Er wurde vor zwei Wochen entlassen. Sein Anwalt hat einen Härteantrag gestellt, und seine Entlassung wurde vorverlegt.«
Frank ließ sich in einem Liegestuhl nieder, da sein Sohn den bedeckten Himmel und den menschenleeren Strand dazu genutzt hatte, im Freien zu arbeiten.
»Verdammt!« Noah stand auf und marschierte von einem Ende der Veranda zum anderen. »Verdammt. Er muss es gewußt haben, als ich ihn das letzte Mal besuchte. Aber er hat mir nichts gesagt. Heute nachmittag ist es mir endlich gelungen, eine Konferenzschaltung mit Smith zu organisieren, und sein Assistent hat es auch nicht erwähnt. Wo zum Teufel ist er?«
»Das ist mir nicht bekannt. Ich hatte gehofft, daß du es vielleicht wüsstest . Ich würde Tanner gern im Auge behalten.« Frank dachte an den Schock und die Furcht in Olivias Augen. »Um der alten Zeiten willen.«
»Er hat sich nicht die Mühe gemacht, mir seine Nachsendeadresse zu geben. Ohne ihn ist das Buch gestorben.« Noah starrte auf die Papierstapel, die mit Flaschen und einer großen Muschel beschwert waren. »Ohne ihn und Liv ist die Sache gelaufen. Die Fäden laufen bei ihnen zusammen. Vorzeitige Entlassung?« Er sah Frank wieder an. »Nicht etwa Bewährung, also muss er sich nicht melden.«
»Er hat seine Zeit abgesessen. Der Staat Kalifornien betrachtet ihn als rehabilitiert.«
»Und du?«
»Welcher Teil von dir stellt mir diese Frage? Mein Sohn oder der Autor?«
Noahs Gesicht wurde ausdruckslos und verschlossen. »Egal.«
»Ich wollte damit nicht sagen, daß ich nicht antworten will, Noah, ich bin nur neugierig.«
»Du bist derjenige, der das, was ich bin und was ich tue voneinander trennt. Für mich gehört beides in dieselbe Schublade.«
»Du hast recht. Darüber habe ich in letzter Zeit viel nachgedacht.« Frank seufzte, legte seine Hände auf die Knie. »Ich hatte gehofft, du würdest ein Cop. Ich vermute, der Gedanke ging mir schon lange im Kopf herum. Ich habe mir immer vorgestellt, daß du bei der Polizei anfangen würdest, solange ich noch dabei bin.«
»Ich weiß, daß ich dich enttäuscht habe. Aber ich bin nun einmal nicht dafür geschaffen.«
Frank wollte schon widersprechen, doch dann be schloss er, seinem Sohn statt dessen die Wahrheit zu sagen. »Ich hatte kein Recht dazu, enttäuscht zu sein. Und ich weiß, daß du nicht dafür geschaffen bist, Noah, aber manche Dinge brauchen ihre Zeit. Als Kind hast du dich immer für meine Arbeit interessiert. Du hast sogar Berichte geschrieben.« Er lachte. »Du hast mich über meine Fälle ausgefragt und alles aufgeschrieben. Das habe ich nicht richtig eingeschätzt. Als du Journalist wurdest, dachte ich, daß du aus dieser Phase herauswachsen würdest. Doch das geschah nicht, und ich war enttäuscht. Das ist mein Versagen, nicht deins.«
»Ich wollte nie Verbrechen aufklären, Dad. Ich wollte sie studieren.«
»Das habe ich ignoriert. Stolz hat immer zwei Seiten, Noah. Als du anfingst, Bücher zu schreiben, in Fällen herumzuwühlen, die vergessen und vorbei waren, habe ich das als Kritik an meinem Job aufgefasst . Als ob es nicht genug wäre, Beweise zu sammeln, den Täter zu verhaften, ihn vor Gericht zu stellen.«
»Das war nie der Grund.«
»Nein, aber ich habe uns meinen Stolz in die Quere kommen lassen, habe nicht gesehen, was du tatest, warum du es tatest und was es dir bedeutet. Ich möchte, daß du weißt, wie leid mir das tut. Es tut mir leid, daß ich dir nie den Respekt entgegengebracht habe, den du dafür verdienst, daß du die Arbeit machst, zu der du bestimmt bist, und daß du sie so gut machst.«
»Wow.« Emotionen überkamen Noah, lösten die Spannung in seinen Schultern, derer er sich gar nicht bewusst gewesen war. »Der Tag ist voller Überraschungen.«
»Ich bin immer stolz auf dich gewesen, Noah, du hast mir immer Freude bereitet, als Sohn und als Mensch.« Frank konnte kaum weitersprechen.
»Ohne dich wäre ich nie dazu fähig gewesen.«
»Noah...« Liebe
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