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Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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bewundert, beneidet wurde, worin lag dann der Sinn, essen zu gehen?«
    Er biss in den Taco und ignorierte, daß Tomatenstückchen, Salat und Sauce auf seinen Teller platschten. Einen Augenblick lang aß er in konzentriertem Schweigen, mit einer grimmigen Entschlossenheit, die er sich vermutlich beim Essen im Gefängnis angewöhnt hatte.
    »Ich war ein Arschloch.«
    Noah zog eine Augenbraue hoch. »Darf ich das zitieren?«
    »Darum geht es doch, oder nicht? Ich hatte alles - Erfolg, Bewunderung, Macht, Reichtum. Die schönsten Frauen der Welt waren in mich verliebt. Ich war davon überzeugt, daß ich all das verdiente, deshalb wusste ich es nicht zu schätzen. Ich habe alles als selbstverständlich betrachtet. Deshalb habe ich schließlich auch alles verloren.«
    Noah hielt die Augen auf Sams Gesicht gerichtet und nippte an seinem Bier. »Haben Sie Ihre Frau getötet?«
    Zunächst antwortete Sam nicht, sah nur zu, wie die Sonne im Meer versank. »Ja.« Seine Augen bewegten sich. »Haben Sie erwartet, daß ich es leugne? Warum sollte ich? Ich habe zwanzig Jahre lang für das, was ich getan habe, bezahlt. Manche würden sagen, daß es noch nicht genug ist. Vielleicht haben sie recht.«
    »Warum haben Sie sie getötet?«
    »Weil ich nicht das sein konnte, was sie von mir erwartete. Jetzt fragen Sie mich, ob ich in jener Nacht die Schere genommen und damit auf sie eingestochen habe.«
    »Na gut. Haben Sie?«
    »Ich weiß es nicht.« Sams Blick wanderte wieder zum Wasser, er betrachtete es träumerisch. »Ich weiß es einfach nicht. In meinem Gedächtnis existieren zwei Versionen, beide erscheinen mir völlig real. Doch irgendwann kam ich zu dem Schluss , daß es unwichtig ist. Dann habe ich erfahren, daß ich sterben muss . Seitdem muss ich wissen, welche der Versionen wahr ist, und Sie werden es für mich herausfinden.«
    »Welche werden Sie mir erzählen?« »Zunächst einmal keine von beiden. Ich brauche Geld. Bei dieser Bank hier habe ich ein Konto eröffnet.« Er zog ein Stück Papier heraus. »Das ist meine Kontonummer. Sie können eine Überweisung veranlassen. Das ist wohl der einfachste Weg.«
    »In Ordnung.« Noah steckte den Zettel ein. »Morgen ist das Geld da.«
    »Dann reden wir morgen weiter.«
    Am nächsten Morgen rief Noah Olivia an, erwischte sie am Empfangspult im Zentrum. Er war noch naß vom Duschen nach dem Strandlauf und brachte sein Hirn gerade mit Kaffee auf Touren. Der Klang ihrer Stimme, forsch, effizient, ein wenig kehlig, ließ ihn lächeln.
    »Hallo, Miss MacBride. Hast du mich vermisst ?«
    »Nicht besonders.«
    »Das nehme ich dir nicht ab. Dazu hast du meine Stimme viel zu schnell erkannt.« Sie stöhnte.
    »Wie könnte ich nicht? Immerhin redest du für drei.«
    »Und du redest nicht genug, aber ich habe deine Stimme in meinem Kopf gespeichert. Ich habe letzte Nacht von dir geträumt, in sanften Pastellfarben und in Zeitlupe. Wir haben uns am Ufer eines Flusses geliebt, das Gras war kühl und feucht und voller Wildblumen. Als ich aufwachte, konnte ich dich noch schmecken.«
    Einen Augenblick blieb sie still und holte dann Luft. »Das ist interessant.«
    »Bist du nicht allein?«
    »Im Moment nicht. Danke Curtis, ich kümmere mich darum.« Wieder schwieg sie. »Das Flussufer ist öffentliches Eigentum.«
    Noah lachte auf. »Langsam bin ich richtiggehend verrückt nach dir, Liv. Gefallen dir die Blumen?«
    »Sie sind sehr schön und völlig überflüssig.«
    »Natürlich. Aber sie haben dafür gesorgt, daß du an mich denkst. Ich möchte, daß du immer an mich denkst, Liv, damit wir dort weitermachen können, wo wir aufgehört haben.«
    »Wann kommst du her?«
    »In ein oder zwei Wochen - vielleicht eher, wenn ich es schaffe.«
    »Um diese Jahreszeit ist das Gästehaus immer ziemlich ausgebucht.«
    »Dann lasse ich mir eben etwas einfallen. Liv, ich muss dir sagen, daß ich Tanner gesehen und mit ihm gesprochen habe. Er ist hier in Los Angeles.«
    »Ich verstehe.«
    »Ich dachte, es ist dir lieber, daß du weißt, wo er ist.«
    »Ja, vermutlich. Ich muss jetzt...«
    »Liv, du kannst mir ruhig sagen, was du empfindest. Vergiß das Buch, betrachte mich einfach als jemanden, der dich mag. Du kannst mit mir reden.«
    »Ich weiß nicht, was ich empfinde. Ich weiß nur, daß ich mein Leben nicht davon beeinflussen lassen kann, wo er ist oder was er ist. Das werde ich nicht zulassen.«
    »Vielleicht würdest du feststellen, daß Veränderungen nicht immer negativ sind. Ich lasse dich wissen, wann

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